Wer glaubt, dass Rattenfänger nur an der Weser zu finden sind, liegt schief! Seit 1284 hat sich viel getan und die Brüder dieser Zunft sind auch in der Pfalz ansässig, genauer: in Haßloch. Die Ad Arma hatte am 19.01.2019 die große Generalprobe und der Sturmi war zur Battle eingeladen. Wer mehr sehen will, sollte den Tisch der Ad Arma auf der Tactica in Hamburg besuchen.
Von Ratten, Mäusen und Marsianern
Udo Zipelius ist euch ja wahrlich gewiss kein Unbekannter. Mit WWII Kampfzone ist ihm ein großer Wurf gelungen und sein Regelwerk hat nicht nur im Verein der Ad Arma in Haßloch viele Anhänger gefunden. Besonders seine Erweiterung um Marsianer und Elemente aus Heer47 bringen viel Farbe ins Spiel und haben für Aufsehen in der Szene gesorgt.
Am 19.01.2019 hat Udo Zipelius einen weiteren Meilenstein in der Weiterentwicklung seines Spielsystems WWII Kampfzone abgeschlossen und veranstaltete ein Spiel im futuristischen Marsianer-Szenario. Für mich sehr interessant, denn er hat bei seinen Anleihen in der Zukunft nicht nur einseitig die Marsianer versorgt, sondern auch für Alliierte und Wehrmacht fleißig Kampfläufer und modernes Kampfgerät auf den Tisch gestellt.
Auf deutscher Seite kam ganz klar ein Panzerkampfwagen VIII Maus zum Einsatz. Das ist ein Must-Have, doch damit hat sich Udo nicht begnügt. Seit Modelcollect den großen Bruder, den Landkreuzer P1000 „Ratte“ auf den Markt gebracht hat, grassiert in Deutschland die „E-Welle“. Alle Entwicklungsfahrzeuge und Waffenträger, welche es auf Reißbrettern gab oder gegeben haben könnte, werden von Modelcollect aufgelegt und finden reißenden Absatz. Udo konnte auch nicht widerstehen und hat für das Spiel eine fette Ratte auf den Tisch gestellt.
Die Fotos zeigen es, aber man sollte es selbst mit eigenen Augen gesehen haben. Der Landkreuzer Ratte bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 2 Zoll pro Runde durch die Bocage. Kleinere Bäume und Bunker stehen nicht wirklich im Wege, finden sich mehr im Radkasten der Ratte wieder, wo sich schon ein paar zerknautschte Sherman und Cromwell in der Ecke herumdrücken. Und wenn sich der Turm mit der doppelläufigen Hauptwaffe dem Feind zuschwenkt, kommt das Feeling von absoluter Power auf.
Das Meta-Game
Udo hat für den 19.01. ein Spiel mit Martin und Tom aufgesetzt. Anders als die gewöhnlichen Table Top Spiele ist es ein Spiel für drei Parteien. Das ist fast schon Pink-Unicorn-like, wenn man mal ehrlich ist. Gefällt mir. Der Spieltisch, den ihr auf den Fotos seht, hatte die Maße 360cm x 180cm. Also reichlich Fläche für ein zünftiges Game.
In diesem Fall traten die Marsianer an und auch eine Armee alliierter Truppen und eine deutsche Armee. Die Marsianer hatten die üblichen Verdächtigen entsandt. Zweibeine, Dreibeine und Sechsbeine – bewaffnet mit Laserlanzen, Raketenwerfern, Mega-Paks und allerlei anderen energiereichen Waffen. Man könnte sich fragen, wie da die beiden eher konventionellen Armeen bestehen wollen.
Um ehrlich zu sein: Alliierte und Deutsche waren gar nicht sooo konventionell. Da gab es Kampfläufer, Mechs, Söldner in Kampfanzügen und auch mächtige Waffensysteme wie die Boliden aus dem Hause Modelcollect.
Wie die verschiedenen Waffensysteme interagieren? Eigentlich recht handhabbar. Im Gespräch mit Udo, Tom und Martin habe ich so einiges erfahren. Dass die Marsianer recht empfindlich gegen MG-Feuer sein können zum Beispiel. „Das war schon schlimmer“ berichtet Udo und merkt an, dass das Regelwerk gerade aus diesem Grund nochmals überarbeitet wurde. Tatsächlich können Tiger, Königstiger und Panther etwas gegen Marsianer aurichten. Auch die Pershings der US-Truppen können punkten.
Die Energieschilde der Marsianer sind überlastbar, man muss sie nur gründlich mit Granaten bearbeiten, dann geht das schon. Umgekehrt treffen die Raketen- und Energiewaffen der Marsianer auch nicht immer und… je kräftiger der Marsianer im Kampf zuschlägt, umso verwundbarer ist er in der nächste Runde. Das Aufladen der Waffe schwächt den Schutzschild und umgekehrt.
Das Spiel
Udo spielte die Marsianer, Martin übernahm die Alliierten und Tom hatte die Ehre, die deutschen Truppen befehligen zu dürfen. Die Marsianer verfügten über grob ein Dutzend größerer Tentakelschwinger. Dazu kamen noch eine Horde kleinerer Metall-Spinnen und dreibeiniger Kampfläufer.
Die deutschen Truppen verfügten über etwa 30 Panzer plus dem Landkreuzer, der natürlich nicht nur ein Hingucker war, sondern mit seinen Bordwaffen ins Geschehen eingriff. Die Alliierten Truppen setzten neben Panzern massiv auf Mechs und Spezialausrüstung. Alliierte Fallschirmjäger gabe es auch, doch die wurden erst gegen Ende des Spiels eingesetzt.
Missionsziel war ein Bunker in Tischmitte. Wer ihn einnahm und ihn mit den meisten eigenen Truppen verteidigte, hatte das Missionsziel erfüllt.
Der Anfang des Spiels über zwei Runden (jede Runde hatte fünf Spielzüge) führte dazu, dass sich vorwiegend Marsianer und Alliierte Truppen beharkten. Die deutschen Truppen blieben erst ein wenig im Off. Gegen Ende der ersten Runde gewann das Spiel plötzlich außergewöhnlich an Dynamik. Da lancierte nämlich Martin eine Attacke gegen Udos Marsianer. Seine Pershings konnten dabei Udos Marsianer fast vollständig ausradieren. Tom setzte nach und säbelte Udos großen Marsianer „Cyklon“ um, was ihm total viele Siegpunkte einbrachte.
Udo sah sich schon untergehen, doch just in dieser Situation gelang ihm ein Coup. Er setzte ausgerechnet eine seiner kleinen Kampfmaschinen auf die Ratte an. Diese war von vorhergehendem Beschuss schon leicht angeschlagen. Udos Marsianer durchschlug die Frontpanzerung und beim Probewurf kam es mit einer „2“ im Antriebsreaktor der Ratte zu einer Kettenreaktion, welche dazu führte, dass sich das possierliche Tierchen zerlegte und in etlichen Zoll Umkreis alles Fußvolk und einige Fahrzeuge mit in den Untergang riss. So ganz nebenbei gab es fett Siegpunkte für Udo und seine Laune verwandelte sich von „Depri“ in „Sturmi“.
Allerdings hatte er die Rechnung ohne Tom gemacht. Der hatte ja noch einen Großteil seiner Panzerarmee im Gefecht, mit dem er in seinem letzten Zug auf der Spielplatte wütete und kräftig Siegpunkte einfuhr. Frecherweise ließ er seine Haunebu Flugscheibe das Missionsziel einnehmen und verdrängte dort Udos Marsianisches Raumschiff.
Ergebnis der Battle war dann ein erster Platz für Tom, ein zweiter für Udo und ein dritter Platz für Martin, der sich einen Spielzug zuvor noch sicher auf dem Siegertreppchen stehen sah. Die letzte Runde hatte es wirklich in sich.
Fazit
Das Spiel mit Marsianern, Mechs und Ratten macht die Battle sehr vielseitig. Neue Optionen eröffnen sich, denn Mechs und Marsianer unterliegen im Nahkampf anderen Regeln als Panzergrenadiere. Auch die in ihrem Energiehaushalt verbundenen Waffen- und Schutzschildssteme der Marsianer fordern den Taktiker zum Nachdenken heraus. Nur Draufhauen ist nicht. Jeder Zug will überlegt sein.
Wer es Udo nachtun und Marsianer in seiner Armee willkommen heißen will, der muss nach Japan gehen – zumindest online. Aus Japan hat Udo die meisten seiner Marsianer besorgt. Dort gibt es viele Hersteller für dieses Genre. Eine seiner Figurenserien entstammen einer Starterbox eines in Japan erhältlichen Tabletopsystems.
Mehr über Udo und sein Spielsystem gibt es hier.
Bildnachweis: © alle schwarzer.de
1 Kommentar
…die Schlacht würde ich gerne als Film sehen…..!