Da hat er mich erwischt, beim Abkupfern! Glaubt er jedenfalls, der Herr Graf. Täuschter sich aber, iss garnich so, wie er sich das mal denken tut, der Herr Graf. Iss janz andas.
Vom Vorbild
Das schicke Titelfoto hat der Graf Aujetzky geschossen. Es zeigt den Mainzer Hauptbahnhof an einer seiner (un-)schönsten Stellen. (Der Lokschuppen ist noch übler…) Der alte Güterschuppen wird mittlerweile umgebaut zu Studentenwohnungen. Die wiederum werden recht schick, jedoch auch nahezu unbezahlbar.
Bezahlbarer ist da schon die Maschinenfabrik „Roter Oktober“ in Shturmigrad. Vom dem Mainzer Hauptbahnhof seinem Güterschuppen abgekupfert soll sie sein. Nun gut, die Ähnlichkeit der Hallenwände ist frappierend, das muss man zugeben. Und ein flinkes Auge hat der Herr Graf auch und einen ebensolchen Finger, denn das Foto wurde aus dem nicht gerade langsam rollenden Zug geschossen. Schneller Blick und kurze Leitung haben dann den Schnappschuss entstehen lassen. Revolverheld hätte er auch werden können, mit dieser Begabung.
Mich bewegt jetzt allerdings der umgekehrte Gedanke: sollte ich nicht mal den Mainzer Hauptbahnhof nachbauen? Den früher prachtvollen Güterschuppen könnte ich ja angehen. Eine Quelle für die Schuppenwände habe ich ja bereits. Aus meiner Jugend habe ich noch die Bilder mit den endlos langen Zügen aus Postwägen und braunen gedeckten Güterwägen im Gedächtnis, die ich damals oft achtlos wieder in Vergessenheit untergehen ließ – nicht ahnend, dass sie dereinst nicht mehr so einfach verfügbar sein würden. Hachja, jetzt tauche ich erst mal wieder auf aus der Erinnerung.
Lieber Herr Graf, an dieser Stelle mal ganz lieben Dank an euer Durchleucht für den herzallerliebsten Ausflug in meine ganz wunderbare und von einer heißen Liebe zur Eisenbahn ( Maßstab 1:1 wie 1:87 ) geprägten Jugend. Die Zeitmaschine musste sich nicht zu sehr anstrengen. 40 Jahre sind da bei dem Maschinchen sicher im unteren Leistungsbereich.
An die Arbeit!
Was steht an Arbeiten an? Im letzten Arbeitsgang habe ich den Hallenboden mit Innenspachtel überzogen. Jetzt ist es an der Zeit, die Grundierung vorzunehmen und den ersten Farbauftrag anzubringen. Es soll betonartig ausschauen. Dafür nehme ich dann einen hellen Grauton. Hell deswegen, weil ja später ein dunkler Wash – eine Lasur – drüber kommen wird. Der Wash macht das helle Grau dann schon recht schnell dunkler.
Die Farbe mische ich mir selbst an. Meine Göttergattin verwendet für ihre Bilder gerne Acrylfarben von Schmincke. Die habe ich ebenfalls schon öfter genommen – Charlys Wohnzimmer wurde zum Beispiel damit getüncht. Aus „Van Dyck Braun“ und „Titanweiß“ mische ich das „Industriegrau“ an. Schminckefarben sind angenehm zu verarbeiten und man kann sie mit Alufolie bedeckt über mehrere Tage und Nächte frisch halten und weiterverarbeiten. Dafür kosten sie wesentlich weniger als die Revellfarben…
Der Farbauftrag ist jetzt plain vanilla. Ich nehme nen groben und großen Borstelpinsel und ab geht die Luzi. Trocknen musses, aber das kriegt es alleine hin.
Vergessen aber nicht unmöglich
Klar kommen einem beim Arbeiten paar Gedanken … was man noch alles so tun könnte … sollte … wollte … müsste … So kommt denn auch die Frage, ob eine Zufahrt zu den Hallentoren nicht auch sinnvoll sein könnte. Der fertige T-34 soll ja nicht aus der Halle in den Schmodder purzeln, bevor er sein Stelldichein mit der Pak 40 hat.
Hätte man bei der Planung dran denken können. Hat man aber nicht. Kann man aber noch. Tut man auch.
Ich stelle mal eben schnell den KV-I vor die Hütte und nehme grob Maß. Zwei Reststücke Trittschalldämmung und das Skalpell springen mir in die Pfoten und schneller als Dschingis Khan es tun könnte, sind die Betonrampen zurechtgesäbelt. Seitlich schräge ich sie etwas an. Die Betonrampen werden flugs vor der Fabrikhalle in Höhe der Hallentore verklebt, mit Innenspachtel überzogen und dann auch noch mit der noch immer frischen „Industriegrau“ bepinselt.
Fertig ist der Lack!
Bildnachweis: © Titelbild Graf Aujetzky, alle anderen schwarzer.de