Landsverk L180 M38: Niederlande @ 1940 #8

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Hallo und guten Morgen, liebe Niederlande-1940-Fans. Als wir die Serie begonnen haben, malten wir uns nicht aus, auf welches Interesse und Echo wir mit unserem Thema stoßen würden. Es freut uns natürlich, dass wir damit einige lange gehegte Wünsche erfüllen konnten. Schön auch, bei dieser Gelegenheit, neue Gesichter kennenzulernen und einige sehr anregende Gespräche führen zu dürfen. Wir sind gespannt, was uns auf unserer Niederlande-Tour noch alles widerfahren wird.

Heute wollen wir uns einem Thema widmen, welches wir mit unserem letzten Artikel über das Lewis MG schon berührt hatten. Es ist der Niederländische Panzerwagen Landsverk L180 M38.

Landsverk L180 M38

Die Niederländische Armee entschied im Jahre 1934, die damals modernen Panzerwagen für Aufklärungs- und Sicherungsaufgaben zu beschaffen. Die ersten zwölf Panzerwagen des Typs Landsverk L181 or M36 Pantserwagen wurden im Jahr 1936 ausgeliefert.

Der damalige Befehlshaber Generalleutnant Jhr. W. Roëll entschied, die neuen Panzerwagen in das Artilleriekorps zu integrieren. Sein Beweggrund waren die Erfahrungen mit Panzerwagen, welche das Artilleriekorps bisher gemacht hatte. Jedoch wurde im September 1935 entschieden, dass nicht die Artillerie, sondern die Kavallerie durch die Pantserwagen Eskadron verstärkt werden sollte. Die 1. Pantserwagen Eskadron wurde am 1. April 1936 aufgestellt.

Die weitere Entwicklung der beiden Pantserwagen Eskadronen im Vorfeld des Mai 1940 haben wir schon im Artikel über das Lewis MG M.20 beschrieben.

Der 1. und 2. Zug der 2. Eskadron Pantserwagen im Einsatz zwischen dem 10. und 14. Mai 1940

Am Morgen des 10. Mai 1940 war der Stab mit Offizier Bruinier nahe dem Befehlsstand des Kommandeurs des 1. Husarenregiments Voorthuizen stationiert. Das Befehlsfahrzeug blockierte den Weg nach Apeldoorn. Beide Züge waren nahe der Bücke über den Apeldoorn-Kanal in Stellung gegangen. Nach der Zerstörung der Brücke sollten sich die beiden Züge auf die zweite Linie zurückziehen, um Sperren (zum Beispiel durch gefällte Bäume) zu errichten. Kurz nach 06:00 waren die Brücken zerstört.

Der erste Zug der 2. Eskadron Pantserwagen („1-2 E. Paw.“) zog sich daraufhin nach Kootwijkerbroek zurück, entlang der Straße Amersfoort-Apeldoorn und traf dort mit der 4. Schwadron des 1. Husarenregiments („4-1 R.H.“) zusammen. Der zweite Zug der 2. Eskadron Pantserwagen („2-2 E. Paw.“) zog sich nach Garderen über Vaassen und Uddel zurück, um sich dort mit der 1. Schwadron des 1. Husarenregiments („1-1 R.H.“) zu vereinigen. Um 11:20 kam der erste Zug der zweiten Pantserwagen Eskadron in Barnefeld an und der zweite Zug wurde nördlich von Voorthuizen (3. Linie) stationiert.

Spät abends zogen sich alle auf die letzte Verteidigungslinie zurück: die Grebbe Linie. Der erste Zug bewegte sich entang der Straße südwestlich von Nijkerk und der zweite Zug südwestlich von Nijkerkerveen. Alle nach Amersfoort führenden Straßen sollten gesperrt werden.

Am Morgen des 11. Mai 1940 wurden die Züge zur Aufklärung des Flusses IJssel und zum Decken des Rückzugs des IJsselbataillons beordert. Der erste Zug fuhr dabei über Nijkerk und Harderwijk, der zweite Zug über Uddel und Vaassen bei Apeldoorn. Der erste Zug erreichte die IJssel, an der alle Brücken zerstört waren und der Feind noch nicht auf der niederländischen Seite stand. Der zweite Zug erreichte den Apeldoorn-Kanal.

Am Nachmittag beorderte der Oberbefehlshaber alle Pantserwagen nach Den Haag. Rittmeister Bruinier führte seinen Stab und den zweiten Zug nach Den Haag. Der erste Zug blieb unter dem Kommando des 1. Husarenregiments zurück und wurde dann zur Aufklärung des größten niederländischen Waldgebiets, der Veluwe befohlen. Am späten Nachmittag hatte der erste Zug bei Voorthuizen Feindberührung. Nachdem der deutsche Widerstand gebrochen war, zog man sich nach Vinkenhoef zurück, um die Straßen zu sperren. Ein Pantserwagen war schwer beschädigt und wurde zur Reparatur hinter die Linien geschleppt.

Am Morgen des 12. Mai wurde der erste Zug zur Aufklärung ostwärts geschickt. Gegen mittag wurden deutsche Panzer nahe Zwartebroek gesichtet. Am späten Nachmittag war Barneveld durch die Deutschen besetzt. Am Abend sammelten sich der erste und zweite Zug in der Dumoulin Kaserne in Soesterberg.

Am 13. Mai stieß der erste Zug vor, um deutsche Fallschirmjäger in und um Amersfoort zu suchen. Allerdings erwiesen sich die diesbezüglichen Gerüchte als falsch. Am Abend fuhr der erste Zug nach Haarzuilens, über De Bilt und Utrecht. Die Besatzungen der Pantserwagen wurden in den Nebengebäuden der Burg „Kasteel de Haar“ untergebracht.

Der 3. und 4. Zug der 2. Eskadron Pantserwagen

Am frühen morgen des 10. Mai ging der 3. Zug der 2. Eskadrin Pantserwagen bei Driesprong in Stellung, um die Straße nach Hoenderloo/Otterloo zu sperren. Der 4. Zug wurde an der Westgrenze der Ginkelse Heide stationiert. Dies war eine rückwärtige Stellung, in welcher die Pantserwagen als Pak eingesetzt werden konnten, auch wenn ihnen diese Aufgabe nicht zugeteilt worden war.

Der dritte Zug wurde gegen 15:00 angewiesen, an der Straße Ede-De Klomp Stellung zu gehen. Seine Aufgabe war es, den Befehlsstand des 1. Husarenregiments bei Langenberg gegen deutsche Panzerangriffe zu schützen. Der Befehlsstand war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon aufgegeben worden und man zog sich auf die eigenen Hindernisse zurück. Gegen 21:00 erreichte man Leersum und zog nahe der Burg Broekhuizen unter.

Der vierte Zug ging bis 20:00 auf Patrouille und bezog dann in Ede Stellung, wo sie von dem zeitigen Rückzug nach Den Haag hörten. Nachts gerieten Sie in Feindfeuer und versuchten De Klomp zu erreichen. Der Pantserwagen No. 19 fuhr sich fest und wurde aufgegeben. Die Besatzung stieg im Pantserwagen No. 23 zu.

Pantserwagen No. 20 fuhr zurück nach Ede und sammelte dort alle Männer ein, welche zurückgeblieben waren. Am Morgen des 11. Mai wurde der Zug mit Unterstützung der eigenen Truppen durch die Linien bei De Klomp geleitet. Am Nachmittag trafen man sich mit dem dritten Zug in Leersum. Am gleichen Nachmittag wurden beide Züge zum Hauptquartier in Den Haag beordert, um sich dort mit dem zweiten Zug zu treffen.

11. Mai: Aktivitäten in Den Haag und bei Valkenburg

Um den Haag entwickelte sich eine sehr angespannte und turbulente Situation, aufgrund vermuteter deutscher Fallschirmjäger und einer unterminierenden feindlichen „5. Kolonne“ in der Stadt. Die Eskadron hatte das Hauptquartier an der Lange Voorhout zu schützen und wurde direkt durch den Oberbefehlshaber General Winkelmann befehligt. Besatzung und Befehlsstand der Eskadron wurden im Pulchri Studio untergebracht.

Am 11. Mai wurden mehrere Patrouillen und Aufträge ausgeführt. Pantserwagen No. 24 des dritten Zuges wurde zu einem Infanteriebataillon entsandt, welches von der Haagsche Schouw gegen deutsche Fallschirmjäger vorstieß, die Valkenburg besetzt hatten. Der vierte Zug in Den Haag stieß vor an die Laan van Nieuw Oost-Indië. Die Pantserwagen No. 16 and 18 des zweiten Zugs wollten sich dazugesellen, aber zwei Pantserwagen M39 der Depot Eskadron waren bereits im Einsatz. Dann bewegten sie sich auf Eigeninitiative nach Valkenburg um dem Pantserwagen No. 24 zu helfen. Der Einsatz bei Valkenburg bestand darin, Feindpositionen zu bestimmen und auf Höfe und Positionen zu feuern, an denen Feind vermutet wurde. Am 12. Mai um 08:00 wurden sie nach Den Haag zurückbeordert.

12. Mai: Einsatz nahe Wateringen

Am 12. Mai um 06:00 wurden zwei Pantserwagen nach Wateringen entsandt um dort aufzuklären und die dortige Infanteriekompanie zu unterstützen. Beim Versuch, nach Kwintsheul durchzukommen, gerieten sie in Feindkontakt. Der vorderste Pantserwagen No. 17 wurde von einer deutschen Pak getroffen und Kommandant und Richtschütze wurden verletzt. Um 08:30 waren sie zurück in Den Haag.

12. Mai: Einsatz bei Rotterdam und Angriff bei Overschie

Der zweite Zug erhielt Befehl, eine Gruppe von Offizieren von Den Haag nach Rotterdam zu eskortieren. Die Eskorte bestand unter anderem aus drei Pantserwagen des zweiten Zuges und einem Pantserwagen des dritten Zuges. Nach der Eskorte wurde Oberleutnant Jhr. Clifford Kocq van Breugel, der Zugführer des zweiten Zuges, angewiesen, Overschie und die Straße Rotterdam-Delft aufzuklären. Pantserwagen No. 18 vom zweiten Zug und No. 24 vom dritten Zug wurden zurückgelassen, um die hochgezogene Brücke der Straße Rotterdam-Delft zu bewachen.

Clifford Kocq van Breugel selbst, klärte mit dem Wagen Nr. 16 auf. Um 14:00 berichtete er von Delft, dass in Overschie nur schwache Feindkräfte standen. Danach wurde er z.b.V. des Kommandeurs des Grenadierregiments befohlen. Gemeinsam mit anderen Infanterie Abteilungen sollten sie einen Angriff auf Overschie starten. Am Nachmittag wurde Wagen Nr. 24 über Hilligersberg und Kleiweg zur Aufklärung von Overschie befohlen. Nach einem kurzen Feuergefecht kehrte er nach Rotterdam zurück.

Am 14. Mai musste Oberleutnant Jhr. Clifford Kocq van Breugel Straßensperren an der Straße von Delft nach Rotterdam gegen deutsche Panzer errichten. Nach Ausführung des Befehls zog man sich nach Delft zurück. Gegen 09:00 startete der Angriff erneut. Wagen No.2203 wurde dabei beschädigt, welches sich nach Delft zur Reparatur zurückziehen mussste. Kurz nach dem neuen Vorstoß wurde Rotterdam bombardiert.

In der Zwischenzeit wurde Wagen No. 2203 repariert und dieser stieß sogleich mit Wagen No. 16 zu den Straßensperren vor. Wagen No. 2203 eröffnete das Feuer auf den Feind. Der Fahrer des Wagens Nr. 16 wurde dabei leicht verwundet. Nachmittags hörte man dann Gerüchte über eine Kapitulation und alle Pantserwgagen zogen sich nach Delft zurück.

13. Mai: Angriff auf die Brücken über die Meuse

Am Morgen starteten die Niederländer einen Angriff, um die deutschen Fallschirmjäger auf und um die Brücken über die Meuse zu vertreiben. Dieser Angriff wurde vom Marinekorps ausgeführt, unterstützt von den Pantserwagen No. 18 und 24. In diesem Gefecht wurden der Ladeschütze und der Fahrer eines Pantserwagen verwundet. Beide Wagen feuerten auf deutsche Ziele auf dem Noordereiland, aber der Angriff hatte nicht den erwünschten Effekt und wurde abgebrochen. Am späten Nachmittag war Pantserwagen No. 18 an einem Angriff auf Overschie beteiligt. Dieser Angriff wurde gestoppt. Beim Rückzug wurden ein MG-Trupp und ein zu Hilfe kommender Offizier überrannt. Alles zog sich nach Rotterdam zurück.

13. Mai: Königin Wilhemina setzt nach England über

Aufgrund eines dringenden Rats von General Winkelmann – jedoch nur widerstrebend – verließ Königin Wilhelmina Den Haag. Sie wollte nach Hoek van Holland gehen, um nach Zeeland zu segeln. Am Morgen klärten Pantserwagen der 2. Eskadron Pantserwagen die traße von Den Haag nach Hoek van Holland auf und alle Sperren wurden entfernt. In Verbindung mit einer Abteilung der Polizeitruppen eskortierten Sie die Königin und ihren Hofstaatvom Palast bei Noordeinde nach Hoek van Holland. Das Torpedoboot HMS Hereward nahm jedoch nicht Kurs auf Zeeland sondern fuhr nach England.

12. bis 14. Mai: Einsatz in Utrecht

Der vierte Zug bewachte Wassenaar, erhielt jedoch Orders, um mit zwei anderen Pantserwagen nach Utrecht zu gehen, um dort weitere Befehle abzuwarten. Bei der Ankunft war die Situation wieder unter Kontrolle. Sie blieben in Utrecht, bis sie von der Kapitulation erfuhren.

14. Mai: die Niederländische Kapitulation

Nach der Kapitulation war die 2. Eskadron Pantserwagen zersplittert:

  • der zweite Zug abzgl. 2 Pantserwagen in Den Haag
  • der dritte Zug abzgl. 1 Pantserwagen in Den Haag
  • der erste Zug in Haarzuilen
  • der vierte Zug in Utrecht
  • ein Pantserwagen des zweiten Zuges und ein Pantserwagen des dritten Zugees in Rotterdam
  • ein Pantserwagen in Delft.

24. Juni 24 und 15. Juli: Auflösung

Die formelle Auflösung der Eskadron Pantserwagen fand am 24. Juni 1940 statt. Die noch übrigen Männer wurden in der Koning Willem III Kaserne in Apeldoorn untergebracht, bis am 15. Juli die Niederländische Armee von den deutschen Stellen als Ganzes aufgelöst wurde.

Der M38 Pantserwagen nach dem Mai 1940

Trotz der Demontage der Pantserwagen nach der Kapitulation wurden einige der Pantserwagen durch die Wehrmacht genutzt. Der M36 wurde beispielsweise durch die Feldgendarmerie genutzt. Der M36 und M38 wurden als Panzerspähwagen L202 registriert und der M39 als Panzerspähwagen DAF 201.

Mindestens vier M38 Pantserwagen der 2. Eskadron und vier M39 Pantserwagen der Depot Eskadron waren bei der deutschen 227. Infantriedivision im Einsatz. Diese Division stieß gen Hengelo, Zutphen und Scherpenzeel in die Umgebung von Amersfoort vor und über die Straße Rotterdam – Delft sowie über Gand (Belgium) nach Le Havre an der französischen Küste. Die Pantserwagen wurden der Aufklärungs-Abteilung zugeteilt. In Frankreich wurde die Division bis 1941 in die Küstenverteigdigung integriert.


Bildnachweis: © FrankM mit freundlicher Genehmigung des Cavaleriemuseum Amersfoort

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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