Saint-Aubin-Sur-Mer #5: Plattenbau im Norden Frankreichs

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Die sogenannte Plattenbauweise ist ja etwas in Verruf und Misskredit geraten. Dabei hat sie durchaus ihre Vorzüge. Plasti und meinereiner haben uns zwar zu keinem Fünfjahresplan durchringen können, aber die dem Plattenbau zugrundliegende Technik der Produktion von „Einheitsbauteilen“ haben wir uns für die Fertigung der Häuser von Saint-Aubin-Sur-Mer als Vorbild genommen.

Fertigung der „Einheitsbauteile“

Im letzten Artikel habe ich ja bereits beschrieben, dass wir für den Bau der Häuser den Eigenbau von größennormierten Fassaden beschlossen haben. Diese Fassaden wollen wir im Gussverfahren aus Stewalin fertigen. Für den Formenbau würde uns Silikon dienen und die nötigen Master für den Abguss mit Silikon sollen aus 4mm-Trittschalldämmung sowie einigen Spezialteilen / fertigteilen / Eigenbauten wie Fenster, Türen etc. gefertigt werden.

Plasti bringt seine Erfahrung im Formenbau und im Stewalin-Guss ein und der Sturmi schwingt das Messer und schnitzt die Master. So haben wir es beschlossen – und dann auch umgesetzt.

Herstellen der Master

Jetzt beginne ich mal mit meinem Part, dem Schnitzen der Master. Das Ausgangsmaterial sind die Trittschalldämmungsplatten aus dem Baumarkt. Die Dicke von cirka 4mm ist insofern ideal, als dies auch die Dicke der späteren zu gießenden Bauteile sein sollte. Diese Dicke verspricht in Verbindung mit dem Werkstoff Stewalin einerseits ausreichend Stabilität und andererseits einen mäßigen Materialverbrauch.

Auf dem Titelbild erkennt man bereits, dass ich Fenster aus dem Modellbahnzubehör verwendet habe. Bereits beim Bau der Dummies haben die Teile von Auhagen sehr gute Ergebnisse gezeitigt. Die Geschosshöhe haben wir mit 4cm angenommen. Das entspricht gemäß Maßstab von 1:72 ziemlich genau 2,88m. Die Fenster von Auhagen sind trotz dem für diese geltenden Maßstabs von 1:87 passend groß. Dies hatten ja bereits die Arbeiten an den Dummies ergeben.

Auhagen-Fenster auf Trittschalldämmung

Auhagen-Fenster auf Trittschalldämmung

Fenster und Gesims

Auf dem Foto erkennt man die probeweise aufgelegten und noch nicht völlig entgrateten Fenster. Man sieht auch die mittels der 1mm-Pappstreifen aufgebrachten Stockwerkgesimse. Von diesen Gurtgesimsen würde später nicht mehr viel zu sehen sein, da vor dem Abguss die vollständige Fassade nochmals mit wasserverdünnter Strukturpaste (die aus dem Mainzer Fantasyladen) „verputzt“ wird. Dennoch gibt das Gesims dem Haus einen starken und vor allem notwendigen optischen Akzent.

Tür und Tor

Bei den Türen hat mich Samys Vorbild stark inspiriert. Bei meinen Überlegungen und Versuchen, Türen und Portale zu fertigen, blieb ich zuletzt bei der mehrschichtigen Bauweise aus dünnen Pappstreifen „kleben“. Mit den dünnen Pappstreifen ließen sich auch Kassetten aufsetzen, die letztlich später ein sehr wohlgefälliges Bild der verschiedenen Tore ergeben sollten. Damals ahnte ich das jedoch noch nicht. Das nachfolgende Bild zeigt ein solches Tor – und auch dass es praktisch als Baugruppe in die Fassade eingepasst und eingefügt wurde. Die mit dem Schneider in die Pappe eingeritzten Schlitze und Zwischenräume zwischen Tür und Türrahmen etc. sind auch zu erkennen.

Die aus Pappe gefertigten Tür- und Tor-Einsätze lassen eine vielfältige und variantenreiche Gestaltung der Hauseingänge zu.

Die aus Pappe gefertigten Tür- und Tor-Einsätze lassen eine vielfältige und variantenreiche Gestaltung der Hauseingänge zu.

Die aus Pappe gefertigten Tür- und Tor-Einsätze lassen eine vielfältige und variantenreiche Gestaltung der Hauseingänge zu.

Die aus Pappe gefertigten Tür- und Tor-Einsätze lassen eine vielfältige und variantenreiche Gestaltung der Hauseingänge zu.

Hier das fertige und eingesetzte Portal.

Hier das fertige und eingesetzte Portal.

Die Ladenzeilen

Heute kann ich nicht mehr genau sagen, warum – aber bei den Fassaden von Samys Häusern gefiel mir die Gestaltung der „Kneipen“ und „Straßenverkaufsfenster“ besonders gut. Die wirken irgendwie „französisch“. Und auf den alten Fotos, die wir recherchiert hatten, waren davon auch diverse Varianten zu sehen.

Es war mir auch klar, dass es in Saint-Aubin-Sur-Mer auch ein paar Geschäfte würde geben müssen. Somit war klar, dass mehrere Fassaden in den geschaffenen Normgrößen entstehen würden und dass darunter auch einige mit Geschäften im Erdgeschoss dabei sein sollten. Hier mal zwei Beispiele für den „Ladenbau“ in Saint-Aubin-Sur-Mer.

Ladenbau in Saint-Aubin: im Erdgeschoss tut sich was.

Ladenbau in Saint-Aubin: im Erdgeschoss tut sich was.

Ladenbau in Saint-Aubin: im Erdgeschoss tut sich was.

Ladenbau in Saint-Aubin: im Erdgeschoss tut sich was.

Die Ladenfront der Fassaden wurde ebenfalls im Pappstreifen-Schicht-Verfahren modelliert. Die Glasfassaden kamen dann aber auch schon mal aus Plastis Modellbahnfenstervorräten, wie man auf dem einen Bild erkennen kann. Ob es denn später eine „Boulangerie“ oder ein Bistro werden würde, das konnte man später über den Schaufenstern aufmalen. So war es jedenfalls geplant – und auch ausgeführt. Hier nochmal zwei Fassaden, bereits mit Fenstern über den Ladenfronten ausgestattet.

Diese beiden Fassaden wurden mit Fenstern über den Ladenfronten ausgestattet.

Diese beiden Fassaden wurden mit Fenstern über den Ladenfronten ausgestattet.

Wie man sehen kann, wurden die Ladenfronten aus Pappstreifenschichten auf die Trittschalldämmung aufgesetzt.

Wie man sehen kann, wurden die Ladenfronten aus Pappstreifenschichten auf die Trittschalldämmung aufgesetzt.

Die lieben Fenster

Wer nun glaubt, dass die Fenster von Auhagen einem die Arbeit sämtlich abnehmen, der täuscht sich. Zum Einen müssen die Fenster seitlich abgeschliffen werden, da vom Hersteller zu viel Material für das Hinterwandverkleben im Hausbausatz angespritzt wurde. Zum Anderen soll ja später die Form mit Stewalin ausgegossen werden. Und da muss das Fenster „hinten dicht“ sein. Kein Stewalin darf sich hinter die Fensterkreuze schieben können und die Fensterkreuze müssen plane Flächen als Scheiben aufweisen. Ansonsten hätten wir doch wieder nur Ruinen gebastelt – und gerade das wollten wir ja nicht.

Hier habe ich die Auhagen-Fenster nach Randbearbeitung mit einem dahinter angelegten und passend zugeschnittenen Trittschalldämmungsstück in die Zarge eingesetzt und somit von hinten „abgedichtet“.

In die Zarge eingesetzte Fenster. Hier bereits hinten mit einem Stückerl Trittschalldämmung abgedichtet.

In die Zarge eingesetzte Fenster. Hier bereits hinten mit einem Stückerl Trittschalldämmung abgedichtet.

Die Abdichtung in der Zarge von hinten.

Die Abdichtung in der Zarge von hinten.

Einmal habe ich mir die obernervige Abdichterei gespart und gar keine Fenster eingesetzt. Stattdessen habe ich schlicht Fensterläden vornedran geleimt und fertig war die Laube! Was die Damen und Herren aus Saint-Aubin-Sur-Mer hinter verschlossenem Fenster tun werden, soll uns auf ewig verborgen bleiben. Honi soit qui mal y pense!

Aufgesetzte Fenster mit geschlossenen Läden

Aufgesetzte Fenster mit geschlossenen Läden

Auf diese Weise entstanden vor allem in der breiten 100mm-Fassade und in der schmalen 70mm-Fassade etliche Varianten. Plasti hat bitterbös geflucht, da er von jeder Fassadenvariante ja eine Form gießen musste. Mittlerweile spricht er aber wieder mit mir…

Hier zum Abschluss noch ein Foto, wie eine solche Fassade mit Ladenfront dann später ausschauen kann.

Fertige Fassade mit Ladenfront. Einen Pastis auf den fleißigen Plasti!

Fertige Fassade mit Ladenfront. Einen Pastis auf den fleißigen Plasti!

Soviel für heute vom Making-Of von Saint-Aubin-Sur-Mer. In Kürze gibts mehr zu sehen.

Best

Sturmi


Bildnachweis: © alle schwarzer.de

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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