Widmet sich der Sturmi jetzt dem Bau von Industriehallen? Nö! Sturmi räumt auf. Letztes Jahr habe ich zwei Bestände (neudeutsch: Konvolute) an Modellhäusern von abgebauten Modelleisenbahnen geschenkt bekommen. Seit dem stehen die beiden Kisten im grünen Salon herum und jedesmal wenn der Sturmi die beiden Kisten zur Seite räumt, um an Wichtiges heranzukommen, nervt das total an. Jetzt war die Zeit gekommen, mal aufzuräumen, Brauchbares zu behalten und Flüssiges an die Welt da draussen zurückzugeben.
Bau von Industriehallen im Maßstab 1:285
Ja, und die Kiste mit den Überbleibseln der Modellbahn aus Sturmis Jugend wurde im Keller gesucht und in den „Arbeitsprozess“ integriert. Das Foto von dem überquellenden Wohnzimmertisch erspare ich euch. Kann nur sagen, es blutete das Herz, denn es stand fest, dass 80% des Bestandes gehen müssen. Bei manchem fiel es leicht, wie dem Bahnhof „Schönblick“ oder dem Fliegenpilz-Kiosk, der in drei Exemplaren da stand.
Plöpp, da stand auf einmal eine kleine Fabrikhalle im N-Spur-Maßstab (?) vor dem Sturmi. Knubbelig und klein. Was macht man damit? Sofort rattern die Rädchen in des Sturmis Hirn und der Ideenkompuster spuckt „Behalten!“, „Eignung für 6mm“, „Aufgegebene Industriehalle“ und Ähnliches aus. „Ööööth, Ööööth, Ööööth“ erklingt die Warnsirene und der Sturmi beschließt, die kleine Fabrikhalle (6cmx3cm Grundfläche) zu behalten.
Die kleine Halle ist nicht das Einzige, was bleiben wird. Was genau noch, das verrate ich euch demnächst…
Eine spontane Aktion folgt
Bei herrlichem Bastelwetter ergreift der Sturmi die Gelegenheit und versucht sich gleich mal an dem Objekt. Es ist einer von den einfachen Hausbausätzen, wie sie vor 30-40 Jahren überall im Modellbahnfachhandel zu Tausenden verkauft wurden. Idee des Spontan-Baumeisters: einfach mal nur nen Wash drüberziehen und dann mit ein bissel Trockenbürsten das Dingen von Einfachplastik mit etwas Patina versehen und aufhübschen. Wenn der beschleunigte Bau von Industriehallen gelingt, dann darf die Industriehalle bleiben. Wenn es in die Hosen geht, schließt sich die Industriehalle den Kollegen an und wandert.
Bau von Industriehallen Step 1: nen Wash drauf
Funktional bewirkt der Wash mit „Game Color 73.201 Black Wash“ ein Abdunkeln aller vertieften Stellen des Modells. Rillen und Ritzen werden dunkel, erhabene Stellen werden später mit dem Trockenbürsten aufgehellt. Das gibt später Struktur auf die sehr glatte Oberfläche des Plastikgehäuses der Industriehalle.
Nach dem Auftrag des Black Wash habe ich die Industriehalle gut trocknen lassen. Andernfalls hätte es beim Trockenbürsten womöglich unschöne Farbverwischungen durch Restflüssigkeit von dem Wash gegeben. Der Game Color Wash ist übrigens ein Wash auf Acryl-Basis. Den nehme ich lieber, da er wasserlöslich ist und so der Pinsel anschließend wieder schneller einsatzklar für andere Farbaufträge ist.
Bau von Industriehallen Step 2: Grüne Partien trockenbürsten
Im nächsten Schritt kommen die grünen Hallentore dran. Die sollen mit der Revell Aquacolor 361 67 Grüngrau an den Kanten ein wenig betont werden.
Das Resultat ist keine Revolution, sondern eher ein kleiner Part der Evolution. Aber ohne diesen Step würde das Endergebnis irgendwie unvollständig ausschauen.
Bau von Industriehallen Step 3: Beige trockenbürsten
Mit der Revell Aquacolor 361 89 Beige gehe ich an das Dach. Die erhabenen Stellen des Wellblechdachs der Industriehalle sollen in sowas wie Grau erscheinen. Ich wähle den Farbton „Beige“, weil dieser etwas wärmer wirkt. Das ist eigentlich nur ne Farbnuance, jedoch wirkt sich diese total auf den Gesamteindruck des später fertigen Modells aus.
Bau von Industriehallen Step 4: Die Ziegel trockenbürsten
Die Industriehalle ist ein alter Ziegelbau. Wenig Schmuckornamente, mehr plain vanilla, wie man heutzutage sagen würde. Der Bau von Industriehallen war in den jungen Jahren des Modellbahnbaus recht puristisch. Heute hat man da schon schönere Bausätze.
In unserem Fall bedeutet dies, dass die Ziegelsteine der Industriehalle einfach mit einem rötlichen Farbton trockengebürstet werden sollten. Die Kanten der Backsteine akzentuieren, nothing more. Ich wähle meine „Vietnam“-Farbe, die Revell Aquacolor 361 85 Braun für diesen Arbeitsschritt beim Bau der Industriehalle.
Blöderweise ist die Farbe heute (frische Dose aufgemacht) mal wieder recht dünnflüssig. Bei Revell fällt das immer wieder sehr unterschiedlich aus. Mal deckt sie besser, mal deckt sie schlechter. Qualität ist irgendwie anders…
Das Ergebnis zeigt klar: Der Auftrag dieses Farbtons ist neben dem Wash der wichtigste Schritt beim Finishing der Industriehalle. Die anderen Farbaufträge hätte man streng genommen weglassen können. Dann wäre der Industriebau aufgrund des Washs dusterer geblieben, wäre jedoch von dem rötlichen Braun so stark geprägt worden, dass dies eigentlich auch ausgereicht hätte. Das Auge spielt einem da nen gewaltigen Streich.
Bau von Industriehallen Step 5: Helloliv für Fensterkreuze
Noch ein wenig Kosmetik oder Eye Candy. Mit Revell Aquacolor 361b45 Helloliv, einem sehr, sehr hellen Grünton, welcher wohl aus dem Grüngrau entstanden sein dürfte, belege ich die Streben der Fenster (Fensterkreuze trifft es doch nicht ganz). Es geht mir mehr darum, den ostereiergrünen Farbton der Streben unruhiger zu gestalten. Das Helloliv hat auch was Verwittertes, das kommt ebenfalls sehr gut.
Bau von Industriehallen Step 6: Garten- und Landschaftsbau
Na, Garten- und Landschaftsbau ist vielleicht etwas übertrieben. Es geht mir mehr um etwas Patina und das Aufzeigen des „Verlassenwordenseins“ der Industriehalle. Ach ja, es gibt da noch etwas, was ich beichten sollte. Euch ist sicher die eine kleine Tür an der Hallenecke neben den kleinen Fenstern aufgefallen. Die ist absolut zu groß für dem Maßstab 1:285. Da können Riesen durchgehen und man empfindet die Tür als „falsch“. Diese Tür muss wegretouchiert werden. Wozu man im richtigen Leben Photoshop bemühen kann, muss beim „Bau von Industriehallen“ mit Abdecken erledigt werden In diesem Fall passiert das Abdecken mit Grünzeug, Buschwerk. Was zugewuchert ist, sieht man nicht mehr und gut ist.
Zur Begrünung der Industriehalle nehme ich das recht dankbare Clump-Foliage. Die Clumps sind ein wenig klumpig, ich glaube, das Zeugs jibbet auch in kleineren Bröseln. Da ich aber nur diese Größe vorrätig habe, muss die eben drauf. Mit der Pinzette rupfe ich kleinere Büsche aus und schraube die an die Industriehalle dran. Als Schraube nehme ich den guten alten PONAL, Problemlöser für fast alle Haftungsfragen bei mir.
Von meinen 20mm-Bäumen habe ich noch größere Mengen abgefallenes Laub vorrätig. Dieses ist wesentlich grobporiger als das Clump Foliage. Ich mische es unter das angeklebte Buschwerk, auch um mehr Varianz ins Bild zu bringen. Ich finde, das Gesamtbild gewinnt auf diese Art.
Bau von Industriehallen Step 7: Nur Gugge, nix mache!
Ja, das war’s auch schon. Jetzt rasch noch ein paar Fotos vom fertigen Werk. Die Industriehalle habe ich mit den vier Gun Motor Carriage der US Army auf meinem 1:72 Dio von Jan Sobiesky in Szene gesetzt. Ich hoffe, er verzeiht mir den maßstäblichen Stilbruch. Hätte es jemand entdeckt?
Ciao,
Sturmi
Bildnachweis: © alle schwarzer.de