Heeresmitteilung HM 181 vom 18.02.1943: Tarnmuster der Wehrmacht

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Was will mir die Heeresmitteilung HM 181 sagen? Nun, wer schon mal ein eigenes Modell nach langer und mühevoller Arbeit fertiggestellt hat, kennt das Problem. Wie bemale ich das Fahrzeug richtig. Man will es ja korrekt machen und nicht irgendwelche Farbe freihändig auftragen. Erstens sind wir ja alle ein wenig Perfektionist und zum Anderen möchte man das Modell ja den Kollegen im Forum vorstellen. Und da kommentiert ja so mancher selbsternannte, apfelgrüne Papst unter den Modellbaukollegen mit seiner ganz persönlichen Vorstellung von dem „korrekten“ Tarnmuster und der „richtigen“ Farbwahl. Da baut man lieber vor und sichert sich ab. Aber wie war es denn wirklich?

Die Heeresmitteilung HM 181: wie die Wehrmacht zu ihrem Tarnmuster kam

Wenn man es genau nehmen will – und das wollen wir ja – dann gab es bei der ehemaligen deutschen Wehrmacht nicht nur ein Tarnmuster oder Tarnschema. Es ist vielmehr ein Evolutionsprozess, der mehr und mehr regulierend die Farbgebung der Fahrzeuge der Wehrmacht beeinflusst hat. Doch wie fing es an?

Der Buntfarbenanstrich 1918 (Mimikry)

Links im Bild: ein deutscher A7V mit Tarnmuster Buntfarbenanstrich 1918.

Links im Bild: ein deutscher A7V mit Tarnmuster Buntfarbenanstrich 1918.

Betrachten wir zunächst mal die Zeit bis 1937. In dieser Ära galt beim deutschen Militär noch die Vorschrift „Buntfarbenanstrich 1918„. Die Vorschrift stammt aus dem Juli 1918. Während vorher alle Tarnmuster mehr oder weniger improvisiert waren, wurden nunmehr bei der kaiserlichen Armee ( Heer ebenso wie Luftwaffe ) standardisierte Tarnmuster eingeführt. Drei Grundfarben prägten des Buntfarbenanstrich 1918 der kaiserlichen Armee: rostbraun, ockergelb und grün. Alle Farbflächen wurden durch kräftige schwarze Linien voneinander abgesetzt. Dieses auch Mimikry-Tarnanstrich genannte Tarnschema wurde für fast das gesamte Kriegsmaterial, ja sogar für Munitionskisten und Stahlhelme verwendet. Der Farbauftrag erfolgte stets mit dem Pinsel. Die Farben waren matt.

Die RAL Farbtabelle mit ihren 40 Farben gibt es erst seit dem 23.04.1925. Demzufolge waren die Farben davor wenig normiert und man kann aus heutiger Sicht die damals verwendeten Farben nur schwer identifizieren. Einzig einige Belegfunde haben bisher eine wenn auch ungenaue, so doch nutzbare Bestimmung der einzelnen farbtöne des Buntfarbenanstrich 1918 ermöglicht. Folgende Farbtöne nimmt man gemeinhin als passend an:

  • RAL 6002 Laubgrün – ehemals RAL Nr. 27
  • RAL 1005 Honiggelb – ehemals RAL Nr. 22
  • RAL 8014 Sepiabraun – ehemals RAL Nr. 18g

Schwarzgrau

Ab dem Jahr 1937 wurden sämtliche Fahrzeuge in schwarzgrau an die Reichswehr ausgeliefert. Der Farbcode für schwarzgrau ist die RAL 7021.

Das 3-Farbensystem der HM 181 vom 18.02.1943

Im Jahr 1943 kam man vom dunkelgrauen Anstrich der Fahrzeuge ab. Vielmehr lieferte die Industrie ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung der HM 181 alle Fahrzeuge in Dunkelgelb RAL 7028 aus. Die Truppe hatte dann die Aufgabe, das in der Grundfarbe Dunkelgelb gestrichene Fahrzeug mit den Farben Braun RAL 8017 und Grün RAL 6003 an Jahreszeit und Vegetation anzupassen. Die Vorschrift der HM 181 regelte schon gewisse Details, ließ jedoch der Truppe größtenteils alle Freiheiten in der Ausführung der Tarnmuster. So gab es denn Fahrzeuge mit völlig unterschiedlichen Anteilen an Dunkelgelb, Braun und Grün. Die Tarnfarben des Heeres erkannte man übrigens bis 1944 stets an der „7“ oder „8“ zu anfang der RAL-Nummer.

Während man die Farben früher ausschließlich mit dem Pinsel auftrug, ging man erstmals in den 1930er-Jahren dazu über, die Farben aufzusprühen. Das Aufsprühen war dann auch sehr gebräuchlich. Dies führte dazu, dass Farbübergänge eher fließend ausgeführt wurden. Scharfe Abgrenzungen der Farbflächen gab es dann auch eher beim Farbauftrag mit dem Pinsel.

OKW WA J Rü 6/VIII vom 19.08.1944

Eine Änderung erfuhr das Verfahren im August 1944. Am 19.08.1944 postulierte die OKW WA J Rü 6/VIII, dass nunmehr alle Fahrzeuge bereits ab Werk eine Tarnung erhalten sollten. Damit war dann die Truppe der Auswahl des Tarnanstrichs enthoben.

Verzerrungstarnanstrich ab 31. Oktober 1944

Schon im September 1944 wurde per Dekret das werkseitige Aufbringen des Zimmerit beendet. Ab dem 31. Oktober 1944 wurden alle Fahrzeuge mit einem Grundanstrich RAL 8012 versehen. RAL 8012 ist ein rostbrauner Farbton, der gemeinhin als Rostschutzfarbe aufgetragen wurde. Auf die Farbe RAL 7012 wurde anschließend annähernd die Hälfte der Oberfläche des Fahrzeugs mit unterschiedlich großen Flecken versehen.

  • RAL 8012 Rostschutz
  • RAL 6003 Olivgrün
  • RAL 7028 Dunkelgelb

Ziel der Umstellung auf die sogenannte „Rote Grundierung mit Verzerrungstarnanstrich“ war es auch, den gesamten Fertigungsprozess durch die Vereinfachung des Lackierungsprozesses zu verkürzen.

HV B Nr. 52 vom 24.01.1945

Verschiedene Tarnmuster werden im Jahr 1945 von der HV B Nr. 52 vom 24. Januar 1945 vorgegeben.

  • Tarnmuster 1 Herbst/Spätsommer
    Dunkelgelbe Grundfarbe mit Olivgrünen und Rotbraunen Tarnflecken und zahlreichen kleinen Farbtupfern. Es ist das Hinterhalt-Schema (Licht und Schatten Tarnung) wie es im August 1944 eingeführt wurde
  • Tarnmuster 2 Winter für verschneite Umgebung
    Grundfarbe ist eine weiße Lackierung mit möglichen Zusätzen von Dunkelgelben, Olivgrünen oder Rotbraunen Flecken. Eine Variante auf der Basis Olivgrüner Lackierung mit weißen Flecken wird auch beibehalten.
  • Tarnmuster 3 Frühjahr, Frühsommer
    Die Grundlackierung erfolgt mit Olivgrün. Zusätze sind Flecken mit Rotbraun und Streifen von Dunkelgelb. Wichtig: Dunkelgelbe Flecken sind verboten.
Tarnmuster 1 Herbst/Spätsommer

Tarnmuster 1 Herbst/Spätsommer

Tarnmuster 3 Frühjahr, Frühsommer

Tarnmuster 3 Frühjahr, Frühsommer

LKW-Planen sind entweder Olivgrün oder Olivgrün/Weiß in verschneiter Umgebung zu lackieren.

Ebenfalls gab die Vorschrift HV B Nr. 52 den sofortigen Stopp für die Verwendung der Farbe Dunkelgelb als Grundierung vor, die durch Olivgrün RAL 6003 ersetzt wird. Dunkelgelb bleibt jedoch erhalten, um mit der Komplementärfarbe Rotbraun 8017 eine 3-Farbentarnung abzubilden. Diese sollte für kleines, tragbares Gerät der Truppe und für Gerät im Reichsgebiet Verwendung finden. Hierzu zählten beispielsweise die Flakbatterien der Flakgürtel der Städte.

Neu ist in der HV B Nr. 52 auch, dass zwischen den enzelnen Tarnflecken eine scharfe Abgrenzung der Farbflächen gefordert wird. Wie schon weiter oben beschrieben, war duch den Farbauftrag durch Sprühen bislang eher ein softer Übergang zwischen den Farbflächen üblich.

Soviel Vorschriftsmäßiges für heute vom

Sturmi


Bildnachweis: © Titelbild – Dennis, andere schwarzer.de

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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