Auf unserer (1:72-)Vietnam-Spielplatte setzen wir eine ganze Reihe von Geländeaufliegern ein. Unterschiedliche Höhen und Formen und wechselnder Bewuchs bringen Vielfalt und Abwechslung in die Landschaft auf der Spielplatte. Heute möchte ich den Bau des hoch aufragenden Klippenauflegers, der an der Biegung des Flusses zu liegen kommt, in allen Einzelheiten darstellen.
Geländebau in Vietnam: die Klippe entsteht
Die Geländeauflieger fertigen wir aus 4cm-Styrodur-Platten. Soll ein Geländestück höher aufragen, legen wir mehrere Platten aufeinander. Allerdings haben Plasti und ich beschlossen, dass wir zunächst nur zwei Plattendicken hoch bauen werden.
Zum Einen kommt oben ja noch Vegetation in Form von Bäumen drauf, die selbst 8-10 Zentimeter Höhe erreichen können. Zum anderen wird es ab 20-30cm Höhe dann auch schwierig, wenn man mit der Hand in die Lichtung greift, um Figuren und Fahrzeuge zu bewegen.
Die Gefahr, dass man die Lichtung ungewollt vergrößert, ist einfach da. Daher haben wir 22cm Höhe (Oberkante Baumkronen) als Maximalhöhe bestimmt. Auch unsere Transportkisten haben als lichte Höhe dieses Maximalmaß.
Die Platten kleben wir mit PONAL Holzleim aufeinander. Dann werden die Seitenkanten mit einem Heißdraht-Styrodur-Schneider geschnitten. Der Schnitt erfolgt al gusto und frei nach Geruch und Gehör. In diesem Fall hat Landschaftsarchitekt Sturmi höchst selbst Hand an den Schneider gelegt und die Klippe gestaltet.
An zwei der vier Seitenflächen schnitt ich eine vertikale Fläche, die von Sockel bis First durchgeht. Dies sollte das namensgebende Element des „Klippen“-Aufliegers werden.
Die Oberfläche des Aufliegers und vor allem des Bereichs „Klippe“ überzog ich mit Innenspachtel aus dem Baumarkt. Mit dieser formbaren Masse brachte ich auch die Strukturen auf, die man jetzt am fertigen Modell an der Klippe erkennt.
Zum Modellieren und Auftragen benutzte ich einen rautenförmigen Spatel.
Wege und Lichtungen im tropischen Regenwald
Natürlich sollen sich auch Figuren durch den Urwald bewegen können. Sicher nicht nach Lust und Laune, aber doch hie und da. Hierzu muss so ein Geländeauflieger freie Stellen im Urwald erhalten. Diese sollen dann auch eine abweichende Gestaltung des Bodens erhalten.
Wie gestalte ich diese Stellen? Nun, zunächst plane ich deren Lage und Dimension. Die Lichtungen sind ja nur dann Lichtungen, wenn sie ringsum von Wald eingeschlossen sind. Ergo kommen die Lichtungen stets in Aufliegermitte. Einen oder mehrere Zugänge von außen soll es auch geben, damit man das Areal der Lichtung von mehreren Seiten betreten und verlassen kann.
Die Kontur einer Lichtung habe ich jeweils auf den Auflieger aufgezeichnet und sodann die Fläche der Lichtung mit PONAL Holzleim bestrichen. In den Holzleim gab ich feinen Aquariumkies und drückte diesen fest. Nach Aushärten (cirka 6h) konnte dann der Auflieger bemalt werden.
Wie hoch ragen die Bäume im tropischen Regenwald auf?
In Vietnam spricht man vom tropischen Regenwald. Dort wachsen die Pflanzen sehr dicht nebeneinander. In der Höhe weist der tropische Regenwald eine sogenannte vertikale Staffelung auf. Diese wird auch als Stratifikation oder Stockwerkbau bezeichnet. Vier bis sechs Etagen sind hier ausgeprägt. Die Übergänge sind meist fließend.
- Bodenschicht
Diese Schicht besteht aus dem Wurzelwerk aller Pflanzen und einer dünnen Humusdecke - Krautschicht
Hierzu zählen vor allem Moose, Farnpflanzen und Bodendecker. - Strauchschicht
Sie geht bis in eine Höhe von etwa 5 Metern.
Im Maßstab 1:72 entspricht dies etwa 7cm. - Schicht der niedrigen Bäume
Sie findet sich in etwa 20-30 Meter Höhe.
Im Maßstab 1:72 entspricht dies etwa 27-41cm. - Kronenschicht
Sie bildet das Hauptkronendach und ist in etwa 40 Meter Höhe zu sehen.
Im Maßstab 1:72 entspricht dies etwa 55cm. - Baumriesen
Die so genannten Überständer. Deren Höhe beträgt bis zu 60 Meter. Sie überragen das Hauptkronendach.
Im Maßstab 1:72 entspricht dies etwa 83cm.
Diese Gegenüberstellung macht schnell deutlich, dass eine originalhohe Bestückung der Spielplatte durch ihre Dimensionen sowohl Lagerprobleme, Spielprobleme als auch Transportprobleme aufwerfen würde. Wir haben allerdings mit der Gestaltung der Bewaldung den Anspruch, dass die Geländeauflieger schon „urwaldig“ aussehen sollen.
Der gefühlte Urwald: was man so pflanzt?
Für uns muss auf großen Teilen der Auflieger eine geschlossene „Pflanzendecke“ aufliegen. Das dichte Hauptkronendach des Urwalds ist für uns signifikant und wird stark mit zum Urwaldgefühl beitragen. Wir haben zuerst einen Versuch mit Islandmoos gemacht – und das Ergebnis für sehr gut befunden. Das fein verästelte Islandmoos gibt auch bei nahem Hingucken eine dichte Baumkrone vor, wie wir sie erwarten.
Hier zwei Fotos vom Auslegen von zwei Aufliegern auf der Geländeplatte. Beide wurden einfach dicht mit Islandmoos bedeckt. Baumstämme und weiteres Astwerk wurden noch nicht eingearbeitet. Learning aus den ersten Versuchen: Islandmoos ist für uns die Lösung für die Belaubungsfrage. Und: das Mittlere Grün der Anbieter aus dem Modellbahnbereich ist am angenehmsten.
Den Bedarf für unsere Spielplatte von 1,30 x 2,40 Meter Fläche haben wir auch mal errechnet: es würden wohl etwa 5 Kilogramm Islandmoos sein. Das sehr leichtvolumige Islandmoos ist mit 5 Kilogramm dann schon recht raumfüllend.
Der Urwaldboden
Am Boden des Urwalds – der sogenannten Bodenschicht – findet man ausschließlich Wurzeln und Humus. Hier gibt es nicht viel zu gestalten. Wir streichen die Auflieger mit einer dunkelbraunen Farbe als Grundfarbe. Hierzu benutzen wir schlichte Wandfarbe von Alpina im Farbton „Chocolat“.
Farbwahl
Bei der Auswahl des Farbtons haben wir einen dunklen Braunton mit hohem Rotanteil gesucht. Es hätte durchaus auch ein anderer sein können. Dieser hier kam unseren Vorstellungen am nächsten.
Die Klippe
Die senkrecht aufragenden Flächen am Auflieger, also das, was man eigentlich als die Klippe bezeichnen würde, strich ich grau. Hierzu haben wir keine Wandfarbe besorgt, da die graue Fläche nur auf wenigen Aufliegern zum Einsatz kommen würde und somit nur sehr wenig graue Farbe benötigt werden würde.
Die Farbe REVELL Aquacolor 361 78 Panzergrau war mit dabei, aber auch REVELL Aquacolor 361 78 Mausgrau und das REVELL Aquacolor 361 78 Mittelgrau. Ich begann die Colorierung mit dem dunkelsten Farbton und setzte nach dem Abtrocknen die Arbeiten mit dem Trockenbürsten in stets heller werdenden Farbtönen fort. Zum Schluss nutzte ich auch noch Weiss für ausgewählte Stellen.
Wege und Lichtungen: Reprise
Die Wege und Lichtungen habe ich vor der Belaubung mit dem Farbton Revell AQUACOLOR 361 85 Braun matt trockengebürstet. Dies ist die einfachere Variante.
Eine kompliziertere Variante ist es, die Lichtung zuerst mit eben diesem Braun zu bemalen, dann nach dem Abtrocknen mit wässriger Lasur von Lederbraun die Tiefen zu betonen. Anschließend folgt dann wieder ein Trockenbürsten mit gelblichem Beige. Das Ergebnis ist sehr viel besser als bei der schnellen Variante. Allerdings ist der Aufwand auch sehr viel höher.
Wir haben uns für die schnellere Lösung entschieden, da deren Ergebnisse bereits sehr gut sind. Der Klippen-Auflieger wurde allerdings nach der aufwändigeren Methode gestaltet. Der Unterschied ist im Changieren der Farbe des Lichtungsbodens zu sehen.
Das oberste Plateau wurde in Grautönen gehalten. Hier gehen wir von felsigem Boden aus.
Hier zwei Bilder von der Lichtung auf dem Klippenauflieger.
Soviel erstmal zum Aufbau des Aufliegers „Charly-Klippe“. Wie der Auflieger bewaldet wird, berichten wir in den nächsten Tagen.
Stay tuned!
Sturmi
Bildnachweis: © #1 von Elke Freese – Eigenes Werk (selbst gezeichnet/drawn by myself), Gemeinfrei alle anderen schwarzer.de