Je größer die Jungs, umso kleiner die Soldaten. Das ist nicht das Motto unseres DBMM-Turniers in Bretzenheim am letzten Wochenende, aber so isses nun mal. Dass es so ist, davon kann man sich live und hautnah eben dort überzeugen. Unser Gast Bodoli (in Begleitung der Bodoline) tut dies und beäugt auch den Fortgang der historischen Schlachten.
Krieg ist harte Arbeit!
Wer von außen zuschaut, glaubt am Ende noch, dass es der reine Spaß für uns war. Beste Stimmung von Anbeginn an und durchgängig Smiles in den Gesichtern. Doch es täuscht, denn dem DBMM-Turnier ging ja einiges voraus. Ein jeder der Kämpen bereitete seine Armee für den 15mm-Dogfight vor. Wo kann ich noch ein Pünktchen rausquetschen? Wo passt noch ein Knight rein? Oder zwo kleine Psiloi? Soll ich Bows nehmen oder doch lieber Piken? Ach was, alles Quatsch: Ich nehme Kamele! Nein, mit chinesischen Heuschrecken werde ich gewinnen! Nein, mit Seevölkern! Und nebenbei musste die Armee ja auch noch bepinselt werden. Wer keine passende Armee hatte, hatte vor dem Turnier viel zu tun.
Sieben Schlachten sollst du schlagen!
Freitach geht es los. So ab fünf trudeln die ersten Teilzeitgeneräle in Bretzenheim nahe Bad Kreuznach ein. Wie aus dem Bilderbuch und bei herzallerliebstem Sonnenschein liegt es da, das alte Pfarrhaus neben der Kirche am Friedhof. Fast möchte man das Zirpen der Grillen hören, so ruhig und beschaulich ist das Örtchen. Jedenfalls bis 19:00 Uhr, denn dann beginnt unsere erste, die Freitagspartie. Doch bis dahin ist ja noch etwas Zeit.
Als ich durchs Fenster nach drinnen lubbere, strahlt mir breit additzens Grinsen entgegen. Er sitzt mit Carlos an einem der hinteren Tische und beide bekakeln das Eine oder Andere. Ich schlendere hinein. Das Gebäude verbreitet eine angenehme Stille und Ruhe. Das Haus stammt wohl noch aus Kaisers Zeiten. Nein – nicht Cäsar, mehr Friedrich Wilhelm. Durch das kühle Foyer gelange ich in den Turniersaal. Auf dem Parkettboden bauen sich zwölf Tische auf, auf denen wir unsere Partien austragen werden. Die Oldschool-Fenster nach drei Seiten lassen das gleißende Sonnenlicht den Raum durchfluten – und ein Stück sommerliche Hitze hereinströmen. Was auch mit herein kommt, das ist der Duft aus den nachbarschaftlichen Gärten, aus dem Ort Bretzenheim. Er ist von frischer Natur, Gräser, Blumen, Fluss – die Nahe ist nicht weit. Wieder suchen meine Ohren nach dem Zirpen der Grillen. Immer noch spüre ich die Ruhe, die von dem Ort ausgeht. Es verspricht, eine angenehme Zeit zu werden. Das ist gut.
Als es auf Sechs zugeht, treffen auch die anderen ein. Ein jeder bringt gute Laune mit und schnell entspinnen sich Gespräche. Es gibt ja auch so viel auszutauschen. Vor dem Turnier gehen ein paar nochmal schnell was essen. Über den Friedhof kommt man zur Hauptstraße. Dort gibt es einen Dönerladen. „Ein Döner überbacken und zwo Dönerteller“. Ayran. Coke. Drinnen steht die Hitze, ist die Luft zum Schneiden. Wir setzen uns raus. Die Fleischinjektion tut gut. Richtige Teilzeitgeneräle brauchen das vor dem Kampf. Die Abrechnung ist für den Wirt des „Bretzenheimer Kebab-Haus“ nicht ganz einfach, aber wir helfen und dann klappt es. Bis zum Start den Turniers sind wir wieder im Pfarrhaus.
Die erste Partie
Ja, man muss ein wenig in die Gänge kommen, sich auf das Bevorstehende einstimmen. Wie lässt man die Woche hinter sich? Aufgeregt ist man. Der Sturmi jedenfalls. Na, die anderen auch ein wenig.
Julian ist mein erster Spielpartner. Wir kennen uns noch nicht. Das holen wir aber kräftig nach. Seevölker kenne ich auch noch nicht. Er noch keine Ax(S). Auch das holen wir beide nach. Die Partie dauert gefühlt zwei Jahre, die aber wie im Flug vergehen. Das Spiel ist spannend. Wir lachen viel beim Würfeln. An den anderen Tischen geht es ebenfalls hoch her.
Ständig gibt es Regelfragen. Bei uns. Bei anderen. Die Wissenden werden hin- und hergerufen. Die kommen gerne und helfen weiter. Novizen gibt es schon ein paar, ich bin da nicht alleine. Es ist ein nettes Miteinander, ein vertrauensvoller und angenehmer Umgang. Wir alle spielen miteinander, nie Qhegeneinander.
Die erste Partie endet zwischen neun und halb zehn. Dann muss natürlich noch erörtert werden, wie völlig unmöglich die Würfel fielen. Es wird Zwölf, bis meinereiner sein Haupt aufs Kissen legt. Das wird auch Zeit, denn Samstag um 09:00 Uhr geht es weiter.
Der Marathon beginnt
Vier Spiele am Samstag. Wenn man das so auf der Agenda liest, klingt das recht beschaulich. Die sind ja auch alle zeitlimitiert. Nach Zwo-ein-Viertel Stunden wird gekappt und man würfelt nur noch die Kämpfe aus. Additzen und Jürgen sagen die Zeit an. „Noch ne Stunde!“. „Noch ne Viertelstunde!“. „Noch fünf Minuten!“. „Over! Nur noch Fertigwürfeln!“.
Ein paar sind immer recht früh fertig. Bei manchen rettet die Uhr die Sache. Bei manchen ist alles zu spät… Nach drei Spielen gehen wir rüber zum Griechen. Der additz hat nen Tisch reserviert und wir sind nach neun Stunden Battle-Marathon auch echt groggy und gehen nur allzugerne zum Griechen.
Ja, da zischt die Schorle; die haben wir uns auch verdient. Die Speisekarte bietet das Erwartete. Die Raubtierfütterung beginnt und die Küche bringt die bekannten Klassiker. Man merkt, dass sich mit Füllung der Generalsmägen dann Entspannung breit macht und die Stimmmung am Tisch steigt. Es wird auch nicht nur Apfelschorle angeliefert. Etwas Nahewein ist wohl auch dabei. Ja, man fühlt sich da dann doch recht wohl. Die neun Stunden im Turniersaal fordern eben ihren Tribut. Das mit dem Nachtisch klappt nicht so ganz, mit dem Bezahlen ist das auch hier nicht so einfach, wie Jürgen feststellen muss. Das Personal ist restlos überfordert, wir bleiben aber am Ball. So leicht verdirbt man uns die Laune nicht. Yeppa.
Es geht zurück ins Heerlager. Rasch greifen wir wieder zu Würfelbecher und Craggy Steep Hills. Die vierte Schlacht schlagen wir dann auch noch. Es geht merklich zäher als am Morgen. Wir lassen uns aber nicht unterkriegen und führen das Schwert bis zum letzten Waffengang! Bis wir alle unsere Piken und Blades in der Waffenkammer abgegeben haben, wird es wieder Mitternacht.
Was die gute Laune natürlich auch immer aufrecht erhält, das ist die Küche, genauer gesagt der Kühlschrank und die Kaffeemaschine. Unser additz hat da organisatorisch eingegriffen und dafür gesorgt, dass stets genügend Kaffee, Kekse, Cola, Schoko, Schorle und Chips da sind. Wir alle sind ihm ja so dankbar…
Das Fürstentum Bretzenheim
Beim Griechen erzählte mir Leosthenes die Story von Bretzenheim. Bretzenheim war zu frühen Zeiten zum Fürstentum ernannt. 600 Einwohner (oder waren es sogar 900?) zählte der Ort, als ihm dies widerfuhr. Wie es sich für einen Fürsten geziemt, erhielt das Fürstentum auch ein Schloss.
Das Schloss ist heute ein nicht mehr so ganz frisch wirkendes Weingut. Aber damals war es eben ein Schloss. Nicht ganz so groß und hübsch wie Versailles, aber das Fürstentum Bretzenheim ist ja auch ne Ecke kleiner.
Sonntag: Endspurt zum Siegertreppchen
Sonntag morgen geht es wieder um Neun Uhr los. Der Generalsstab ist vollzählig anwesend und wieder beginnen die Matches. Überraschend für meinereinen: Trotz meiner geringen DBMM-Kenntnisse rangiere ich im Mittelfeld der Punkteliste. Aber noch sind zwei Spiele zu bestehen und es ist noch alles offen – nach unten wie nach oben.
Habt ihr schon mal bei einem solchen Turnier die Lauschlappen gespitzt? Es ist schon eine recht auffällige Geräuschkulisse, die sich in typischer Weise während jeder Partie erneut herausbildet. Zu Beginn gibt es im Saal viel Lachen und Gerede. Nach einer Viertelstunde wird es leiser; alle Spieler sind in den Start des Spiels vertieft. Dann dauert es etwa eine Dreiviertelstunde und plötzlich steigt der Geräuschpegel. Rufe werden laut. Die Bewegungen auf dem Spieltisch haben die Armeen aneinander geführt und das Gemetzel beginnt. Je mehr die Würfelwürfe, desto mehr die Spielerrufe! Von „Arrgh!“ bis „Jaaaaa!“ ist alles dabei. Natürlich auch ganz schlichte „Meine drei gegen deine zwei.“. Mancher lässt die Gedanken in sich drin, mancher lässt die Stimmung aus sich raus.
Die Siegerehrung
So gegen Eins sind alle Schlachten geschlagen. Die Punktezettel werden eingesammelt und die Wertung beginnt. Additz und Jürgen machen es recht geheimnisvoll. Schließlich versammeln wir uns draußen hinter dem Pfarrhaus und additz schreitet zur Siegerehrung.
Additzen verpackt die Siegerehrung in salbungsvolle Worte. Natürlich hat man so seine Ahnung, wo man nach Streichung des schlechtesten Spiels aus den sieben Matches gelandet sein könnte. Aber so ganz sicher ist man sich der Sache dann doch erst, als unser additz das Geheimnis lüftet.
Die Novizen bekommen auch einen Bonus (in Form von Zinn natürlich) und ein jeder Teilnehmer erhält das traditionelle „Turnier-Glas“. Das wird uns wieder ein ganzes Jahr an den Event erinnern, denn Eines steht schon jetzt fest: 2019 treffen wir uns wieder in Bretzenheim. Dann wird auch gegrillt. Und dann gibts auch Nachtisch!
Der Sonderpreis geht an Sturmi
Ariovist verleiht noch einen Sonderpreis. Der Preis für die lautstärkste Teilnahme am Turnier geht an mich. Ganz offenbar hat man allerorts mitbekommen, wenn meine Ax(S) sich durch gegnerische Reihen Bahn gebrochen haben. War mir gar nicht aufgefallen, aber anscheinend anderen schon. Sturmi sagt Danke.
Was bleibt?
Es ist die Erinnerung an ein herrliches Wochenende, das nach Wiederholung verlangt. Viele Menschen habe ich kennengelernt, die ich bei nächster Gelegenheit gerne wiedersehen möchte. Und ich denke, diesen Wunsch tragen alle in sich.
Mit additzen wirds da sicher ein paar Games demnächst geben. In Nidderau kündigt sich ein weiteres Turnier an. Und die Novembertristesse wird auch kommen.
Viele Erfahrungen auch im Spiel sind haften geblieben. Die Ratschläge und Tipps – von den Mitstreitern dem Novizen Sturmi gerne gegeben – wurden ausprobiert und die Learnings memoriert. Wie sich andere Truppentypen verhalten, die unterlaufenen Fehler, die geglückten und die unerwarteten Überraschungen wollen analysiert und in weiteren Spielen vertieft werden. Es gibt auch viel nachzulesen, denn alle Details kann man sich unmöglich so schnell merken.
Für heute solls uns erstmal genug sein.
Grüße in die Runde
Sturmi
aka Caius Neratius Commotus
PS:
Fotos? In der nächsten Zeit werde ich zu meinen sieben Spielen die geschossenen Fotos mit meinen Gedanken zum Spiel veröffentlichen.
Bildnachwweis: © alle schwarzer.de
7 Kommentare
Schön war es – wir haben noch auf der Rückfahrt dieses und jenes abgewogen.
Was hätte man anders machen können, was hätte man anders machen müssen?
Gottseidank gibt es ja auch noch Würfel, denen man zur Not die Verantwortung zuschieben kann. ;-)
Das waren jetzt mein achtes bis fünfzehntes DBMM-Spiel, das eine oder das andere passt zunehmend zusammen. Auch Sturmi kam schlauer von Rathaus, ähem, Pfarrhaus zurück als wie er hingegangen war.
Schön, dass wir unseren Spass hatten.
Danke Dir Sturmi für den stimmungsvollen Bericht, der die alles beherrschende Atmosphäre hervorragend eingefangen hat. Die Erwartungen an Bretzenheim 2019 möchte ich insofern etwas dämpfen, das das Grillen noch keineswegs gesetzt ist. Alleine werde ich dies organisatorisch nicht stemmen können. Ich bin da wirklich auf Hilfe angewiesen, arbeite aber bereits daran. Das Turnierergebnis, nebst ewiger Liste ist bereits auf Sweetwater veröffentlicht und kann dort eingesehen werden.
Mein Dank gilt allen Teilnehmern !
Von Sturmi erwarten wir natürlich, dass er nächstes Jahr seine eigenen Truppen auf das Feld der Ehre führen wird. Die Kontingente sind ja nun eingetroffen :-)
Gruß additz
Eigene Truppen? Das geht nur, wenn die Pferde der Kn und Cv ein Horn auf der Stirn tragen dürfen. Die Infanterie muss dann pink-weiss-graues Gewand (Tüpfeltarn?) tragen und bunte Bänder an der Pike führen. Und statt Schwertern gibt es Zauberstäbe, mit denen freundlichst geprügelt wird.
Wie Du Deine Römer ausstaffierst, ist Deine Sache. Immerhin hätte so gewandte Truppen den Vorteil auch nahtlos als DBMF-Armee durchgehen zu können …
Plüsch-Elfen gewissermaßen :-)
Mehr als einer der römischen Imperatoren wurde von seinen eigenen Truppen erschlagen.
Vielleicht sollte dies dem Sturmi beim Einkleiden/Anmalen eine Warnung sein?!?
Keine Sorge, in die Tiefe gehende Anleitung für die Armee folg!
Skythen dürften ziemlich nach Pop-Art ausgesehen haben, falls eine möglichst farbige Armee gesucht ist. Aber Römer sind eben Römer. Man kann nie genug davon haben, wie schon Obelix wusste. Ob nun als Gefolge oder als Gegner. Und bei Kelten wäre die Frage, ob du in 15mm Tätowierungen oder Körperbemalung hinbekommst. Das dürfte Tüpfeltarn schlagen.
Für mich der beste Spruch des Wochenendes?
( noch besser als die Bezeichnung von Sturmis Truppe als „Early Nerdy Barbarians“ )
„Das ist kein Wahnsinn, das ist SPARTA!“