Kralthor, der Geflügelte Schrecken

Der Himmel über den heiligen Höhen von Eschau glühte in einer unheilvollen Farbenpracht, als die ersten Klauen des geflügelten Schreckens durch die Wolken schnitten. Sein markerschütterndes Gebrüll hallte über die Landschaft und ließ selbst die unerschütterlichen Tyraniden innehalten. Dornen glitzerten auf seinem Rücken, und die Schwingen, die ihn emportrugen, warfen schwarze Schatten über das Tal. Unter ihm kämpften zwei Echsenkrieger, Ka’Zhar, der Berserker mit der Axt, und Thyr’Jhan, der Späher mit der Spitzhacke, Seite an Seite gegen die endlose Horde der Genestealer. Ihr Gegner, der Anführer der Tyraniden, genannt Skalthrex, stieß ein kehliges Zischen aus, das seine Brut in Bewegung setzte. Blut und Feuer regneten auf die Schlachtfelder herab, während die Verteidiger Unikorniens einen verzweifelten Kampf um die heiligen Stätten führten. Und ein weiteres blutiges Kapitel des SAGA-Buches „Ära der Magie“ ward aufgeschlagen und gab seine Zeilen preis, von finsteren Ereignissen und ruhmreichen Schlachten in Unikornien erzählend. So festgehalten durch Thorin von Alsdruf, dem Unsterblichen und Chronisten am Hofe Unikorniens.

Die Boten der Lüfte

Die Morgensonne warf sanftes Licht auf die Südhänge des Monky Mountain, als Ka’Zhar und Thyr’Jhan die gewaltige Gestalt ihres treuen Gefährten inspizierten. Der geflügelte Schrecken, den sie nur ehrfürchtig „Kralthor“ nannten, ruhte in einer Kuhle aus schwarzer Erde. Sein Kragen funkelte im Morgenlicht, und seine Dornenreihen auf dem Rücken schienen bereit, jeden Gegner zu durchbohren.

„Die Luft riecht nach Sturm,“ murmelte Ka’Zhar, während er seine gewaltige Axt mit einem Schleifstein bearbeitete. „Es wird ein langer Tag.“

Thyr’Jhan, der mit seiner Spitzhacke präzise Kerben in den Griff schnitzte, nickte. „Ein Sturm, ja. Aber lass uns hoffen, dass er nicht aus der Anderswelt weht. Wir haben gestern im Wald Spuren gesehen – das war keine normale Beute.“

Ein tiefes Grollen ließ die Erde erbeben. Kralthor erhob sich, schüttelte seine Schwingen und stieß ein kehliges Brummen aus. Er verstand die Worte seiner Gefährten, auch wenn er nicht selbst sprechen konnte.

„Kralthor spürt es auch,“ meinte Ka’Zhar und legte eine Hand auf das warme, lederne Bein der Kreatur. „Komm, Bruder, lass uns die Lüfte erobern. Unikornien braucht uns.“

Gemeinsam befestigten sie ihre Gurte an Kralthors Sattel. Ka’Zhar übernahm die Front, während Thyr’Jhan die Flanke sicherte. Mit einem gewaltigen Schlag seiner Schwingen stieg Kralthor in die Höhe. Der Wind zerrte an ihren Rüstungen, doch die beiden Krieger lachten, als sie die Erde unter sich kleiner werden sahen.

„Wohin zuerst?“ rief Thyr’Jhan über das Rauschen des Windes.

„Shturmigrad!“ antwortete Ka’Zhar. „Die Hauptstadt wartet auf unser Zeichen.“

Lüfte des Schicksals

Von oben bot sich ein majestätischer Blick auf Shturmigrad. Die silbernen Türme der Hauptstadt glänzten in der Sonne, während sich die Flüsse wie Adern durch das Land zogen. Ka’Zhar legte eine Hand über die Augen und spähte in die Ferne.

„Da! Eine Patrouille auf der linken Flanke,“ rief er. „Es sind Farön und Zhyrna.“

Die beiden Reiter auf ihren geflügelten Schrecken grüßten sie im Vorüberflug. Ihre Gesten waren knapp, doch voller Kameradschaft.

Plötzlich schoss ein Schatten aus den Wolken. Kralthor spannte seine Schwingen und stieß ein warnendes Brüllen aus. Ka’Zhar griff nach seiner Axt, während Thyr’Jhan den Bogen spannte.

„Halt!“ rief Ka’Zhar mit klarer Stimme. „Ich komme aus dem Palast! Ich bin ein Bote des Sturmi.“ wehte die Antwort herüber.

Das Wesen, das sich ihnen näherte, war in goldenes Licht gehüllt, mit flügelartigen Anhängen und einem Siegel des Sturmi auf der Brust. Ka’Zhar entspannte sich und gab ein Zeichen.

„Flieg weiter, Bote,“ sagte er. „Unsere Pfade kreuzen sich hier nicht.“

 

Die Schlacht um Eschau

Der Fluss Elsava tobte unter ihnen, als sie die Grenze von Unikornien erreichten. Die heiligen Höhen von Eschau lagen vor ihnen, doch sie waren nicht mehr rein.

„Tyraniden,“ zischte Thyr’Jhan. „Ein ganzer Schwarm!“

Kralthor spürte die Bedrohung und stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus. Ohne ein weiteres Wort stürzten sie in die Tiefe. Feuer schoss aus Kralthors Maul und verwandelte die erste Linie der Tyraniden in Asche. Ka’Zhar sprang von seinem Sattel und landete mitten in der Horde. Seine Axt blitzte, während grünes Blut spritzte. Thyr’Jhan blieb in der Luft, seine Spitzhacke bohrte sich mit unfehlbarer Präzision in die Köpfe der Genestealer.

Skalthrex beobachtete das Gemetzel aus sicherer Entfernung und rief seine Brut zurück.

„Wir sind Legion,“ zischte er. „Diese Sterblichen werden fallen.“

 

„Für Unikornien!“

Ka’Zhar schrie vor Wut. „Komm her, Monster! Ich zeige dir, was es heißt, Unikornien zu bedrohen!“

Skalthrex schickte eine Welle seiner Elite-Genestealer nach vorne, die sich in einer koordinierten Bewegung auf Ka’Zhar zubewegten. Thyr’Jhan brüllte aus der Luft: „Halt durch, Bruder! Ich bin bei dir!“

Kralthor landete mit einem donnernden Aufschlag neben Ka’Zhar. Seine gewaltigen Klauen rissen gewaltige Lücken in die Reihen der Angreifer, zerfetzten Gliedmaßen und schleuderten die Biester wie Puppen in die Luft. Sein doppelter dornenbesetzter Schwanz peitschte durch die Luft und zerschmetterte mehrere Genestealer auf einmal.

Thyr’Jhan sprang von Kralthors Rücken und landete elegant auf dem Boden. Gemeinsam mit Ka’Zhar bahnte er sich einen Weg durch die endlose Phalanx der Tyraniden. „Für Unikornien!“ schrie er, während seine Spitzhacke in einem grün-blutigen Bogen niedersauste.

 

Die unglaubliche Niedertracht von Skalthrex, die Ausgeburt des Bösen

Skalthrex zischte vor Wut und griff selbst in den Kampf ein. Er war ein gigantischer Genestealer mit stahlharten Klauen und Augen, die in einem unnatürlichen Rot glühten. „Ihr seid nur Staub unter den Rädern unserer Herrschaft!“ schrie er und stürzte sich auf Ka’Zhar.

Ka’Zhar konterte mit einem gewaltigen Hieb seiner Axt, doch Skalthrex wich aus. Der Kampf zwischen den beiden war ein Tanz aus Klingen und Klauen, ein Duell, das die Erde erbeben ließ. Thyr’Jhan nutzte den Moment und sprang auf den Rücken von Skalthrex. Seine Spitzhacke bohrte sich tief in die Schuppen des Ungeheuers, das vor Schmerz aufschrie.

Kralthor, der die letzte Angriffswelle der Tyraniden abwehrte, stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, der den Himmel erschütterte. Mit einem letzten, gewaltigen Flammenstrahl läutete er das Ende der Schlacht ein. Skalthrex wurde von Ka’Zhars Axt und Thyr’Jhans Hacke gleichzeitig getroffen, seine monströse Gestalt brach zusammen.

 

Weil das Gute immer obsiegen muss!

Die heiligen Höhen von Eschau waren gerettet, doch die Erde war übersät mit den Leibern der Tyraniden. Das grüne Blut der Invasoren floss in Strömen, und der Gestank des Todes erfüllte die Luft. Ka’Zhar und Thyr’Jhan lehnten erschöpft an Kralthor, dessen Kragen in der Abendsonne glänzte.

„Wir haben es geschafft,“ flüsterte Thyr’Jhan.

„Ja,“ antwortete Ka’Zhar. „Aber der Krieg ist noch nicht vorbei.“

Die Schwingen Doncolors

Die geflügelten Schrecken waren keine Kreaturen der Zufälle, sondern Geschenke eines Gottes. In den uralten Chroniken Unikorniens hieß es, dass Doncolor, der Gott der Farben, sie in den dunkelsten Tagen des Landes erschaffen hatte. Einst, als die Schatten der Unterwelt und die Schrecken des Himmels zugleich das Reich bedrohten, hatte Doncolor seine unbändige Macht entfesselt.

„Ihr werdet nicht triumphieren!“ hatte Doncolor verkündet, seine Stimme wie Donner, der über die Berge rollte. „Unikornien wird ewig bestehen, bewacht von den Schwingen meiner Geschöpfe!“

Im Zentrum von Nilkham City, dem heiligen Herzen des Reiches, hatte Doncolor den ersten geflügelten Schrecken erschaffen. Er war aus dem Licht und der Essenz der Farben selbst geboren, seine Schuppen ein Kaleidoskop, welches das Licht in allen Spektren brach. Mit donnernden Schwingen stieg der geflügelte Schrecken Kralthor aus den Tiefen des Monky Mountain empor und vertrieb die Horden der Finsternis.

Kralthor war eine der Letzten dieser heiligen Kreaturen. Seine uralten Augen erzählten von zahllosen Schlachten, seine Narben von den Wunden, die er für Unikornien getragen hatte. Ka’Zhar und Thyr’Jhan wussten um seine Bedeutung und behandelten ihn nicht nur als Gefährten, sondern als heiliges Wesen.

„Kralthor, dein Geist ist unser Schild,“ flüsterte Thyr’Jhan, während sie zurück nach Shturmigrad ritten. „Und deine Klauen unser Schwert.“

Ka’Zhar nickte. „Die Schwingen Doncolors ruhen auf dir. Und wir werden weiterhin an deiner Seite kämpfen, so wie du einst mit dem Gott der Farben gekämpft hast.“

In Shturmigrad wurden sie von jubelnden Massen empfangen, doch die Krieger wussten, dass dies nur ein Moment des Friedens war. Die Geschichte der geflügelten Schrecken war noch nicht zu Ende geschrieben – und ihr Kampf um Unikornien würde weitergehen.