Regel-Lücke im Tobruk-Bunker: unangreifbar und feuerstark

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Bei einem unserer letzten Spiele „Behind Omaha“ sind wir auf eine interessante Lücke im Regelwerk gestoßen. Der Einsatz eines bzw. der Angriff auf einen Tobruk-Bunker ist hier das spannende Thema. Auch der Artilleriebeobachtungs-Offizier ist mit von der Partie.

Der Tobruk-Bunker: die Ausgangslage

Der Tobruk-Bunker zeichnet sich dadurch aus, dass er im kleinsten Fall einem MG oder Granatwerfer Raum und Schutz bietet. Der Tobrukbunker öffnet sich nach oben nur mit einer sehr kleinen Öffnung – die auch mit massiver Artillerie zu treffen, viel Glück und Zufall erfordert. Ungeachtet dessen kann der Granatwerfer im Tobruk-Bunker seiner Tätigkeit in aller Ruhe nachgehen. Treffer in der nahen Nachbarschaft lassen den Tobruk-Bunker ob seiner Betonwände unbehelligt.

Der Tobruk-Bunker in Behind Omaha

Man muss vorweg schicken, dass Werke wie der Tobruk-Bunker im Regelsytem Behind Omaha einfach nicht vorgesehen sind. Das ist nicht ganz erklärlich, da in der Normandie eine große Zahl solcher und ähnlicher Bauwerke anzutreffen sind. Und die Normandie führt Behind Omaha ja nun namentlich gerade im Schilde.

Der Beschuss von Bauwerken ist in Behind Omaha etwas unglücklich geregelt. Man darf auf Gebäude nur dann schießen, wenn sich darin ein Ziel befindet, das bekämpft werden kann. Ein solches Ziel muss ein Infanterist sein, welcher in einer Gebäudeöffnung als Ziel sichtbar ist. Eine solche von den Regeln geforderte Gebäudeöffnung sind Türen, Fenster, Tore oder auch Mauerdurchbrüche.

Ist kein Infanterist in einer Gebäudeöffnung zu sehen – etwa im Granatwerferstand eines Tobrukbunkers – dann kann auch kein Beschuss erfolgen. Aber sehen wir uns mal die die verschiedenen Fälle in aller Ruhe an.

In der Spielsituation greifen kanadische Truppen hinter Saint-Aubin-Sur-Mer das Château Tailleville an. Es wird durch einen Doppel-Trobruk-Bunker gesichert, der sowohl eine Schießöffnung für ein MG als auch einen Granatwerferstand aufweist. Kanadische Truppen nähern sich dem Schloss und dem Bunker, die beide auf einer Anhöhe gelegen sind. Der Tobruk-Bunker kann also noch nicht von den Kanadiern eingesehen werden. Ein Beschuss des Tobruk-Bunkers ist also derzeit nicht möglich.

Der MG-Gefechtsstand im Tobruk-Bunker

Der MG-Schütze hält sich die meiste Zeit im Innern des Tobruk-Bunkers auf. Nur zur Eröffnung des Feuers erscheint er in der Öffnung des Tobruk-Bunkers. So kann der MG-Gefechtsstand nur dann als Ziel identifiziert und beschossen werden, wenn der MG-Schütze in der Bunker-Öffnung steht, also wenn er selbst schießt. Verschwindet der MG-Schütze bei nächster Gelegenheit wieder im Innern des Tobruk-Bunkers ist für angreifende Kanadier wieder Schicht im Schacht – obwohl eigentlich die Position durch die Kanadier ermittelt wurde und nun der Beschuss durch kanadische Granatwerfer einsetzen könnte.

Der Granatwerfer-Gefechtsstand im Tobruk-Bunker

Der Mörser-Gefechtsstand kann nur zum Ziel werden, wenn ein Infanterist an der Öffnung gesichtet werden kann. Aus der Ferne ist dies nicht möglich. Erst dann, wenn ein Kanadier direkt an der Öffnung des Granatwerferstands im Tobrukbunker steht und hineinschaut, kann das Feuer auf die Bedienmannschaft eröffnet werden.

Beschuss des Tobruk-Bunkers mit einem Granatwerfer

Wird der Tobruk-Bunker mit dem Granatwerfer beschossen, finden die Regeln für den Beschuss von IUW auf Bauten nur bedingt Anwendung. Hier liegt nämlich kein direkter Beschuss vor. Man legt die passende Schablone nach Ermittlung der Abweichung auf und prüft so, ob die Granate einen Weg ins Innere findet. Dies allerdings nur dann, wenn eine Sichtverbindung zu einem Infanteristen im Bunkerinneren besteht. Wenn nicht – Pech gehabt.

Der Artillerie-Beobachter im Château Tailleville

Im obersten Stockwerk des Schlosses befindet sich ein Artilleriebeobachteroffizier mit seinem Funker. Der Artilleriebeobachter-Offizier steht am Fenster des Schlosses und beobachtet das emsige Treiben der Kanadier.

Hier offenbart sich eine weitere Lücke im Regelwerk von Behind Omaha. Das Regelwerk berücksichtigt nicht, dass es eine Verbindung in den Tobruk-Bunker per Feldfernsprecher gibt. Der Funker des AB-Offiziers ist also entbehrlich.

Bekämpfen des Artilleriebeobachters ist unmöglich

Der Artilleriebeobachter-Trupp im Château Tailleville durch den kanadischen Infanterie-Trupp mit seinem schweren Mörser kann nicht bekämpft werden. Der schwere Mörser ist eine IUW / Infanterie-Unterstützungs-Waffe, kann jedoch nicht gezielt den Offizier in der Fensteröffnung beschießen. Nur ein abweichender Schuss auf ein Ziel nahe dem Schloss könnte eventuell einschlagen.

Somit haben wir die smarte Situation, dass die Kanadier den AB-Trupp aus der Ferne nicht ausschalten können. Auch der deutsche Granatwerfer im Tobruk-Bunker kann nicht aus der Ferne bekämpft werden. Ein Herankommen an den Tobruk-Bunker ist aber aufgrund des geleiteten Granatwerferfeuers ebenfalls nicht möglich. Somit ist der Tobruk-Bunker für die Kanadier nicht angreifbar.

Hier einige Bilder zur Erläuterung der Spielsituation:

Situation: Links der Tobruk-Bunker mit zwei Gefechtsständen. Gefechtsstand 1: MG-Schütze. Gefechtsstand 2: Schießtisch mit Mörser. Beide Gefechtsstände sind besetzt. Der Tobruk-Bunker ist mit einem 10er-Trupp besetzt. (Offz, Funker, 3 Bediener für den schweren Mörser, MG-Schütze in Bunker-Scharte, zusätzlicher MG-Schütze, 3 weitere Schützen) Im Gebäude des Schlosses steht im obersten Stockwerk ein Artilleriebeobachter-Offizier mit seinem Funker. Der Offizier beobachtet am Fenster feindwärts. Der Funker sitzt abseits, nicht am Fenster. Es besteht eine Funkverbindung und eine Feldfernsprecherverbindung zum 10er-Trupp im Tobruk-Bunker. Rechts im Bild ein Trupp angreifender Kanadier: Offz, Funker, schwerer Mörser mit 3 Bedienern, MG, Flammenwerfer, 3 Schützen.

Situation: Links der Tobruk-Bunker mit zwei Gefechtsständen. Gefechtsstand 1: MG-Schütze. Gefechtsstand 2: Schießtisch mit Mörser. Beide Gefechtsstände sind besetzt. Der Tobruk-Bunker ist mit einem 10er-Trupp besetzt. (Offz, Funker, 3 Bediener für den schweren Mörser, MG-Schütze in Bunker-Scharte, zusätzlicher MG-Schütze, 3 weitere Schützen) Im Gebäude des Schlosses steht im obersten Stockwerk ein Artilleriebeobachter-Offizier mit seinem Funker. Der Offizier beobachtet am Fenster feindwärts. Der Funker sitzt abseits, nicht am Fenster. Es besteht eine Funkverbindung und eine Feldfernsprecherverbindung zum 10er-Trupp im Tobruk-Bunker. Rechts im Bild ein Trupp angreifender Kanadier: Offz, Funker, schwerer Mörser mit 3 Bedienern, MG, Flammenwerfer, 3 Schützen.

Sicht der Kanadier auf Tobruk-Bunker und Schloss.

Sicht der Kanadier auf Tobruk-Bunker und Schloss.

Sicht von der Stadt aus (von rechts) auf Tobruk-Bunker und Schloss.

Sicht von der Stadt aus (von rechts) auf Tobruk-Bunker und Schloss.

Sicht der Kanadier auf den Tobruk-Bunker, würden sie sich auf ihn zu bewegt haben und genau davor stehen.

Sicht der Kanadier auf den Tobruk-Bunker, würden sie sich auf ihn zu bewegt haben und genau davor stehen.

Ansicht des Tobruk-Bunkers mit aktivem MG-schützen in Scharte.

Ansicht des Tobruk-Bunkers mit aktivem MG-schützen in Scharte.

Soviel für heute.

Stay tuned!

Sturmi


Bildnachweis: © alle schwarzer.de

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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