Sturmi, der Ponalizer! Wir haben länger darüber gebrütet, wie die Fassadenteile wohl am besten zusammenzufügen seien. Ganz trivial ist die Aufgabe nicht, denn die Fassadenteile hatten auf der zu verklebenden Seite keine plane Oberfläche, die sich hätte großflächig mit Klebstoff bestreichen und an eine angrenzende Fassade andrücken lassen. Zudem: wir schreiben bereits den Monat Juli und bis August musste die ganze Platte fertig sein. Somit musste eine Lösung nicht nur tragfähig sein, sondern auch schnell gefunden und schnell umsetzbar.
Die widerborstigen Fassadenteile
Ich habe es oben ja bereits beschrieben: die Fassadenteile widersetzten sich einer einfachen Verarbeitung, wie man sie von Industriebausätzen her kennt. Ein weiterer Umstand verkomplizierte die Lage noch. Hier spreche ich vom Gewicht der Bauteile. Wer von den Industriebausätzen aus Kunststoff oder Resin ein nur minimales Gewicht gewohnt ist, wird bei den Stewalin-Teilen leicht frustriert sein, denn diese sind massiv schwerer und erfordern daher eine dauerhafte und besonders feste Verklebung.
Eine Inspiration holten wir uns von Samy-Häusern, die bereits von einem Kollegen montiert waren. Dort hatte man mit der Heißklebepistole gearbeitet. Das klang zunächst schon als clevere Lösung – hätte ich nicht beim Hantieren mit den Samy-Häusern die geringe bis mangelhafte Klebefestigkeit des Heißklebers erkannt. Da dachte ich dann daran, wie das wohl sein würde, wenn wir die so verklebten Fassaden über viele Kilometer über die nicht so rüttelfreie Autobahn zum nächsten Ausstellungsort transportieren würden. Also die Heißklebevariante wurde es nicht.
Eine simple Variante war das Einkleben von Platten aus Styrodur, welche an den Grundriss des Hauses angeglichen waren. Eine Stryodurplatte als Bodenplatte und eine solche in Höhe des Dachstuhls versprachen ein Maximum an Festigkeit. Hier würde nicht der Klebstoff alleine für die Festigkeit des Hauses sorgen, sondern die Stützstrebe aus Styrodur im Innern des Hauses würde eine sichere Verwindungssteifigkeit bewirken.
Zur Verklebung probierten wir simplen Holzleim (Ponal) aus. Das Aushärten war nicht ganz so einfach, da im Innern der Häuser keine Luftzirkulation möglich war und somit dort der Holzleim nur sehr, sehr langsam aushärtete. Über Nacht ( als mehr als acht Stunden Trockenzeit ) allerdings gelang das Aushärten schließlich ganz gut.
Nach erfolgreicher Montage des ersten Hauses beschlossen Plasti und ich, keine weiteren Optionen zu testen. Die Deadline im Projekt war nahe genug und ließ keine Zeit für weitere Feldversuche.
Der Klebevorgang
Naja, ganz simpel war es denn doch nicht. Zwar habe ich die Konturen der Stabilisierungsplatten millimetergenau auf dem Styrodur ( 20mm-dicke Platten von 135cm x 60cm aus dem Baumarkt ) aufgezeichnet und dann zugeschnitten, doch gab es mehrere Parameter, welche zur Pass(un-)genauigkeit beitrugen:
- die um 1-2mm variierende Plattendicke der Fassadenteile
- die Unebenheiten der Fassadenrückseiten, welche keine eben Klebestelle ermöglichen
- meine manchmal unexakte Arbeitsweise beim Zuschneiden
- meine manchmal unexakte Arbeitsweise beim Ausmessen
Somit war es nötig, die vorgeschnittenen Stabilisierungsplatten mit einem Küchenmesser noch an die Unregelmäßigkeiten der Fassaden anzugleichen und zurechtzuschnitzen. Hier mal eine Abfolge des Vorgangs des Zusammenfügens.
Man sieht auf den oberen Bild sehr deutlich, wie unregelmäßig die Oberflächen der Fassadeninnenseiten sind. SPäter dann gelang es Plasti seinen Prozessschritt „Fassadengießen“ hinsichtlich der planen Ausführung der Gussteilrückseiten zu optimieren.
Das letzte Foto zeigt eine weitere Tatsache ganz deutlich: an den Nahtstellen zwischen den Fassadenteilen würde man noch die unregelmäßigen und offenen Fugen schließen müssen. Hierfür planten wir die von mir stets gerne genutzte Strukturpaste als gut formbare Füllmasse ein.
Was hier auch klar wurde: der Produktionsvorgang eines Hauses beinhaltet eine ganze Reihe von jeweils für sich genommen bereits zeitaufwändigen Arbeitsschritten.
- Planen der Stückliste für die Fertigung der Fassadenteile durch Plasti
- Gießen der Fassadenteile (und Dachteile) in Frankfurt
- Austrocknen der gegossenen Fassadenteile
- Transport zur Montagestelle nach Mainz
- Nachbehandlung von Fassaden- und Dachteilen
- Fertigen der Stabilsierungsplatten aus Styrodur
- Kleben des Hauses aus Fassadenteile und Stabilisierungsplatten
- Aushärten des geklebten Hauses
- Verfugen der Nahtstellen zwischen den Fassadenteilen
- Bemalen der Fassaden mit Grundfarbe
- Bemalen der Zierelemente ( Fensterscheiben, Fenstergewandung, Fensterkreuze, Türen, Mauerwerk, Fensterläden, … )
- Bemalen der Dachteile in Grundfarbe
- Bemalen der Dachteile mit Zierelementen
- Montage Dach und haus, Verkleben derselben
- Aushärten des finalen Hauses
Soviel für heute von Sturmi, dem Ponalizer.
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