Der 30. Juni mit der großen DBMM-Battle in Bretzenheim rückt unaufhaltsam näher. Glücklickerweise erboten sich Ariovist und Leosthenes den Caius Neratius Commotus in einem Intensivkursus im vicus bonnensis auf einen Next Level zu hieven.
Über aggressive Ägypter und desorientierte Barbaren
Der frühe Vogel sollte auch dieses Mal seiner üblichen Aufgabe nachkommen. Das bedingte den Abmarsch des C. Neratius Commotus zu unchristlichen sonntäglichen Zeiten um 08:00 Uhr im noch schlummernden Mogontiacum. Der Gewaltmarsch entlang dem Rhenus fluvius führte schließlich am 17. Juni ziemlich pünktlich gegen 09:30 Uhr nach Bonna, wo Leosthenes bereits das Bootcamp errichtet hat. Nachdem Ariovist eintrifft, geht es ans Aufstellen der Armeen.
The one and only
Da der Herr Neratius Commotus keine DBMM-Armeen sein eigen nennt, stellt Leosthenes aus seinen Heerscharen den benötigten Gewalthaufen „Early Northern Barbarians“ zusammen. Wie es sich zeigt, bin ich wohl der Einzige, der diese Barbarensorte ins Feld führt. In keiner der Kasernen von Leosthenes und Ariovist findet sich diese Spezies, weswegen wir mit ähnlichen Herren die Armee „proxen“. Mir soll es recht sein, Hauptsache ich bekomme noch eine Ladung Know-How im Umgang mit der Truppensorte verpasst.
Ab ins kalte Wasser
Ariovist hat sich für mein Bootcamp eine Rosskur ausgedacht. „Spiele einfach gegen meine Ägypter. Da wirst du viel dazulernen.“ kündigte er vielsagend an. Es klang für mich nach einem bevorstehenden Kamikaze-Einsatz und als Ariovist seine Streitwagenhorde einen nach dem anderen auspackt, bestätigen sich meine schlimmsten Vorahnungen. Irgendwann hatte er mir mal erzählt, welch üble Spielchens man bei DBMM mit Streitwägen veranstalten kann.
Vom Auslegen der Geländestücke
Das META-Game ist ein wichtiges. Und dazu zählt das zielgerichtete Auslegen der Geländestücke – natürlich je nach Zuneigung der Würfel. Auch die Auswahl der Geländeart ist wesentlich. Wer wie ich eine Armee aus nordischen Saufbrüdern und Raufgesellen befehligt, die gegen eine Vielzahl von Truppentypen anderer Armeen eher den Kürzeren ziehen wird, muss auch die Landschaft um Unterstützung bemühen.
Ich nahm die Lehren auf und werde versuchen, das in Bretzenheim zu beherzigen. Für die Battle im Bootcamp wurde das Gelände auch ausgelegt. Das Unheil nahm seinen Lauf…
Dem Bild kann man es entnehmen. Ich stellte einen Gewalthaufen links und einen ebensolchen rechts auf. Beide sollten die Ägypter an ihren Flanken in die Zange nehmen. Das kleinere Kommando in der Mitte sollte die Ägypter bremsen, bis die Zangen zuschnappen würden.
Ariovist hatte sich noch einen Flankenmarsch seiner Ägypter aus besonderes Schmankerl ausgedacht. „Es sei sicher gut, wenn ich sowas mal hautnah erleben würde“. Ich ließ mich überraschen.
Erste Überraschung: die Hügelbremse
Meine Barbaren setzten sich auf dem linken Flügel in Marsch, um in zwei Gruppen den Hügel zu stürmen, auf dem sich seine Psiloi in der frühen Bonner Sonne räkelten. Gut gedacht, aber schlecht vorbereitet. Das Wissen, dass die Barbaren gerade diese Sorte Hügel nur mit einem Pip pro Kolonne erstürmen können, offenbarte mir der Ariovist immerhin schon in dem Moment, an dem sich die Bremse auswirkte und das gesamte Kommando in dem bescheuerten Hügel hing. Seine Psiloi indes hatten auf der Hügelkuppe hinreichend Muße, ihren Namen zu tanzen.
Habt ihr schon mal versucht, einen Haufen Barbaren in voller Fahrt zu wenden? Nö, ne? Ich habs auch nicht hinbekommen. Aber ein paar einsatzwillige Barbaren hatte ich ja noch im Zentrum und rechts auf dem Flügel.
Von den Segnungen des Flankenmarschs
Hätte ich gewusst, dass der von rechts hereinbrechende oberägyptische Flankenmarsch Flora und Fauna in weitem Umkreis zur Flucht animiert, hätte ich mich prophylaktisch ein wenig von den seitlichen Spieltischgrenzen fern gehalten. So aber waren etliche meiner Herren von der plötzlich im Wohnzimmer stehenden Verwandtschaft derart beeindruckt, dass sie alles stehen und liegen ließen und spontan kehrt machten. Ganz großes Kino! Allerbestes Herrentennis!
Nordische Gottheiten standen nicht bereit, meine Stoßgebete zu erhören. Gut ein Dutzend Flankenmärschler brachen über mein rechtes Kommando herein. Den Flüchtenden hinterher zu hechten zeugte nicht von Heldenmut, mehr von eiskaltem Kalkül. Doch dieses Bewusstsein hilft einem wenig, wenn ein ägyptischer Speer im barbarischen Rücken steckt.
Rache ist Blutwurscht
Irgend so eine nordische Gottheit fühlte sich dann aber doch verantwortlich und schickte mir die Idee, die Fliehenden geschickt wenden zu lassen. Hehe. Damit hatte der hinterhältige Ägypter nicht gerechnet. Zuerst wurden seine Mumien zu zwo Dritteln gestoppt. Mein Lager musste ich opfern. Ein paar Plünderer vom Nil kamen durch, obwohl ich dreinhieb, wie es nur ging.
Nach dem Stoppen sogar der Streitwagen zeigte sich Fortuna den Barbaren hold. Nur mit schnöden Auxiliern konnten die wenigen gewendeten und nun nicht mehr flüchtenden Barbaren dem hinterhältigen, ägyptischen Flankengeneral kräftig den Arsch versohlen. So kräftig, dass er sich mit ein paar seiner Streitwagen urplötzlich aus dem Staube machen musste.
Vae victis!
Ich konnte es nicht wirklich fassen, aber ich hatte dem allmächtigen Ariovist doch tatsächlich seinen Gewalthaufen auf der Flanke zerbrochen. Gerade noch frech und dreist in meinen Vorräten plündernd, wandten sich die Kaftanis um und suchten ihr Heil in der Flucht. Ehrensache, dass ich noch ein paar der vorwitzigen Gauner abschlachtete.
Die üble Mitte
War ja klar, dass der Ariovist seinen Schwerpunkt in der Mitte setzen würde. Das kleine Kommando, was dort halten sollte, hatte viel zu tun. Pflichtbewusst ging man dran und konnte die Ägypter auch hie und da stoppen. Allerdings entwickelte die Quantität auch hier ihre Qualität und meine Barbaren wurden mit der Zeit etwas porös.
Kleiner Trost, Ariovist musste irgendwie dem nunmehr siegreichen Kommando auf meinem rechten Flügel etwas entgegen schicken, damit er nicht von seiner Flanke her aufgerieben werden würde. Meine Rechtsflänkler griffen diese Idee spontan auf und warfen sich dem Zentrum entgegen.
Es gab ein Handgemenge und PAFF platzte Ariovists zweiter General. Ich hatte dem links und rechts zwei meiner Fußtruppen an die Flanke gestellt und hieb von vorne auf ihn ein. Und hinten war glaub ich auch noch einer, der ihn in den Hintern piekste. Da hatte er ein Einsehen und besuchte Herrn Ra. Ein Blick in Ariovists Gesicht zeigte mir, dass ich darauf stolz sein durfte.
Ärger mit den Linken
Links hatte sich ja mein Kommando am Hügel festgefahren. Dort konnte ich nur mit dem Cheffe und ein paar Psilois und 3-4 Auxiliern der Meute des Ariovist gegenübertreten. Mutig stürzte sich der Oberbarbar ins Getümmel verlor aber bald die Initiative und dann auch noch das Leben, was die Kampfesgenossen in tiefe Trauer hüllte und (noch schlimmer) in Agonie fallen ließ.
Zahlenmäßig dem Feind mehr als ebenbürtig, aber mangels Cheffe nur noch mit Magerpips ausgestattet, war es eine zähe Sache. Ariovist meinte, mein rechter Flügel würde wohl nicht schnell genug zu Hilfe eilen können, weswegen das Spiel entschieden sei. Wir beließen es dabei – auch weil gerade das üble erste WM-Spiel der Deutschen Mannschaft begann.
Fazit
Lehrreich war das Bootcamp in jeglicher Hinsicht. Ich glaube sagen zu dürfen, dass ich additzens Ratschläge bereits erfolgreich umsetzen konnte. Einiges davon hat mich sicher enabled, den Ägyptern in kritischer Situation nicht völlig looserhaft entgegen zu treten. Von den beiden abgesägten Generälen werde ich jedenfalls noch in fünfzig Jahren meinen Enkeln erzählen. Das ging runter wie Öl, kann ich euch sagen.
Ich strebe nunmehr frisch gestählt dem Turnier in Bretzenheim entgegen und bin auf die nächsten Überraschungen gespannt.
Vale, mi ones,
Caius Neratius Commotus
Bildnachweis: © alle schwarzer.de
3 Kommentare
Zieht man mal die epischen Ausschmückungen ab – es hatte mir alle drei Befehlshaber zerlegt – einen davon sogar trontal gegen einen Fußplänkler (!) – da wurden die PIPs zunehmend rar!
Dadurch verzögerte sich das Zerbröseln von Stumis zentralem Kommando erheblich.
Mal gucken, wie er sich dieses Wochenende in Bretzenheim schlägt.
P.S. Das Mexikospiel habe ich übrigens nicht gesehen, aber von meinen Kollegen später in düstersten Farben geschildert bekommen!
SchmückSchmück, den dritten hatte ich gar nicht als General erkannt. Interessant. Dann stand es ja noch besser um mich, als ich dachte. Wer hätte das gedacht?
Ein toller Bericht! Aber immer diese Barbaren, die gezielt Offiziere meucheln!