Saint-Aubin-Sur-Mer #4: Häuser oder Ruinen?

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Bei unseren Planungen zur Straßen- und Verkehrsführung in unserem französischen Badeörtchen waren die vorhandenen Häuser sehr hilfreich. Uns war natürlich klar, dass der kleine Handvorrat an Häusern weder zahlenmäßig die beiden Stadtplatten würde füllen können, noch thematisch unseren Plan von Juno-Beach unterstützen könnte. Was also tun, sprach Zeus?

Häuserbau in Saint-Aubin-Sur-Mer

Bei unseren Überlegungen zu eigenen Aktivitäten in Sachen Eigenheimbau fanden wir das Maß-Raster von Samys Häusern sehr gut passend. Wir hatten natürlich ausgiebigst Originalvorlagen im Internet recherchiert und mögiche Maße von Häusern ermittelt. Was schnell klar wurde, das war die Notwendigkeit, von den Originalmaßen auf verkürzte Maße zu wechseln. Andernfalls würde die Dioramenplatte mit sehr wenigen Häusern bereits überfüllt aussehen. Das Spiel in der Stadt würde ja auch dadurch gewinnen, dass sehr viele Lücken und Gässchen zwischen den Häusern bestehen.

Anmerkung: weiter unten zeige ich euch Häuser in fertigem Zustand, welche das jeweils Gesagte besser illustrieren können, als eine Zeichnung (wie ich es ursprünglich vor hatte, vorzustellen).

Häuser oder Ruinen?

Diese Frage wurde nicht diskutiert, sondern sofort einstimmig mit „Häuser!“ entschieden. Nicht die 387ste Ruinenstadt! Nur das nicht! Unser kleiner Badeort soll eine positive und freundliche Ausstrahlung bekommen.

Eigenbau vs. Auftragsarbeiten vs. Kauf

Wie würde man zu den benötigten Häusern kommen? Eine Möglichkeit war natürlich, bei der Modellbahn eine Anleihe zu tätigen. 1:87 ist ja jetzt nicht sooo weit weg und wer sich auf den Einsatz seiner Schörmis und Tigerleins konzentriert, der wird alles andere mitbekommen, aber nicht, dass die Häuser ein paar Millimeter kleiner sind, als es ein pedantischer 1:72-Maßstabs-Wächter keifend rügen würde. Klarer Vorteil: im Bereich Modellbahn ist die Auswahl riesig und man kann leicht variieren und stilistisch Akzente setzen.

Dann hat es uns aber doch gekratzt. Erst macht man beim Gelände- und Straßenbau die Welle und dann pappt man Modellbahnhäuser drauf? Nee, das kanns ja dann doch nicht sein, oder? Wer Plastis Dioramen schomma gesehen hat, weiß, dass da mehr gehen muss. Da soll der Sturmi ruhig mal ne Ecke dazulernen und ranklotzen.

Beim Sturmi kommt da gleich seine Unternehmermentalität durch. „Make or Buy?“ schießt ihm durch den Kopf. An der Platte würde noch genug zu tun sein. Warum also nicht den Fertigungsauftrag extern vergeben? Guter Gedanke – grundsätzlich. Leider ist die Projektkasse recht schmal und als der Plasti mal hochgerechnet hat, was solcherlei Modellhäuser kosten würden, kam ich nach kurzer Kalkulation ( ca. 40 Häuser mal fuffzich Tacken… ) auf (un-)anständige Beträge. Außerdem hatte das Projekt unseren Ehrgeiz geweckt und das wollten wir schon mal schön selbst stemmen.

Modulbauwweise

Alea iacta est! Nach der Entscheidung für den Eigenbau stellte sich uns die Frage, wie das Ganze trotz der Widrigkeiten in akzeptabler Zeit würden hinbekommen können. An die vierzig Häuser, jedes mit eigenem Charakter, das wäre ein Jahresprojekt für sich. Anderseits wollten wir auch keine Stadt aus sich ständig wiederholenden Häusleins zusammenstellen.

Unsere Lösung hierfür klingt simpel: Häuser in Modulbauweise, welche einfach unterschiedliche Fassaden erhalten. Durch die wechselnden Fassaden Abwechslung im Straßenbild entstehen können. Später stellten wir noch fest, dass zusätzlich die Verwendung unterschiedlicher Farben beim Bemalen der Häuser diesen Effekt noch verstärkte. Aber das konnten wir zu dem Zeitpunkt ja noch nicht ahnen.

Breiten der Modell-Häuser

Die schmale Fassade mit 70mm Breite

Die schmale Fassade mit 70mm Breite

Die breite Fassade mit 100mm Breite

Die breite Fassade mit 100mm Breite

Unser Größenraster sieht zwei verschiedene Häuserbreiten vor:

  • 100mm für die Fassade zur Straße für das Standardhaus
  • 70mm für die Fassade zur Straße für ein schmales Haus

Wieso gerade diese Maße? Wir haben zum Einen die 100mm Fassadenbreite von Samys Häusern abgeleitet und auf ganze Zentimeter justiert. Bei Stellversuchen auf unserem geplanten Grundriss von Saint-Aubin-Sur-Mer ließ die Breite im Bereich von 9-11cm in den teils stark gekrümmten Straßen noch einen angenehmen optischen Verlauf der Häuserfronten zu. Wir nahmen dann die Mitte mit 10cm als Maß.

Zum Anderen haben wir iterativ die Minimalbreite ermittelt: wir haben verschiedene Dummies aus Trittschalldämmung geschnitten und mit Fenstern von Auhagen versehen. Das sind zwar Fenster im Maßstab 1:87, aber es sind bei diesem Hersteller sehr große Ausführungen, deren Maße mit unseren 1:72-Berechnungen kompatibel waren.

Bei etwa 70mm Breite fanden wir heraus, dass dies die Grenze sein würde. Schmälere Fassaden waren nicht mehr glaubwürdig. Größere hätten eigentlich auch eine breitere (Standard-)Fassade erzwungen. So haben wir denn dann die 70mm und 100mm festgelegt.

Tiefe der Häuser

Beispiel für ein Modellhaus mit einem Seitenteil mit 110mm Tiefe.

Beispiel für ein Modellhaus mit einem Seitenteil mit 110mm Tiefe.

Beispiel für ein Modellhaus mit einem Seitenteil mit 70mm Tiefe und 100mm breiter Fassade.

Beispiel für ein Modellhaus mit einem Seitenteil mit 70mm Tiefe und 100mm breiter Fassade.

Beispiel für ein Modellhaus mit einem Seitenteil mit 70mm Tiefe und 100mm breiter Fassade.

Beispiel für ein Modellhaus mit einem Seitenteil mit 70mm Tiefe und 100mm breiter Fassade.

Wie tief soll so ein Modellhaus sein? Auch hier haben wir Samys Häuser als Ausgangspunkt genommen. Als wir seine Häuser an die unterschiedlichen Positionen auf dem Stadtplan stellten, zeigte sich schnell ein neuralgischer Punkt: der Plattenrand.

Wenn man dort Samys Häuser hinstellt ( die haben über 100mm Tiefe ) schnibbelt das sehr viel Platz von den 60cm Plattenbreite wech. Dann bleibt nimmer viel für die Straßen. Wenn die Häuser nicht ganz so tief wären, wäre das ein echter Zugewinn für den Straßenbau.

Und die Lösung?

Reliefhäuser!

Im Bereich der Modellbahnerei gibt es diese Lösung schon lange. Am Rande der Modellbahnplatte stellt man Häuser auf, deren Rückseite schlichtweg fehlt. So gewinnt man Tiefe, ohne an Optik einzubüßen. Gleichzeitig spart man Budget, denn was man nicht baut, muss man nicht kaufen…

Wir definierten nach enigen Versuchen mit Trittschalldämmung und provisorischer Montage mit Stecknadeln (Siehe Titelbild) folgende Maße:

  • 110mm Tiefe für Standardhäuser
  • 70mm für Reliefhäuser – also ein bisserl mehr als die Hälfte der Standardhäuser

Stadtbild

Eigentlich hätte wir ja jetzt schon genug haben können. Aber uns beiden fiel dann noch ein, dass wir ja Altstadt und Neustadt von Saint-Aubin-Sur-Mer auch stilistisch würden unterscheiden wollen. In der Altstadt sollten die Häuser enger stehen, höher gebaut sein. In der Vorstadt sollten niedrige Häuser vor allem frei stehen.

Wie kann man das einfach bewerkstelligen? Wir fanden auch hier eine simple Lösung.

In der Altstadt würden die Häuser an ihren Seiten mit den geplanten Standardseitenteilen in 110mm und 70mm Tiefe versehen werden. Die Mansarddächer würden gemäß den Maßen der Seitenteile aufgesetzt.

Typisches Straßenbild der Altstadt von Saint-Aubin mit den hohen Häusern mit ihren Mansarddächern.

Typisches Straßenbild der Altstadt von Saint-Aubin mit den hohen Häusern mit ihren Mansarddächern.

Weiteres, typisches Straßenbild der Altstadt von Saint-Aubin mit den hohen Häusern mit ihren Mansarddächern.

Weiteres, typisches Straßenbild der Altstadt von Saint-Aubin mit den hohen Häusern mit ihren Mansarddächern.

In der Vorstadt hingegen würden einfach 70mm-Fassadenteile als Seitenteil genutzt. Dadurch entsteht ein Haus im Format eines Quaders, dem man ein flacheres Walmdach aufsetzt. So erhält man eine einfach Form des Vorstadthauses ohne ein neues Seitenteil in die Produktion einführen zu müssen. Das flachere Dach und die Option, dieses direkt auf die Fassadenteile aufzusetzen würde ein niedrigeres Gesamtbild ergeben und zudem die Montage vereinfachen.

Hier die aufgelockerte Bebauung in der Vorstadt mit den wesentlich niedrigeren Häusern mit den ziemlich flachen Walmdächern.

Hier die aufgelockerte Bebauung in der Vorstadt mit den wesentlich niedrigeren Häusern mit den ziemlich flachen Walmdächern.

Als letzte Finesse planten wir, für die Häuser der Altstadt zwei Varianten vorzuhalten:

  • solche mit einem Seitenteil, welches in seiner Mitte einen Kamin führen würde
  • solche mit einem Seitenteil, welches in seiner Mitte keinen Kamin führen würde

Damit haben wir dann schon gleich das Set an zu fertigenden Bauteilen erarbeitet. In meinem nächsten Artikel werde ich dann beschreiben, wie wir all diese Bauteile hergestellt haben und wie daraus letztlich die euch allen bekannten Häuser von Saint-Aubin-Sur-Mer wurden.

Stay tuned!

Sturmi


Bildnachweis: © alle schwarzer.de

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler. Seinen Einstieg fand er über das frühere Spielsystem "Behind-Omaha" von Samy, aktuell spielt er "Poor Bloody Infantry/PBI", "Geile Scheiße", "DBMM", "ARMATI", "SAGA" und "Bolt Action"

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