Alexander, Caesar & Co. #10: Panzerreiter, leichte Reiter, Panzerreiter, Steppenreiter und schwere Kavallerie

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Bei den späteren Armeen der Kalifen kommen persische Panzerreiter, leichte Reiter aus den asiatischen Steppen und Nordafrika, türkische Lanzenreiter, sudanesische Bogenschützen (nehmt einfach arabische Figuren mit etwas dunklerer Hautfarbe) und vieles mehr hinzu. Wie gesagt die Jahrhunderte lange Herrschaft der Araber von den Pyrenäen bis zum Indus erschließt dem Tabletop-Spieler wie auch dem Figurensammler eine bunte Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten – und Armeelisten, die mit den gleichen oder zumindest ähnlichen Figuren abgedeckt werden können.

In fernen Westen treten leichte Panzerreiter, leichte Reiter auf, die ägyptischen Kalifen vertrauen auf massierte Bogenschützen zu Fuß, die aus Persien und von weiter östlich kommenden Armeen kombinieren wie ihre Hauptgegner leichte Steppenreiter und schwere Kavallerie. Elefanten und tapfere persische Bergstämme (Daylami) verstärken die Aufgebote. Die taktischen Möglichkeiten sind entsprechend groß.

Einen Höhepunkt arabischer Macht- und Pracht-Entfaltung stellt das in „Tausendundeine Nacht“ besungene Abbassidenkalifat von Bagdad dar. Der persische Einfluss wird hier schon in der Armee deutlich, die neben leichten Bogenschützen zu Pferd wie die Sassaniden auch Gardereiter nach persischem Vorbild kennt. Die Daylami gelten nun als die Elite unter dem Fußvolk, vermehrt treten berittene Berufssoldaten (Ghulam/Ghilmen/Mameluk), bereits als Knaben ausgebildete und zum Islam bekehrte Sklaven aus den türkischen Steppen oder dem christlichen Norden (!) in den Vordergrund.

Denn der Erfolg der Eroberungszeit trug schon fast unausweichlich zu einer schwächenden Entwicklung bei. Reich geworden durch die Beute und Steuern der unterworfenen Ländern, in ihren Militärsiedlungen am Rande der Wüste inmitten einer Mehrzahl nichtarabische Ehefrauen und Sklavinnen lebend, stiegen die Nachfahren der ersten Glaubenskämpfer rasch zu besser gestellten Reiterkriegern auf. Das Fußvolk ließ an Kampfkraft und Prestige nach, die Reiterei aber konnte durch ausgezeichnete Rivalen aus den unterworfenen Ländern ersetzt werden. Dennoch gab es auch viele politische Gründe, mehr und mehr auf die arabischen Truppen zu verzichten. In jener Zeit durfte sich ein Perser, ein Türke oder ein Berber kaum Hoffnungen auf den Thron machen. Ihre Treue zum Herrscher war darum wahrscheinlicher als die der in unzählige Ränkespiele und Fehden verstrickten arabischen Großen des Reiches.

Bei 6. Auflage und DBx sind die Fußtruppen nur noch Speerträger minderer Qualität, die dennoch „die Brust der Armee“ bilden, an deren Schultern die Arme der Armee zum Schlag ausholen. Die Defensivkraft dieser Einheiten (und beruhe sie auch nur auf reiner Masseträgheit) wird oft unterschätzt. Sie bilden das abbassidiscbe Zentrum und es bedarf großer Anstrengungen des Gegners, es auszuschalten. In der Zwischenzeit kann die Reiterei bereits die Entscheidung erzwungen haben. Man sollte auch nicht unterschätzen, dass unter 6. Auflage frühe Erfolge der Reiter fur die Moral der Fußtruppen wahe Wunder wirken können. Unter allen Regeln sollte man dieses Zentrum nicht unbedingt dem Gegner von sich aus auf dem Silbertablett servieren.

Unter 6. Auflage waren die Ghazi, gepanzerte Schwertkämpfer in meinen zahlreichen Spielen mit der abbassidischen Armee Einheit als die wertvollste Einheitvon allen. Ihre Fähigkeit, dem Gegner auch schwieriges Gelände streitig machen zu können, erfüllt eine wichtige Aufgabe und erlaubt es ihr (gegebenenfalls gestützt auf schwieriges Gelände) die Flanke der Speerträger zu schützen oder neben den Lanzenreitern offensiv vorzugehen. Leider setzt sie dabei auch oft ihren Wunsch, möglichst früh ins Paradies zugehen, rasch die Tat um.

Bei DBx und FOG übernehmen die Daylami diese Rollen, wenn gleich wohl auch mit weniger Selbstopferungsbereitschaft. Unter DBM waren die Abbasiden eine sehr beliebte und sicherlich eine sehr variantenreiche Armeen*. Unter Field of Glory sieht es (mal wieder!) sehr ähnlich aus, hier: Abbassidenkalifat

Darüber hinaus gibt es wie gesagt noch viele Möglichkeiten moslemische Armeen zu bilden.

Unter DBM waren meine Bujiden (daylamische Wesire des Kalifen von Bagdad üben dort die praktische Macht aus!) gegen historische Gegner sehr erfolgreich. Zwei Flügelkommandos aus türkischen Reitereliten und wackeren Daylami zu Fuß wurden durch Beduinen in der klassischen Flügelrolle ergänzt – vor allem aber: die zentralen Daylami durch Elefanten und indische Schwertkämpfer als Schocktruppen ergänzt, um das feindliche Fußvolk zu werfen. Oft gelang ihnen dies, bevor einer der Flügel einen Erfolg errungen hatten, denn Reitereliten haben die anderen historischen Gegner schließlich auch…

Für Field of Glory verweise ich wieder auf Madaxeman:Daylami

Wer die verschiedenen Truppentypen und Aufstellungsmöglichkeiten erfolgreich kombiniert, wird – wie ich – viel Freude an seinen arabischen Armeen haben können!

Ariovist

* Vor einigen Jahren in Zürich (CH).
Einer der Schweizer hat soeben eine fertig bemalte Armee Abbassiden gekauft. Er bittet V.O. darum, ihm anhand der vorhandenen Figuren eine Armee zusammenzustellen. V.O. hat wohl binnen fünfzehn Minuten eine recht defensive Aufstellung für sein übliches Konterspiel aufgestellt. V. O. zeigt sie mir, um eine zweite Meinung einzuholen. Im Tumult – schon einmal Schweizer beim Essenfassen erlebt? – verstehe ich das falsch und mache binnen fünf Minuten aus exakt den gleichen Elementen eine andere, deutlich offensivere Aufstellung für DBM.
Für mich der schlagende Beweis – die Spieler sind das Wichtigste an der Armee und was für den einen gut sein mag, muss es nicht für den anderen Spieler sein.

Nehmt diesen Beitrag als Anregung und Ermunterung!

P.S. Der ursprüngliche Artikel erschien vor fast fünfundzwanzig Jahren in der Zeitschrift Spielwelt. Interessant fand ich, dass die Aufstellungs- und Taktiktipps sich über die Jahrzehnte und die Regelsysteme hinweg sehr (!) stark ähneln. Selbstverständlich setzen die einzelnen Regelsysteme andere Akzente…


Bildnachweis: © shutterstock – Titelbild Leonid Andronov

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Der Geist, der stets verweist.

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