Woran denkt ihr, wenn ihr die Überschrift lest? Egal, was euch einfällt: ihr werdet schief liegen. Was es wirklich ist, haben wir letztes Wochenende auf der tactica 2022 in Hamburg live erfahren. Lest jetzt, was der Friesenhammer aufgetischt hat!
Friesenhammer: Tabletop und Rollenspiel im Urwald
Ja, das hätte ich mir nicht träumen lassen. Halvarson, Henry und Meinereiner traten ein in den ersten Spielraum in der ersten Etage der Tactica. Gleich zu unserer Rechten tat sich ein Spieltisch auf, der verwunderlicher nicht sein konnte. Was man da alles sah… Ein steampunkiges Luftschiff mit britischen Rangern als Mannschaft, Urwald soweit das Auge reicht, eine Felswand mit einer in Stein gehauenen Fratze mit rot leuchtend blinkenden Augen, ein Saurier vor seinem Nest mit Eigelege, ein kupferfarbener steampunkiger Robot mitten im Urwald, ein Buddha eine Urwaldlichtung weiter und dazwischen jede Menge Figuren aus allen Themenwelten von Vampirnächten über Saloons und WWII-Theatres bis hin zu Filmszenen am Set. In der Felswand tummelten sich Echsen- und Schlangenmenschen, oben saß ein Gorilla, der mit Knochen trommelte und vor der Felswand… da galoppierte ein (K)einhorn durch die Prärie.
Die beiden Jungs am Tisch hatten unsere leuchtenden Augen wohl erkannt und lotsten uns an den Tisch und luden zum Spiel ein. Doch wir waren am Samstag erst mal auf Schnüffel-Tournee. Ich verabredete ein Wiederkommen am Sonntag und so kam es denn auch.
Das Spiel
Ja, am Sonntag morgen kamen Halvarson, Henry und Meinereiner wieder zum Spieltisch des Friesenhammers. Zwei Spieler waren gerade dabei, zu starten. Henry und ich sprangen dazu (vier Spieler waren möglich) und Halvarson schaute zu. Das Spiel fing bereits mit allerlei Verrücktheiten an.
Jeder Spieler bekam einen Haufen von W6-, W8 und W10-Würfeln. Dazu gab es die ersten drei (Skat-)Karten, die später noch für viel Würze im Spiel sorgen sollten. Jeder suchte sich eine Spielfigur aus. Dann zog man aus einer Serie von Missionszielkarten eine für sich heraus.
Ein Jeder platzierte sich auf dem Spielfeld irgendwo am Rande- mit seiner Spielfigur. Dann versuchten wir, unser Missionsziel zu verstehen. Ich hatte eine Karte gezogen, auf der „Kacke in den Wasserfall“ stand. Henry hatte „Streichle die Möpse“. Wer jetzt seinem Kopfkino freien Lauf lässt (so wie ich es tat) der geht den beiden Friesen völlig auf den Leim. Nitschewo! Es stellte sich heraus, dass die beiden Möpse tatsächlich kleine zahme Vierbeiner waren, die auf der Spielplatte verstreut saßen. Einer vor dem Buddha und einer am Wasserfall. Aber das wussten wir noch nicht. Das stellte sich im Verlauf des Spiels erst noch heraus.
Reihum begannen die Spieler mit ihrem Zug. Man bewegte seine Spielfigur um cirka 20 cm in eine gewünschte Richtung. Man hatte die Aufgabe, eine gefährliche Aktion auszuführen – was immer das sein sollte. Also der erste Spieler landete mit seiner ersten Bewegung hinter dem Sauriergelege. Das nutzte der Saurier aus, um aus lauter Angst um sein Gelege auf selbiges zu springen und der Figur des ersten Spielers seinen heißen Odem ins Gesicht zu blasen. Jetzt kam es darauf an, diese Challenge zu meistern. Einer der anderen Spieler (oder der Spielleiter) konnte eine der Spielkarten auf den Tisch werfen und den aktiven Spieler so nötigen, die Challenge zu meistern. Zahlwerte („7“ bis „10“) zählten als „1“, Bilder („Bube“, „Dame“, „König“) zählten als „2“ und das „As“ zählte als „3“. Der Spieler durfte nun eine beliebige Zahl an Würfeln aus dem Vorrat nehmen und musste damit die aus den Karten ermittelte Zahl übertreffen. Die Würfel wurden dann zur Seite gelegt und standen für den Rest der Runde nicht mehr zur Verfügung.
Der erste Spieler hatte gleich einen Fail! Das gab einen Wundmarker für ihn. Bei drei Wundmarkern würde ein Spieler ausscheiden…
Hatte man eine solche Challenge gemeistert, durfte man sich solange weiterbewegen, wie man am Ende der Bewegungsstrecke wieder eine Challenge annahm. Wenn nicht, stoppte der eigene Zug.
Wenn zwei Spieler nacheinander KEINE Challenge annehmen („passen“), endet die Runde. Dann gibt es neue Karten und alle nehmen die benutzten Würfel wieder auf.
Der total fieswatzige Spielleiter
Das klingt ja alles sehr zivilisiert. Und das wäre es auch gewesen, wäre da nicht der höchst fantasiereiche und eloquente Spielleiter gewesen. Dem fiel dann so manche Schweinerei ein. Als ich mich da mal per Liane an der Felswand entlang schwingen wollte, um mit meiner Lady zum Wasserfall zu gelangen, warf er ein „Oh Nein! Sowas aber auch. Jetzt bist Du an der glitschigen Liane abgerutscht und landest drei Etagen tiefer auf dem Felsen. Überlebst Du das? Würfle mal…“. Und schon saß einem eine Spielkarte mit ihrer Challenge im Genick…
Einem anderen Spieler sagte er „Warum willst Du denn den Walker Mech sprengen? Du könntest Dich auch reinsetzen und Dich von ihm zum Ziel tragen lassen…“ Das wollte der Spieler dann auch. Jetzt musste er erst eine Karten-Challenge gewinnen, um nicht von dem Walker-Mech zermatscht zu werden. Dann musste er eine Karten-Challenge gewinnen, um den Mech zu bemannen und ihn zu übernehmen.
So kamen die Spieler mehr und mehr auf die verrücktesten Ideen, was denn die Objekte und Darsteller auf der urwaldigen Bühne für sie würden tun können. „Der Buddha soll mich als Gottheit an den Wasserfall ‚zaubern‘.“ Das war dem Spielleiter zu früh im Spiel. Damit das nicht in einen schnellen Sieg und damit in ein vorzeitiges Spielende mündete, wurde die Spielfigur irgendwo anders in die Felswand gehext… Voll unfair!!!
Ein anderer Spieler kam flott auf den Wunsch „Buddha soll die Position meiner Spielfigur mit der Position der Spielfigur dort oben in der Felswand vertauschen!“. Ja, das klappte bestens. Aber fragt nicht, was die Schlangen- und Echsenmenschen dann mit der Spielfigur in der Felswand veranstaltet haben…
Das Spiel
… dauerte so ungefähr ne Stunde – und wir kamen bei all den Verrücktheiten aus dem Lachen kaum raus. Die beiden Burschen stammen vom Friesenhammer, einem Tabletop-Verein aus Norden (die Stadt!). Ihr Claim „Näher zur Nordsee gibt es kaum Wargamer“ ist eine Tatsache. Wir haben dann noch ne Weile geratscht und da habe ich dann erfahren, wie die Komponenten des Spieltischs so nacheinander entstanden sind. Viel davon in den letzten beiden Jahren, in denen wir alle zwangsweise viel Zeit zum Basteln hatten.
Wie ich erfuhr, spielen die Jungs vom Friesenhammer das Spiel auch mit Szenarien wie Postapokalypse, Zombies bei den Römern und noch weiteren abgedrehten Kombinationen, die jedem braven Deutschen die Fußnägel aufrollen lassen.
Schließlich bedankten wir uns für die belebende und zwerchfellstrapazierende Stunde bei den Beiden (deren Namen ich nicht erfragt habe – Asche über mein Haupt!) und verabschiedeten uns.
Hier noch eine Serie von Fotos, die ich von der Spielplatte geschossen habe…
Stay tuned!
Sturmi
4 Kommentare
Für die Spielausstattung benötigt man wohl eine gut gefüllte Restekiste …………………………
Hatten die Herren…
Ich habe mal vor langer Zeit etwas ähnliches in Rheindahlen bei den Engländern gespielt.. Kann mir vorstellen, dass Euer Spiel SEHR lustig war…
Die Herrn sind Jan Peter Ecke und Andi Ecke, unsere klugen Köpfe an der Regelfront. Danke für den schönen Bericht. Die Jungs Freuen sich sehr darüber