Böhmische Dörfer werden es nicht sein, aber mit „مرحبا بيقوم في بير قاشم“ wird nicht ein jeder Unikornier etwas anzufangen wissen. Okay, der Ariovist dürfte eine leise Ahnung haben (z.B. was er da wieder angerichtet hat). „Willkommen bei Bir Qu’ashem“ lautet das unaussprechliche Gewirr von Schlangenlinien und Punkten auf Deutsch.
Über die berüchtigte Bierkaschemme des Afrikakorps
„Meine Inder können natürlich mitmischen beim Kampf um Bir Qashem ( Bierkaschemme für die Wüstenfüchse – kein Wunder, dass die den Ort nicht den Tommies überlassen wollen! )“ – so tönte es unlängst aus einer Mail des Ariovist. Wir wissen natürlich nicht, was mit dem berühmtberüchtigten historischen Ort seit 1942 geschehen ist. Aber wir wollen den Ort ungetrübter Freude zumindest mal im Maßstab 15mm/20mm wieder auferstehen lassen. So dachte ich beim Lesen der obigen Mail.
Offenbar wurde alles Wissen über Bir Qu’ashem zur damaligen Zeit unter Verschluss gehalten. Kein einziges Foto wurde überliefert. „In Nordafrika wird gekämpft und nicht gefeiert! Sowas ist nur was für Weicheier und Drückeberger! Jawull!“ – so könnte man sich die Gedankengänge mancher Menschen aus der Zeit vorstellen. Unsereins steht nun da und sucht vergebens nach Vorbildern, die es nachzubilden gelten könnte. Was tun?
Eine erste Recherche nach Fotos von nordafrikanischen Siedlungen und Häusern im Internet fördert eine Flut von RPG7-Opfern zu Tage. Offenbar ist die Gegend um Bir Qu’ashem auch heute noch nicht friedlich zu kriegen. Wer weiß, vielleicht steht Bir Qu’ashem auch noch, wird fürderhin unter Verschluss gehalten – nur das Publikum hat gewechselt. Okay, der Wirt vermutlich auch…
Ein Gutes hat meine Recherche: ich finde viele Ideen zum Thema Häuserbau in Nordafrika. Da wird einiges auf mich und euch zukommen, das sehe ich schon. Schlussendlich nehme ich mir einen recht regelmäßigen rechteckigen Lehmbau vor. Eine Einfriedung mit mannshohen Mauern mit ein wenig Hof sollte auch sein. Und im Hof sollte etwas Leben zu sehen sein. Ein wenig Gewächse, Zeugs, was da rumsteht und so.
Wie Bir Qu’ashem entsteht
Von meinen Vorräten an kunststoffbeschichteten Schaumplatten wurde für die Fabrik in Stalingrad (die müsste man auch mal weiterbauen…) nicht alles aufgebraucht. Davon nehme ich Material für die Wände des Gebäudes von Bir Qu’ashem. Die Sockelplatte wird wieder eine meiner 15cm x 15cm Terrain Tiles im Sarissa Style.
Das Gebäude erhält ein Tor mit halbrundem Torbogen zur Straßenseite hin. Zum Innenhof hin setze ich zwei simple rechteckige Türen. Die Oberfläche des Tores wird mit spitzem Messer eingeritzt, so dass eine geriffelte Oberfläche entsteht. Türen und Tore werden exakt an der Stelle, an der sie herausgeschnitten wurden, um 1-2mm ins Gebäudeinnere versetzt wieder eingeklebt. Das schafft ein Minimum an Plastizität.
Die Mauern der Einfriedung
Das ganze Bauwerk von Bir Qu’ashem benötigt Stabilität. Es muss im Spiel mal nen Rempler abkönnen und es wird auch mal von einem meiner Enkel vom Tisch geworfen werden. Erdbebensicher werde ich Bir Qu’ashem nicht hinkriegen, aber ziemlich nah dran… Für die Mauern der Einfriedung nehme ich mir vor, Stützmauern anzubringen, so dass diese nicht nur von dem bisschen PONAL an den Füßen auf dem Terrain Tile gehalten werden. Wie schon bei meinen Stalingradbasteleien erkannt, gibt so ein kleines Stützfüsschen der gesamten Mauer sehr viel mehr Festigkeit. Die Stützmauern sind zumeist einfache Dreiecksformen aus dem gleichen Material, aus dem auch die Mauern gefertigt sind.
Der Rohbau von Bir Qu’ashem
In das Hauptgebäude setze ich nun noch die Decke bzw. das Flachdach ein. Dort oben wird es ein umlaufendes Mäuerchen geben, welches die unweigerlich dort auftauchenden MG-Schützen sehr zu schätzen wissen werden.
Dann werden alle Komponenten von Bir Qu’ashem auf dem Terrain Tile festgeklebt. Die Außenhaut des Gebäudes und aller Mauern überziehe ich noch mit einer Schicht PONAL. Das lässt die Oberfläche wellig werden und nimmt den langweilig planen Eindruck, den das Bastelmaterial von Hause aus hat. Ein aus Lehm errichtetes Gebäude wird in Natura sicher auch keine plane Oberfläche haben. Nach dem Aushärten kann es an das Bemalen gehen.
Über die Bemalung eines Lehmhauses
Wie bemalt man ein Lehmhaus? In Gedanken bin ich mir sicher, dass da sehr viele Farben drauf müssen. Drunter der Revell-Ton „Rost“, irgendwo auch „Hautfarbe“ für ein wenig Pink/Rotorange, dann helle Brauntöne… Hier meine Auswahl, die ich von links nach rechts aufgetragen habe.
Wie ich später bemerkte, waren final die 36189 Beige und das Weiß die wichtigsten Farbtöne. Alles andere wurde im Zuge der Pinseleien untergebuttert und verschwand (teilweise zum Glück!) wieder unter den folgenden Farben. Aber man hat es ausprobiert. Es hätte ja auch besonders dazugewinnen können. Hat halt nicht.
Tür und Tor
Die beiden Türen bekamen ganz schlicht Lederbraun ab. Für das Tor nahm ich ein königliches Blau. Später sollten noch Beschläge in Gold drauf. Ein wenig Sheherazade-Feeling sollte schon aufkommen. Und was von Tausend und einer Nacht… Uuuuuuh…
Fenster in Arabien
Wie zum Teufel sehen Fenster in Nordafrika aus? Auf den Fotos im Internet nahm ich vor allem die mit der RPG7 geöffnete Fenstervariante wahr. Die wollte ich hier nicht. Ich beschloss, den Temperaturen angemessene Fensterläden von den Fenstern anzubringen. Da wird der Betrachter erahnen, dass dahinter Fenster sein werden. Wie die dann aussehen ist dann nicht mehr mein Ding. Und sowas von Serail und Harem mit einem diagonal verlaufenden Geflecht vor der Fensteröffnung wollte ich haben. Das wirkt gewiss recht arabisch. Da kriegt man gleich eine Vorstellung, was sich dahinter so alles abspielen mag…
Goldene Beschläge an dem Tor
Ein wenig 1001 Nacht steckt schon drin. Wer weiß, womit die Tore dort tatsächlich festgedübelt werden. Ich nehme jedenfalls edles Metall. Anschließend sind damit die baulichen Arbeiten am Haus aber auch schon fättich. Ein Blick rundum genügt..
Der Innenhof und vor allem der Boden
In Deutschland würde man darauf Wert legen, dass der Boden feucht gewischt werden kann, Fliesen wäre vermutlich erste Wahl für den Innenhof. Jetzt ist es so, dass derlei Reinlichkeitsstreben in Libyen, Tunesien, Algerien und Ägypten nicht überall zelebriert wird. Daher statte ich den Boden des Innenhofs eher etwas minimalistischer und mit mehr „Bio“ aus. Sand und Steine braucht es dort, keine Fliesen!
In der einen Ecke war mal ein Vorläufer einer RPG7 aktiv und hat ein wenig was eingeebnet. Dort kommt etwas Schutt hin. Ansonsten muss da nicht so viel rumliegen.
Bemalen und Ausstatten von Boden und Innenhof
Die RPG7-Ecke wird mit „Sand“ grundiert, dann mit einer Lasur Lederbraun beglückt, dann mit 314er Beige trockengebürstet. So ergeht es auch allen Bodenteilen, welche das Gebäude umlaufen. Im Innenhof wird mit 189er Beige grundiert, dann mit Weiß trockengebürstet. Total einfach in der Anwendung, total geil im Ergebnis.
An den Wänden des Innenhofs pflanze ich von MiniNatur noch ein paar Rosenhecken. Keine Ahnung, wie die nach Libyen kommen, aber ich finde, die gehören da hin. Basta. Und ein Gemüsegärtchen jibbet auch noch. Paar fette grüne Grasbüschel von MiniNatur ergeben Kulturpflanzen unbekannter Herkunft, die man wohl in der Küche von Bir Qu’ashem zu wohlschmeckenden Speisen verarbeitet – oder vertrocknen lässt…
Hereinspaziert
Bir Qu’ashem ist wohl fest in deutscher Hand. Auf den nachfolgeden Fotos haben wir uns ein bisle umgeschaut.
Stay tuned!
Sturmi
Bildnachweis: © alle schwarzer.de
2 Kommentare
Viel Arbeit.., aber es hat sich gelohnt..!
Schönes Stück..!!
Danke!