Auf der Spielplatte gibt es ja bereits ein Stück Sumpf. Für die 42. Schützendivision der Roten Armee braucht es aber ein wenig mehr als nur 30cm x 30cm Spielfläche. Doch bevor man loseilt und große Styrodurmengen verbaut führt der gewiefte Garten- und Landschaftsbauer erstmal Objektstudien in der Natur durch. So hielt es letztes Weekend auch der Sturmi.
Gestalten der Wasseroberfläche des Sumpfes
Die beiden SU-152 des Ariovist im Einsatz in Shturmigrad.
Auf dem obigen Foto erkennt man die Ausführung des Sumpfes bei der letzten GaLa-Bau-Aktion. Am letzten Sonntag habe ich mir den Sumpf, der damals als Vorbild diente, nochmal genauer vorgenommen.
Erste Erkenntnis: ich werde die hellgrünen Tüpfels viel dichter werden lassen, als es beim letzten Mal geschah. Die Uferpartie wird nicht böschungsartig ansteigen, sondern viel sanfter. Der Erdboden muss dunkler werden. Eventuell grundiere ich ihn Schwarz und trockenbürste ihn mit Khakibraun und ziehe dann eine dünnste Lasur Erdfarbe drüber.
Bei dem Geäst und Baumstammzeugs, das im Wasser liegt, bin ich noch uneins. Da gehen wir nochmal ran.
Die Wasseroberfläche ist einheitlich mit Wasserlinsen in einem sehr hellen Grünton bedeckt. Die Wasserlinsen haben unterschiedliche Größe und bedecken die Oberfläche des Sumpfgewässers fast vollständig.
Interessant auch: Der Bewuchs am Ufer geht ganz bis ans Wasser ran. Alles saftiges Grün, keine tristen Brauntöne. Wie kam ich letztes Mal auf den Braun-/Grauschleier auf dem Wasser?
Je nach Einfall des Sonnenlichts wird das Grün sogar ein leuchtendes Gelbgrün. Okay, die Sommersonne knallte Sonntag mittag auch mächtig auf Rheinhessen nieder.
Eigentlich ist es eine geschlossene Fläche von Wasserlinsen, die ab und an von einer „Enten“-spur aufgetrennt wird.
Am Ufer erkennt man auch den eher dunklen, fast schwarzen Erdboden, der nur spärlich bedeckt ist.
Die bis fast aufs Wasser hernieder ragenden Bäume könnten auch eine Herausforderung werden.
Und natürlich liegen auch ein paar Bäume im morastigen Wasser und recken ein paar Äste aus dem Wasser dem Himmel entgegen.
Das Umland um die Pripjet-Sümpfe
Wenn ich vom Umland spreche, dann meine ich nicht die Nebenflüsse Horyn, Pina, Ubort, Stochid und Turija des Prypjat (weißruss. Prypjaz) oder die Städte Pinsk, Masyr, Prypiat, Rokytne und Tschornobyl (Tschernobyl). Mir geht es dabei um die Ausgestaltung der nicht völlig versumpften Flächen.
Ein Bild wie dieses habe ich bei der Ausgestaltung des Umlandes vor Augen.
Freiflächen, die von dichten Bäumen umstanden sind. Der Boden stets dicht bewachsen – nicht gerade mit Getreide wie hier, schließlich war die Gegend der Polesischen Sümpfe (ob der in sumpfigen Tälern langsam dahinfließenden Zuflüsse) mehr der Holzwirtschaft zugetan, denn der Landwirtschaft.
Rhein-Klause
Ein sehr angenehmes Fundstück bei den Objekt-Studien war die chillige Rhein-Klause…
Es ist nicht die Feldküche der 35. Infanterie-Division. Die Rhein-Klause lässt die Objektstudie auf angenehmste Weise kurz unterbrechen.
Unterholz und Ufer
Auf die Aufgabe „Unterholz“ stieß ich erstmals im Vietnam-Projekt. Damals färbte ich den Waldboden unter den Bäumen schlicht dunkelbraun ein und veränderte ihn nicht mehr. Das wird hier ein wenig anders werden.
Die Gestaltung von Uferbereichen kommt dann in Betracht, wenn ein Flusslauf die Spielplatte erfassen wird. Und das wird er… Auch schon, weil später mal bei dem eine oder anderen Spiel der Fluss den Namen Wolga tragen soll und dort ein paar Bronekater der Wolgaflottille aufkreuzen werden.
Kennzeichnend – zumindest für diese Rheinaue – ist das teils sehr dichte Unterholz und der dunkle, wenig bewachsene Waldboden.
Versumpfte oder wie hier verlandete ehemalige Flussarme könnten auch auf die Spielplatte kommen.
Ein Bereich, den ich schon lange im Hinterkopf habe, das sind überflutete Partien, aus denen Bäume ihre Stämme und Blattwerk aus dem Wasser nach oben strecken – die Füße weiterhin fleißig im kühlen Wasser badend. Was man hier am Rhein nicht sieht, was ich aber im Spreewald flächendeckend erblickt habe, das ist Schilf und langes Gras, das mit dem Fuß im Wasser spriest und wächst. Ich denke, sowas muss auch rein.
Es sieht fast so aus, als würde das Projekt der Pripjet-Sümpfe ein größeres werden.
Abgestorbenes Holz findet sich an vielen Stellen. Das wird eine Aufgabe für den Plasti. Für Details hat er ein Händchen.
Vorsicht!
An den Rheinauen sind es glücklicherweise keine Minenfelder, auf die mit Schildern hingewiesen wird. Der Eichenprozessionsspinner ist vergleichsweise harmlos…
Der Eichenprozessionsspinner: eine der größten Gefahren in den rheinhessischen Pripjetsümpfen!
Details und andere Fundstücke
Tja, wenn man mit der Kamera unterwegs ist, fällt einem so manches in die Hand, bei dem man überlegt, ob es nicht irgendwie dazu (zum Projekt) gehören wird.
Ein von Grün umstandener Tümpel.
Flächen von dunklem Boden. Kahl und – scheinbar nötig.
Liebhaber von feuchten und sumpfigen Gebieten: Die Weiden.
Viel Zeugs wird im Wasser liegen: Stämme, Geäst, Steine (?) und mehr.
Wir Wargamer sind ja allesamt Hartmaxe. Da dürfen natürlich keine verweichlichenden Blümleins wie „Vergißmeinnicht“ auf die Spielplatte. Oder doch?
Hartmax-Alarm: Noch mehr Blümels. Noch dazu in zartem Fliederlila.
Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"
„Äste“ im Wasser könnte Dir die Zweige und Zweiglein der Stadtbäume des sonningen Mainz bieten, nichts ist überzeugender als das Original – wenn auch in in Miniatur.
Regeltechnisch solltest Du Dir vorher überlegen, wie sich die verschiedenen Objekte auswirken und nicht nachher rumdrucksen müssen.
Typisch dürfte die Abwechslung von klar erkennbarem Ufer und Stellen, an denen durch den Bewuchs die Grenze von Land und Wasser nicht zu erkennen ist, sein.
Bei trockenem Wetter fester Boden kann bei Feuchtigkeit zu tiefem Schlamm werden, was oft nur durch einen feuchten Glanz des Bodens zu erkennen ist. Hier vor Ort gibt es auch einige solcher Stellen und als Kinder mussten wir da mehr als einmal steckengebliebene Stiefel ausgraben. Auf dem Untergrund vor dem Bepflanzen Glanzlack zu verwenden könnte zu solchen Stellen verhelfen und den Übergang von trockenem Boden zu Wasser noch mehr verschleiern.
Der Boden in Sümpfen ist meist schwarz, weil dort die Bildung von Humus begünstigt wird. (Und in Mooren wegen des schwarzen Torfs.) Aber ausgerechnet in den Pripjet-Sümpfen scheint die Farbe eher lehmig zu sein.
Das berümteste Bild der Pripjet-Sümpfe stammt von Schischkin, der hierzulande wegen eines mehrjährigen Aufenthalts in Deutschland und seiner Teilnahme an den großen Ausstellungen der Zeit recht bekannt ist und auch in Schulbüchern noch vorkommt: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d3/Marsh._Polissia.jpg https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_Iwanowitsch_Schischkin
Wenn du das nachbaust, werden wohl einige Geländebauer Selbstmord begehen oder nur noch Filzlappen zuschneiden. Das schöne an seinen Landschaftsbildern ist, dass er nicht einfach langweilige aber harmonische Landschaften zeigt, sondern auch typische belebende Details, die in unseren künstlichen und in den Ausmaßen arg beschränkten Landschaften als Blickfang dienen können.
Meiner Meinung nach ist nicht das Nachbauen von Sümpfen das Problem.., das ist eher einfach, und am besten- wie Ariovist angeschnitten hat- mit Naturmaterialien zu bewerkstelligen.
Das Problem ist die Spielbarkeit auf dem Gelände. _Bestes Beispiel ist mein finnisches HQ . Ist toll.., und wird noch toller werden.., aber bestenfalls für die Vitrine. Bespielbar ist das Teil nicht. Genauso verhält es sich auch mit Stellungssystemen. Egal ob die an der „Mannerheim Linie“ stehen und aus Holz sind.., oder an der Straße von Calae aus Beton. Wir werden der Spielbarkeit immer Tribut zollen müssen, selbst wenn es nur die Breite von Schützengräben betrifft, um unsere Stands auch reinstellen zu können…
Vorab: Karten für die nächste Sumpfwanderung sind noch zu haben, lieber additz. Ich bringe dir Samstag eine mit.
Riothamus, deine Vorschläge sind mir so lebendig, die werde ich vermutlich zeitnah umsetzen (müssen).
XENA und Ariovist treffen natürlich einen wunden Punkt. Die spieltechnische Handhabung ist eine Herausforderung. Andererseits sehe ich alleine schon die Darstellung der Landschaft als belebenden Zugewinn im Spiel. Die Regelergänzung – wie beispielsweise bei Ariovist und Willi in San Germano auf der CONFLICT Rheinland geschehen – sollten wir findige armchairgenerals doch hinkriegen, oder?
5 Kommentare
„Äste“ im Wasser könnte Dir die Zweige und Zweiglein der Stadtbäume des sonningen Mainz bieten, nichts ist überzeugender als das Original – wenn auch in in Miniatur.
Regeltechnisch solltest Du Dir vorher überlegen, wie sich die verschiedenen Objekte auswirken und nicht nachher rumdrucksen müssen.
Sehr schöner Beitrag.
Gibt es noch Karten, um am Sumpfbauseminar teilzunehmen ?
Typisch dürfte die Abwechslung von klar erkennbarem Ufer und Stellen, an denen durch den Bewuchs die Grenze von Land und Wasser nicht zu erkennen ist, sein.
Bei trockenem Wetter fester Boden kann bei Feuchtigkeit zu tiefem Schlamm werden, was oft nur durch einen feuchten Glanz des Bodens zu erkennen ist. Hier vor Ort gibt es auch einige solcher Stellen und als Kinder mussten wir da mehr als einmal steckengebliebene Stiefel ausgraben. Auf dem Untergrund vor dem Bepflanzen Glanzlack zu verwenden könnte zu solchen Stellen verhelfen und den Übergang von trockenem Boden zu Wasser noch mehr verschleiern.
Der Boden in Sümpfen ist meist schwarz, weil dort die Bildung von Humus begünstigt wird. (Und in Mooren wegen des schwarzen Torfs.) Aber ausgerechnet in den Pripjet-Sümpfen scheint die Farbe eher lehmig zu sein.
Das berümteste Bild der Pripjet-Sümpfe stammt von Schischkin, der hierzulande wegen eines mehrjährigen Aufenthalts in Deutschland und seiner Teilnahme an den großen Ausstellungen der Zeit recht bekannt ist und auch in Schulbüchern noch vorkommt:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d3/Marsh._Polissia.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_Iwanowitsch_Schischkin
Wenn du das nachbaust, werden wohl einige Geländebauer Selbstmord begehen oder nur noch Filzlappen zuschneiden. Das schöne an seinen Landschaftsbildern ist, dass er nicht einfach langweilige aber harmonische Landschaften zeigt, sondern auch typische belebende Details, die in unseren künstlichen und in den Ausmaßen arg beschränkten Landschaften als Blickfang dienen können.
Meiner Meinung nach ist nicht das Nachbauen von Sümpfen das Problem.., das ist eher einfach, und am besten- wie Ariovist angeschnitten hat- mit Naturmaterialien zu bewerkstelligen.
Das Problem ist die Spielbarkeit auf dem Gelände. _Bestes Beispiel ist mein finnisches HQ . Ist toll.., und wird noch toller werden.., aber bestenfalls für die Vitrine. Bespielbar ist das Teil nicht. Genauso verhält es sich auch mit Stellungssystemen. Egal ob die an der „Mannerheim Linie“ stehen und aus Holz sind.., oder an der Straße von Calae aus Beton. Wir werden der Spielbarkeit immer Tribut zollen müssen, selbst wenn es nur die Breite von Schützengräben betrifft, um unsere Stands auch reinstellen zu können…
Hallo ihr Lieben,
danke für die guten Ideen.
Vorab: Karten für die nächste Sumpfwanderung sind noch zu haben, lieber additz. Ich bringe dir Samstag eine mit.
Riothamus, deine Vorschläge sind mir so lebendig, die werde ich vermutlich zeitnah umsetzen (müssen).
XENA und Ariovist treffen natürlich einen wunden Punkt. Die spieltechnische Handhabung ist eine Herausforderung. Andererseits sehe ich alleine schon die Darstellung der Landschaft als belebenden Zugewinn im Spiel. Die Regelergänzung – wie beispielsweise bei Ariovist und Willi in San Germano auf der CONFLICT Rheinland geschehen – sollten wir findige armchairgenerals doch hinkriegen, oder?
Best
Sturmi