Rosinenbomber (in den USA wurden sie auch bekannt als Candy bomber oder Raisin bomber) waren unter anderem die Maschinen des Typs Douglas DC-3 in ihrer Militärausführung Douglas C-47 (US Air Force) bzw. Douglas Dakota (Royal Air Force). Der Einsatz als Rosinenbomber im Rahmen der Berliner Luftbrücke ist der heutzutage sicher bekannteste. Was die Wenigsten wissen: die Douglas DC-3 stand für lange Jahre auch im Dienste der Eisenbahn und genau diesem Thema wollen wir uns heute widmen.
Rosinenbomber bei der Eisenbahn
Die Flugzeuge der Canadian Pacific Air Lines, zwischen 1968 und 1985 schlicht CP Air, haben mir es wegen ihres farbenprächtigen Anstrichs angetan. In den 1970er und 1980er Jahren waren das silberne Rümpfe, Höhenruder und Tragflächen, ein roter, diagonaler Streifen entlang des Rumpfes sowie oranges Rumpfdach und Seitenleitwerk.
Die Fluggesellschaft gehörte bis zum Verkauf an die kanadische Fluglinie Pacific Western Airlines der Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Railways. Die hatte in den 1940er Jahren einige kleinere Fluglinien aufgekauft und daraus eine größere Fluggesellschaft gemacht – die Canadian Pacific Air Lines.
Der Rosinenbomber DC-3 in den Farben der CP Air
Zwischen den späten 1940ern und den 1970er Jahren flogen auch zahlreiche Douglas DC-3 und aus der Militärversion C-47 umgerüstete Passagiermaschinen in den Farben der Fluglinie. Als ich einen Abziehbildersatz Nr. 72.8 von Leading Edge Models mit Markierung für die DC-3 CF-CRX von CP Air aus den frühen 1970ern in die Finger bekam, musste ich das Flugzeug einfach bauen. Das Faszinierende daran: Es gibt Boeing 747, DC-10, DC-8 und Boeing 727 im gleichen Anstrich.
Als Grundlage diente mir der Italeri-Bausatz der C-47/DC-3 . Er ist in mehreren Varianten sowohl mit zivilen als auch mit militärischen Markierungen erschienen. Der Italeri-Bausatz Nr. 1349 bietet eine gute Basis, weil er gut detailliert ist und alle Teile enthält, die man braucht, um eine der verschiedenen Untervarianten zu bauen. Man hat die Wahl zwischen verschiedenen Auspuff-Konfigurationen. Außerdem kann man wahlweise eine C-47 ohne den Hecksteiß oder eine DC-3 mit dem Hecksteiß bauen – oder eben einen Hybrid, wie meine Maschine einer war. Das Flugzeug war als Militärversion C-47 gebaut und später zum Airliner umgerüstet worden. Das erkennt man daran, dass die Maschine über eine durch Umbau verschlossene Frachttür verfügt. Die Frachttür ist eigentlich ein Kennzeichen der Militärversion C-47.
Das Italeri-Modell: der Rosinenbomber auf dem Basteltisch
Der Zusammenbau des Italeri-Bausatzes machte keine besonderen Schwierigkeiten. Ich verspachtelte das Frachttor, ließ aber die kleinere Passagiertür so wie sie war. Außerdem ergänzte ich Antennen und Positionslichter. Die Positionslichter stammen aus dem Detailset 7031 „Navigation lights and gunsights“ von Eduard. Wer Wert auf ein detailliertes Rumpfinneres legt, kann sich hier richtig austoben. Italeri bietet in diesem Bausatz nur ein Cockpit an, keine Inneneinrichtung für die Kabine.
Zum Lackieren nutzte ich wie immer die Spritzpistole. Die Farben stammen aus dem Tamiya-Sortiment, weil sie sich für meinen Geschmack leicht und unkompliziert verarbeiten lassen. Ich nutzte Orange X-6, Rot X-7 und Chrom-Silber X-11. Das einzelne Schraubglas ist recht ergiebig. Außerdem trocknet die Farbe schnell und sauber auf. Wenn man die Oberfläche vorher durch Schleifen und Polieren gut vorbereitet, erhält man einen schönen Glanzanstrich. Außerdem grundierte ich das Modell vorher durchgehend in Mattweiß XF-2. Inzwischen habe ich allerdings gelernt, dass speziell Silber- und Metallictöne besser wirken, wenn man Mattschwarz als Grundierung nutzt.
Nachdem ich die Farben aufgetragen hatte, überzog ich das Modell mit einer Schicht Tamiya-Glanzlack X-22. Dann brachte ich die Abziehbilder auf. Wer sich die Darstellung der schwarzen Streifen an den Vorderkanten von Tragflächen und Höhenleitwerken erleichtern will, kann schwarze Decal-Streifen verwenden. Abschließend sprühte ich eine weitere Schicht Glanzlack auf.
CF-CRX steht nun schon seit einigen Jahren bei mir im Regal, ist aber auf Modellbauausstellungen immer noch ein Hingucker. Die Maschine diente bis 1974 als Besatzungstrainer, wurde dann aber wegen technischer Probleme stillgelegt und verkauft. Flugzeuge dieses Typs hatten eine wichtige Rolle in den Gründungsjahren von CP Air nach dem 2. Weltkrieg gespielt. Die Fluglinie hatte zahlreiche ehemalige Militärtransporter zu Passagierflugzeugen umgerüstet und mit ihnen ihr innerkanadisches Liniennetz aufgebaut.
Ein bisschen Hintergrund über einen Klassiker der Luftfahrt
Über die DC-3 und ihre Militärversion zu schreiben, ist ein bisschen wie Eulen nach Athen zu tragen – oder Airbusse nach Hamburg. Die erste DC-3 flog am 17. Dezember 1935. Douglas entwickelte den Luftfahrtklassiker aus der etwas kleineren, aber sehr ähnlich aussehenden DC-2. Ursprünglich hieß das Flugzeug „Douglas Sleeper Transport“, weil die Passagiere während der langen Transkontinentalflüge in den USA auf Liegen über den Sitzen schlafen konnten. Davon kam man später jedoch wieder ab und baute erst 28, dann 35 Sitze ein. Die DC-3 spielte, ähnlich wie ihre deutsche Zeitgenossin Ju 52, eine wichtige Rolle beim Aufbau der Luftverkehrsnetze vor dem 2. Weltkrieg.
Die DC-3 war robust, zuverlässig und sehr wirtschaftlich. Ziemlich schnell interessierte sich auch das US-Militär für das Flugzeug; ab Dezember 1941 kamen die ersten Maschinen zur damaligen Armeeluftwaffe. Sie wurden zum Arbeitspferd der alliierten Transportflieger und waren auf jedem Kriegsschauplatz anzutreffen. Nicht nur die USA setzten den späteren Rosinenbomber ein, sondern auch alle verbündeten Luftwaffen.
Vom Sternmotor zur Propellerturbine – die DC-3 wird zur BT-67
In den Dreißiger Jahren erwarben sowohl Japan als auch die Sowjetunion Produktionslizenzen. Die japanische Lizenzfertigung bei Mitsubishi belief sich auf 487 Maschinen. Sie endete 1945 mit dem Ende des 2. Weltkrieges, während die Sowjetunion bis 1952 4937 Flugzeuge produzierte. Insgesamt wurden über 15 000 Flugzeuge aller Versionen hergestellt. Nach Kriegsende gelangten viele von ihnen in den zivilen Liniendienst; allerdings nutzten auch viele Luftwaffen in aller Welt das Flugzeug.
Der Rosinenbomber in der Luftwaffe
Eine kleine Anzahl flog während des Krieges für die deutsche Lufthansa und für die Luftwaffe. Und als die Alliierten 1955 wieder zivilen Luftverkehr unter deutscher Regie erlaubten, begann die in Frankfurt neu gegründete Lufthansa wiederum mit DC-3. Auch die Bundesluftwaffe stellte mit C-47 ihr erstes Transportgeschwader auf. Obwohl die Technik längst viel weiter ist, sind auch heute viele der betagten Transporter im aktiven Dienst.
Die US-Firma Basler rüstet seit vielen Jahren ehemalige Rosinenbomber mit Propellerturbinen aus; außerdem wird beim Umbau die Struktur von Rumpf und Flügeln erneuert und der Rumpf verlängert. Außerdem erhalten die Flugzeuge neue Flügel, neue Steuerungssysteme und moderne Elektronik. Diese BT-67 fliegen bei zahlreichen zivilen und militärischen Haltern in aller Welt. Auch das deutsche Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung betreibt zwei BT-67. Es ist eines der wenigen Flugzeuge in dieser Gewichtsklasse, das über ein zugelassenes, kombiniertes Rad- und Skifahrwerk verfügt. Auch Südafrika und Israel haben kleine Serien umgerüsteter C-47 produziert.
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