Der Titel lässt erahnen, was der Sturmi da entdeckt hat. Kennt ihr Paper Tiger? Nein? Das müssen wir ändern. Der Sturmi hat es ausprobiert und sofort nen Narren daran gefressen. Was ist gut, was nicht? Hier erfahrt ihr „ALLES“.
Paper Tiger Armaments von Donald P. Bailey
Eines mal vorweg: als ich von Paper Tiger erfuhr, dachte ich mir „Na, was kann das schon sein, es gibt doch BO…„. Als simples Table-Top-Game war bei mir eigentlich schon immer Behind Omaha gesetzt. Einfach an die Spielplatte gehen, aufstellen und beim Spiel ne Menge Fun haben – geht hier noch besser. Man kann Paper Tiger auch mal als Nobrainer spielen und den Sofageneral zuhause lassen.
Erfahren hatte ich davon im Sweetwaterforum. Da ich neuen Dingen erstmal aufgeschlossen gegenüber stehe – auch wenn sich bei mir obige Gedanken breit machen – schaue ich mir das Neue und Unbekannte erstmal an und bilde mir meine eigene Meinung dazu, gebe der Sache ne Chance.
Das Spielsystem wurde von Donald P. Bailey schon 2008 entwickelt. Auf seiner Internetseite fand ich ziemlich schnell das Regelwerk. Die PDF mit nur neun Seiten erschien mir merkwürdig klein. Da breiten sich andere Table-Tops auf einem Vielfachen aus. Da wurde ich noch neugieriger.
Etwas überrascht war ich dann vor allem von dem Mechanismus, welcher auf der Verwendung von klassischen Spielkarten basiert. Da brauchte ich eine Weile, bis ich mich damit anfreunden konnte. Die ersten Probespiele machte ich schnell, denn der Spielablauf ist wirklich noch simpler als bei Behind Omaha.
Nach einigem Training habe ich dann ein Testspiel in größerem Rahmen absolviert. Ihr kennt ja meinen Hang zur Regimentsstärke…
Während bei dem System Behind Omaha die deutsche Truppe keine guten Karten gehabt hätte, konnte sie durch geschickten Einsatz bei Paper Tiger (nicht auf dem nackten Tisch natürlich, sondern im Gelände mit hinreichend Deckung etc.) den Sieg einfahren.
Paper Tiger: Pros
- Die Initiative wechselt während einer Spielrunde zwischen den beiden Spielern. Das hatte mir schon bei Code Red sehr gut gefallen. Auch dort zieht nicht ein Spieler alles durch, was ihm so einfällt. Der Gegenspieler kann eingreifen.
- Das Spiel verläuft wesentlich gechillter. Die nervige Maßband-Abmesserei entfällt beim Schießen, auch die philosophischen Betrachtungen zu der Frage, ob man eher auf die Frontpanzerung trifft oder auf die Seitenpanzerung.
- Beim Table-Top-Spiel nach Behind Omaha Regeln hat der aktive Spieler den nahezu vollständigen Überblick über alle Spielelemente auf der Spielplatte. Das ist eher unrealistisch. Durch die unterschiedlichen Stärken der Spielkarten ( „Fire“ oder „Move“ ) kann der Spieler sein Wissen aus dem „Überblick“ nicht so einfach umsetzen. Die Reaktionsmöglichkeiten im Verlauf eines Spielkzugs sind geringer aufgrund der via Spielkarten ausgegebenen „Befehle“. Bei Behind Omaha & Co. kann ein Spieler viel plötzlicher sein Vorhaben verändern.
- Es macht mehr Spaß auch mal mit einem „einfachen“ Modell zu spielen. Für den Spielsieg ist die Stärke der Waffe und die Panzerung ziemlich unerheblich.
- Die Regel „Wer keine zwei Treffer erhält, wird zum Rundenende ‚repariert‘“ bildet die Reparaturfunktion angenehm simpel ab.
- Die Möglichkeit, „Move“ und „Fire“ in beliebiger Reihenfolge auszuführen, schafft eine angenehme Bewegungsfreiheit auf dem Spielfeld.
- Die Spieloption „Follow Me“ ist der Burner. Sie kann eine unterlegene Armee in eine Furie verwandeln.
Paper Tiger: Cons
- Die Zufallskomponente ist stärker als bei Code Red, Behind Omaha & Co. Das ist ungewohnt, eigentlich mehr an Bolt Action angelehnt. Man muss sich darauf einstellen. Andererseits läuft ja auch im echten Gefecht nicht immer alles nach Plan. General Zufall hat jedenfalls ein gehöriges Wörtchen mitzureden.
- Infanterie wird Trupp-orientiert gespielt. Das mag ich persönlich weniger. Ich spiele lieber mit Einzelfiguren wie bei Behind Omaha.
- Granatwerfer zu spielen macht hier keinen Spaß. Das Spiel unterscheidet hier nicht beim Infanterietrupp hinsichtlich der Ausstattung und man kann keinen Vorteil aus den Eigenschaften der mir lieb gewordenen Mörser ziehen.
- Die Regel „Wer keine zwei Treffer erhält, wird zum Rundenende ‚repariert‘“ nervt, weil so manches fahrzeug mit „Fangschuss“ am Ende der Runde wieder reingewaschen wird. Fakt ist, dass bei Paper Tiger das Material nicht so schnell geschrottet wird.
- Die Sache mit den Spielkarten als Treiber des Games ist mir immer noch etwas fremd. Mir ist aber auch klar, dass das kein sachliches Argument ist…
- Die Spieloption „Follow Me“ ist absolut nervig. Sie kann einen schon fast bezwungenen Gegner in eine Furie verwandeln.
Fazit
Das Spiel „Paper Tiger“ ist definitiv eine gute Option für ein Table-Top-Game mit viel Drive und Spiel-Spaß. Wie jedes Spiel hat es Vorzüge und Nachteile, mit denen man sich erstere einkäuft. Der Titel dieses Artikels verheisst natürlich ein gnadenloses Ranking, das hier völlig unangebracht wäre, denn hier würde ich Paper Tiger nicht besser oder schlechter als ein anderes bestehendes Table-Top-System einstufen. Ich sehe Paper Tiger mehr als eine spannende Geschmacksrichtung von Table-Top, die wir sicher öfters zu uns nehmen werden.
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