Das Sd.Kfz. 309 „Assel“ ist bislang wenig bekannt geworden. Während die kleinen Brüder der „Assel“ ( Sd.Kfz. 302 und 303 ) in aller Munde sind, wurde die Geschichte um die ersten wirklichen Lenkroboter lange Jahre nicht bekannt. Was die wenigsten ahnen: die Table-Top-Modelle der Space Marine Rhino und Whirl-Wind und Land-Raider dürften aufgrund ihrer frappierenden Ähnlichkeit ganz offensichtlich auf dem Sd.Kfz. 309 „Assel“ basieren.
Die Geschichte des Sd.Kfz. 309 „Assel“
Die Entwicklung der ersten Fernlenk-Fahrzeuge Sd.Kfz. 302 und 303 geht zurück auf einen Sprengladungsträger der französischen Firma Kégresse. Ein solches Objekt wurde von der französischen Armee im Jahr 1940 in der Seine versenkt – und natürlich von den vorrückenden Deutschen Truppen geborgen. Die darauf folgende Untersuchung bis November 1940 führte dazu, dass unterschiedliche Entwicklungsaufträge an deutsche Firmen vergeben wurden.
Die wesentlich bekanntere Einfachvariante: ein ferngelenkter Ladungsträger namens „Goliath“
Die Firma Borgward sollte ein über Kabel fernlenkbares kleines Raupenfahrzeug entwickeln, welches wenigstens 50 Kilogramm Sprengstoff befördern können sollte. Das Fahrzeug sollte die deutsche Infanterie im Kampf gegen Bunker, feindliche Stellungen oder sogar Panzer aus sicherer Entfernung unterstützen. Die Zerstörung des Ziels sollte mittels Zündung der mitgeführten Sprengladung erfolgen. Die Sprengladung würde nicht abgesetzt werden, weshalb das Fahrzeug selbst mitgesprengt werden sollte.
Das geheime Programm „Assel“: erster Militärroboter
Schon im Planungsstadium des Goliath wurde schnell deutlich, dass das Sprengen der Fernlenkfahrzeuge hohe Kosten für einen einmaligen Einsatz und zusätzlich die Bindung von Produktionskapazitäten der Industrie bedingen würde. Aus diesem Grund wurden Forschungsarbeiten für den Bau eines ferngelenkten Kampffahrzeugs vorangetrieben, welches nicht von vornherein auf Selbstzerstörung, sondern auf eine andauernde Nutzung durch die Truppe ausgelegt wurde.
Bei der Ausstattung der ferngelenkten Gefechtsfahrzeuge war nur ein geringer Handlungsspielraum gegeben. Dieser rührte von der Anforderung her, dass das gefechtsbereite Fahrzeug maximal 2,8 Tonnen wiegen sollte. Es wurden bei der Altmärkischen Kettenwerk GmbH in Berlin-Borsigwalde (Alkett) verschiedene Fahrzeugtypen projektiert.
- Sd.Kfz. 309a
Das Sd.Kfz. 309a war ein Militärroboter mit zwei seitlich angebrachten Waffenkuppeln, welche jeweils zwei MG 151/15 aufnahmen. Das MG 151 war ursprünglich eine für den Einsatz in Flugzeugen vorgesehene automatische Waffe, die seit 1940 von der Firma Mauser im Kaliber 15,1 mm produziert wurde. Erstmals ab Anfang 1941 wurde sie in die Bf 109 F-2 eingebaut. Die Verwendung im Sd.Kfz. 309 blieb bis heute weitgehend unbekannt.Das MG 151/15 mit einem Kaliber von 15,1 mm, einer Lauflänge von 1250 mm (Gesamtlänge: 1960 mm) und einem Gewicht von 42,7 kg erreichte eine Schussfolge von bis zu 700 Schuss pro Minute. Die Mündungsgeschwindigkeit betrug 960 m/s. Verschossen wurde in Flugzeugen eine Sprenggranate mit Leuchtspur.
Jedes der schwenkbaren vier MG 151/15 wurde mit einem Vorrat von 470 Schuss ins Gefecht geschickt. Das Gewicht des Sd.Kfz. 309a lag bei 2.785 kg. Es bewegte sich mit 11 km/h im Gelände (Straße: 39 km/h) fort. Als Antrieb wurde der Borgward 4-Zylinder-Reihenbenzinmotor mit Wasserkühlung 49 PS verwendet.
- Sd.Kfz. 309b
Das Sd.Kfz. 309b wurde als Multifunktionsfahrzeug entwickelt. Mit einem Gefechtsgewicht von 1.973 kg konnte der Militärroboter in seinem Frachtraum eine Zuladung von bis zu 375 kg aufnehmen und während des Fernlenkeinsatzes auch absetzen. Das Sd.Kfz. 309b war wesentlich kleiner als sein großer Bruder, das Sd.Kfz. 309a.Das Sd.Kfz. 309b war im Gelände sehr wendig und erreichte dort Geschwindigkeiten von bis zu 18 km/h.
- Sd.Kfz. 309c
Das Sd.Kfz. 309c wurde als Flammvariante des Sd.Kfz. 309b entwickelt. Es trug auf dem Dach eine etwas monströse und sehr futuristisch anmutende Waffenattrappe, während zu beiden Seiten des Sd.Kfz. 309c zwei Flammenwerfer angebracht waren.Die Flammenwerfer wurde von zwei Behältern mit insgesamt 300 Liter Flammöl gespeist. Der Vorrat ermöglichte so 25 bis 35 Feuerstöße, die jeweils eine Reichweite von etwa 35 m hatten. Der Höhenrichtbereich der Flammenwerfer reichte von –10° bis +20°. Eine Pumpe förderte das Flammöl zu den beiden Flammrohren, wo es durch Hochspannung zur Zündung gebracht wurde. Der Vorgang wurde vom Pionier am Fernsteuergerät per Knopfdruck ausgelöst.
Im Gegensatz zum Einsatz von Flammenwerfern in Flammpanzern wurde beim Sd.Kfz. 309c nach Flammstößen das Finden eines Zieles durch die Rauchentwicklung nicht erschwert, da der steuernde Pionier sich nicht im Fahrzeug, sondern abseits und vor allem mit seitlichem Abstand zur Szene befand und so den Einsatz besser überblicken konnte.
- Sd.Kfz. 309d
Das Sd.Kfz. 309d wurde als kombiniertes Beobachtungs- und Gefechtsfahrzeug entwickelt. Im Herbst 1942 wurde das Fahrzeug mit einem Infrarot-Scheinwerfer und einem Beobachtungsgerät ZG 1221 ausgestattet, welches auch mit der 75mm PaK 40 L/46 auf dem Marder II (Sd.Kfz.131) zum Einsatz kam. Zusätzlich wurde das Sd.Kfz. 309d mit je einem seitlichen MG 151/15 links und rechts ausgerüstet. Der Munitionsvorrat wurde auf 340 Schuss pro MG 151/15 reduziert. - Sd.Kfz. 309e
Dem Sd.Kfz. 309e wurde an Stelle der Infrarotausrüstung ein drittes MG 151/15 auf dem Dach montiert. - Sd.Kfz. 309f
Das Sd.Kfz. 309f wurde an Stelle der MG 151/15 mit zwei Fünffach-Werferrohren ausgestattet, in welche die Panzerfaust 30, 60 und später auch die Panzerfaust 100 eingeführt werden konnte. Eine elektromechanisch arbeitende Auslöseeinrichtung sorgte für das Abfeuern der Panzerfäuste.Ein in der Mitte zwischen den Werferrohr-Guppen angebrachter Infrarot-Punktstrahler (Gerät ZG 1229) sandte einen punktförmigen Infrarot-Strahl aus, dessen Leuchtpunkt im Ziel mit dem ZG 1221 vom bedienenden Pionier/Leitschützen ausgemacht werden konnte.
Zusätzlich wurde am Bug des Sd.Kfz. 309f eine Räumvorrichtung angebracht, welche jedoch bei den später ausgelieferten Modellen nicht mehr montiert wurde.
Das Sd.Kfz. 309 wurde bei der Truppe gezielt im Straßenkampf eingesetzt. In Stalingrad wurden Sd.Kfz. 309 bei der 14. Panzerdivision unter anderem im Kampf um den Bahnhof und das durch den Stalingrad-Kriegsfilm „Duell – Enemy at the Gates“ sehr bekannt gewordene Heizhaus verwendet. Probleme gab es vor allem beim Einsatz in einem mit Trümmern übersähten Gefechtsfeld.
Das Sd.Kfz. 309 „Assel“ bisher im Table Top Spiel
Interessanterweise erlangte das Sd.Kfz. 309 „Assel“ unbewusst Bekanntheit durch die verblüffend ähnlich gestalteten fiktiven Gefechtsfahrzeuge Space Marine Rhino (Sd.Kfz. 309b) und Space Marine Whirl-Wind (Sd.Kfz. 309f) und Space Marine Land Raider (Sd.Kfz. 309a) eines recht bekannten Table Top Games. Während alle anderen auf den 2. Weltkrieg bezogenen Table Top Spielsysteme das Sd.Kfz. 309 gar nicht aufgriffen.
Das Sd.Kfz. 309 „Assel“ in der Sturmi Army
Auf der Table-Topia in Aschaffenburg ergatterte ich kürzlich auf dem Bring&Buy-Flohmarkt eine Schachtel von Warhammer EPIC 40.000 mit einigen Space Marine Rhino, Whirl-Wind und Land-Raider. Nachdem ich Anfang des Jahres 2017 vom Sd.Kfz. 309 „Assel“ erfuhr, ergriff ich jetzt die Gelegenheit, die „Assel“ in der Sturmi Army einzuführen.
Als Fernlenkbediener nahm ich die bekannte Bediener-Figur aus dem Revell Set 02508 German Engineers. Die Modelle aus der Schachtel „EPIC“ habe ich nicht weiters umbauen müsen. Offenbar hatte der Vorbesitzer bereits einige sehr zielführende Umbauten der Fahrzeuge vorgenommen. Ich kann es mir nur so erklären, dass er Fotos der Sd.Kfz. 309-Varianten im Besitz hatte und für seine Umbauarbeiten als Vorlagen benutzte.
Bemalung der „Assel“: Feldgrau oder Dunkelgelb?
Bei der Bemalung entschied ich mich für die frühe Version der „Assel“ des Jahres 1941 und nahm als Grundfarbe die Revell Aquacolor „Panzergrau“. Nach der Grundierung zog ich einen schwarzen Wash drüber, dem ich eine Trockenbürstung mit „Beige“ folgen ließ. Die Gleisketten wurden noch mit „Gun Metal“ von Vallejo trockengebürstet. Was auf den Fotos noch nicht sichtbar ist, das sind die deutschen Hoheitsabzeichen, welche ich noch anbrachte.
Die nachfolgende Fotoserie zeigt das Werden der „Assel“. Eines der Sd.Kfz. 309 habe ich mit der Revell-Farbe „Kupfer“ bemalt. Da werde ich in Kürze noch eine Verfeinerung vornehmen und eine Steampunk-Variante bemalen. Doncolor brachte mich kürzlich auf die Idee. Eventuell kommt dann noch ein Schornstein am Fahrzeug zum Einsatz…
Doncolor berechnet auch bereits Profilwerte für den Einsatz bei Behind Omaha und PBI. Sobald diese vorliegen, werde ich sie hier noch als Download anfügen.
Best
Sturmi
Bildnachweis: © alle schwarzer.de