Das Oorlogsmuseum Overloon ist vielen, möglicherweise nicht jedem bekannt. Jemand, der das Oorlogsmuseum Overloon besucht hat – und das nicht zum ersten Mal – ist unser Mitstreiter (eigentlich muss es doch Mitspieler heißen, oder?) FrankM. Ihn verbindet wesentlich mehr als nur das Hobby mit dem Museum. Ich glaube fast, es ist ein ganz schönes Stück Herzblut dabei ( Frage: Darf ein Sofageneral ein Museum lieben? Sturmi-Antwort: Ja, was denn sonst? ) und er möchte das Museum in Overloon uns allen hier einmal vorstellen. Diesen Raum stelle ich FrankM nur allzu gerne zur Verfügung. Bitte sehr.
Oorlogsmuseum Overloon – FrankM’s Geschichte für euch
Als alter Mann pflegt man so seine Gewohnheiten und eine davon ist es 1 x im Jahr ins niederländische Overloon zu fahren.
Dort – Grenznah bei NL-Venray, auf der Höhe von D-Geldern, befindet sich das Nationaal Oorlogs- en Verzetsmuseum (~ Nationales Kriegs- und Widerstandsmuseum ), welches seit ca. 2005/6 durch die Marshall Collectie (~ Marshall-Sammlung) aus dem niederländischen Zwijndrecht ergänzt wurde. Um die Dimensionen dieses Museums aufzuzeigen hier nur einige wenige Zahlen:
Als ich das Museum – damals noch ohne die Marschall-Sammlung – um die Jahrtausendwende zum ersten mal seit ca. 20 Jahren wieder besuchte, schätzte ich die Anzahl der Großexponate auf ca. 60 Stück, darunter auch zahlreiche Kleinst- und Einmannbunker, eine „Würzburg-Funkmessanlage“ (heute würde man es Radar nennen), 3 Flugzeuge und 2 deutsche Kleinst-Uboote aus dem 2. Weltkrieg. Als später die Marshall-Sammlung von Zwijndrecht nach Overloon verlegt wurde, wurde allein deren Bestand an Großexponaten von den Medien mit ca. 300 beziffert!
Die Exponate des Oorlogsmuseum Overloon
Grundstock des Museums war Kriegsschrott – die Reste jener Kämpfe welche im Spätherbst 1944 in der Gegend um Overloon tobten und nach holländischem Verständnis oft als die „größte Panzerschlacht auf holländischem Boden“ bezeichnet wird. Ob diese Bezeichnung gerechtfertigt ist, darüber lässt sich streiten. Wer sich mit der Geschichte des 2. Weltkrieges befasst hat, wird sich mit der Bezeichnung einer „Panzerschlacht“ hier sicherlich schwertun, aber nichtsdestotrotz fanden in der Region heftige und erbitterte Kämpfe statt, mit allem
damit verbundenem Leid.
Spätestens ein Besuch der nahegelegenen Kriegsgräbergedenkstätte in Ysselsteyn mit ihren fast 31.600 Gräbern deutscher Kriegsopfer sollte zum Nachdenken anregen.
Während sich bis zur Jahrtausendwende noch die meisten Exponate im Freien befanden, wo sie Wind und Wetter ausgesetzt waren, wurden diese nach und nach restauriert und im Innern des Museums ausgestellt.
Militracks, Reenactment-Event „Santa Fe“
Der Grund warum ich dieses Museum versuche 1 x jährlich zu besuchen, ist einfach – es verändert sich laufend. Kein Jahr vergeht, ohne das nicht umgebaut wird, ohne das Exponate hinzukommen und andere aus der Ausstellung genommen werden. Hinzu kommen diverse Veranstaltungen des Museums, wie die alljährliche „Militracks“ mit Fahrzeugvorführungen und -Mitfahrgelegenheiten, den „Santa Fe-Events“ (2013 und 2015) mit ihren Reenactment-Vorführungen, oder die kleinen Modellbauausstellungen der niederländischen Modellbauvereinigung „Tweenot“.
Einige wenige Eindrücke von der „Militracks 2013“
…dem „Santa Fe-Event 2013“…
…und dem „Santa Fe-Event 2015“
(sofern ich mich bei der Zuordnung der Fotos nicht geirrt habe)
Exponate aus den Jahren 2008 und 2009
Ein paar Eindrücke aus 2008 und 2009. Einige der Exponate sind inzwischen leider nicht mehr in der Ausstellung.
Bei den Versuchen das weibliche Geschlecht für Kriegsmuseen zu begeistern, ist man in Holland wesentlich kreativer als in Deutschland.
Mein Besuch 2016 in Overloon
Ende Juli diesen Jahres war es dann also wieder soweit – es ging gen Holland. Äusserlich hatte sich das Museum kaum verändert, nur im Innern gab es für mich einen persönlichen Tiefschlag.
Wie mir ein Mitarbeiter des Museums auf Nachfrage mitteilte, hatte man einige Exponate aus der umfangreichen Sammlung von Fahrzeugen und Ausrüstung des Warschauer Paktes verkauft und der Rest sollte folgen. Mit Ausnahme einiger weniger Exponate wolle man sich stattdessen verstärkt der Thematik 2. Weltkrieg widmen.
Als jemand der in der Zeit des Kalten Krieg aufgewachsen ist, der in jener – noch nicht allzu fernen Zeit – selbst „bei der Fahne war“, kann ich dieses nur bedauern. Hierdurch wird dieses Museum wie viele andere unserer Zeit – man konserviert und pflegt die Erinnerung an den 2. Weltkrieg. Der zahlende Tourist wird es danken, wenn er mit einem wohligen Schauer vor dem „Panther“ der bösen Deutschen und die Shermans der guten Befreier steht. Und so ganz nebenbei gerät dabei in Vergessenheit, das unsere Welt, aber auch unsere lokale Region, in der Vergangenheit von weit mehr Kriegen verwüstet wurde, aber auch – wie im Falle des Kalten Krieges – mehrfach und oft genug nur knapp von weiteren Kriegen verschont wurde.
Nachfolgend nur einige wenige Eindrücke aus dem Museum, wie es sich im Sommer 2016 darstellte.
M4 Sherman: Zeitzeuge der Kämpfe um Overloon und Venray
Dieser Sherman gehört zu einigen jener alliierten Panzer, die bei den Kämpfen um Overloon und Venray im Herbst 1944 vernichtet wurden und nun – restauriert – im Museum ausgestellt sind.
Leider war es mir als Laienknipser nicht möglich, dort auch nur halbwegs vernünftige Fotos
zu machen. Einen, wie ich finde sehr guten Bericht über diesen Teil der Ausstellung, findet man im Internet unter thrifles.blogspot.de.
Wie dem auch sei: Ich werde auch weiterhin versuchen, das Museum ab und an zu besuchen, halte ich persönlich es doch für eines der sehenswertesten Kriegsmuseen im westlichen Kontinentaleuropa.
FrankM, 2016.
Ps.: Wie unschwer zu erkennen ist, gehört das knipsen leider nicht zu meinen Kernkompetenzen, aber vielleicht geben die Fotos einen kleinen Eindruck, wie sehr sich dieses Museum im Laufe der Zeit verändert hat, wie „es lebt“.
Also erstmal ein ganz großes Dankeschön an FrankM für seinen Bericht aus Overloon. Ich finde, dass er seine Fähigkeiten beim Fotografieren eher unterschätzt. Mir gefallen seine Fotos sehr gut und ich freue mich schon auf seine nächste Exkursion… Oder kriegen wir einen Baubericht eines seiner Modelle?
Anmerkung vom Sturmi: beim Lesen der Zeilen habe ich spontan Lust bekommen, unser Pink-Unicorn-Tour-Mobil ( VW-Bus-8-Sitzer) anzuwerfen und mit der ganzen Mannschaft mal ins Oorlogsmuseum Overloon zu tuckern! Hey, wenn ich auch Lust auf so ne Touz bekommen habt, dann funkt mich einfach mal an. Gerne hier als Kommentar unten drunter oder als Mail!
Bildnachweis: © alle FrankM