Wieviel Platz braucht so ein ISU 152 auf der Straße? Eigentlich keine wesentliche Frage, denn so ein ISU 152 macht sich seinen Platz selbst, wenn er nicht reichen sollte, oder? Wenn man die ISUs aber über die Spielplatte jagen will und neben dem Fahrzeug auch noch ein paar Infanteristen in die Schlacht werfen will, dann sollte die Truppe doch genügend Platz auf den Straßen der Spielplatte finden.
Straßenbau in Königsberg: vom Werden einer Spielplatte
Was den Plasti und den Sturmi umtreibt, das ist die Frage, wie man die doch etwas monumentösen Gebäude der Spielplatte Königsberg auf der Spielplatte anordnen könnte. Einerseits soll die weitläufige Großzügigkeit der Großstadt zum Ausdruck kommen, andererseits steht für die Spielplatte nur eine Fläche von – na, sagen wir mal 180cm x 240cm zur Verfügung. Mehr geht nicht, weil die Spieler im Maßstab 1:1 nunmal recht kurze Arme haben. Wer an den Tiger in Spielplattenmitte nicht mehr drankommt, verliert einen Punkt in der B-Note und muss aussetzen.
Darüber hinaus müssen Fahrzeuge und Spielfiguren in den Straßen der dargestellten Stadt hinreichend Platz finden können. Zu enge Straßen oder gar Gassen verbieten sich bei dem Typus an Gebäuden, welche in Königsberg vorherrschen. Auch die Bürgersteige in Königsberg werden wesentlich breiter werden, als sie es in Saint-Aubin-Sur-Mer sind. Die Breite der Bürgersteige muss gleichsam die Großzügigkeit der Bauweise wiederspiegeln, welche bereits die Gebäude ausstrahlen.
Erste Stellprobe
Auf dem Bild oben kann man „Klein-Königsberg“ sehen. Die Platte hat ein Ausmaß von 120cm x 180cm, also die Hälfte der angedachten Gesamtgröße. Es wird bereits deutlich, dass die breiten Straßen einer Großstadt sehr viel Plattenplatz verbrauchen. Dennoch haben sich – wie deutlich sichtbar ist – viele Möglichkeiten ergeben, unregelmäßige Nebenstraßen unterzubringen. Dies ist auch im Sinne eines unterhaltsamen und abwechslungsreichen Spiels nötig.
Die hier gewählte Aufstellung der Bauten ist beispielhaft. Wie schon bei Saint-Aubin-Sur-Mer wird auch in Königsberg jedes Mal eine völlig neue Anordnung der Häuser vorgenommen werden.
Lange Straßenfluchten
Was macht Königsberg wirklich aus? Da sind natürlich mehrere Aspekte zu nennen. Zum Einen sind es die Größe und der Baustil der Gebäude. Im Vergleich zu dem eher ländlichen und ein wenig mediterranen Saint-Aubin-Sur-Mer sind die Gebäude in Königsberg etwa 3- bis 15-mal so groß. Die schmucklosen Fassaden des französischen Badeortes sind mit den säulen- und ornamentverzierten Fassaden von Königsberg nicht zu vergleichen. Die Großstadtfassaden schaffen sofort eine „Berlin-Atmosphäre“. Diese ist jedoch nochmals anders als auf Doncolors Spielplatte „Berlin 1945„. Dort herrschaft Chaos und Untergangsstimmung. Königsberg jedoch ist eine lebende Stadt, die für den Moment des Gefechts den Atem angehalten hat. „Wenn es vorüber ist, atme ich aus und alles ist vorbei!“ möchte man das Raunen der Stadt hören.
Ein weiteres Markenzeichen der Großstadtatmosphäre sind auch die schier endlos langen Straßenfluchten. Auf den hier gezeigten kleineren Spielplatten erreichen die Straßen bereits eine Länge von über zwei Metern. Auf der späteren finalen Spielplatte dürften es sogar drei Meter und mehr werden. Für die Spieler bedeutet dies einen neuen Umgang mit Entfernungen. Die begrenzten Reichweiten im Spielsystem Behind Omaha von 70cm für Kampfpanzer und 120cm für Geschütze wirken hier klein und winzig. Andererseits kann die ungewohnte Weite eine interessante Herausforderung für die Spieler darstellen.
Die Straßen in Königsberg sind auch breiter. Selbst der Bürgersteig erhält mehr Raum zur Entfaltung. Wer einige Spiele in Saint-Aubin-Sur-Mer hinter sich hat, der kennt die Enge in den französischen Gassen. Dort versperren abgeschossene Fahrzeuge schnell einen ganzen Straßenzug. Hier in Königsberg kann ein aufgegebenes Fahrzeug eigentlich immer umfahren werden.
To sprint or not to sprint
Im Spielsystem Behind Omaha bewegt sich ein Infanterietrupp pro Spielzug 15cm weit. Dies entspricht auch in etwa den 6 Zoll bei Bolt Action. Behind Omaha sieht eine Spieloption zur schnelleren Bewegung vor: den Sprint. Ein Sprint bewegt einen Infanterietrupp bis zu 30cm weit über das Spielfeld. Die Dimensionen der Spielplatte Königsberg lassen diese Größen jedoch schnell klein erscheinen.
Sieben Sprints benötigt ein Infanterietrupp, um eine 2 Meter lange Straße zu durchmessen. Dazu kommen noch Zwangspausen an Kreuzungen, die etwaigen feindlichen Trupps eine Intervention erschweren sollen. Da darf man einkalkulieren, dass ein Spiel in Königsberg sicher nicht schneller zu Ende gehen wird, als eines in Saint-Aubin-Sur-Mer.
Zwischen den Häuserblocks nimmt eine Straße in Königsberg schon 15cm in der Breite ein. Somit gelangt ein Infanterietrupp in einem Zug gerademal kerzengerade von einer Straßenseite zur anderen. Per Sprint ist natürlich mehr möglich. Kommt es zum Straßenkampf, zählt jede noch so kleine Deckung. Glücklicherweise hat der Plasti eine Flotte von zivilen Pkws beschafft, die in Königsberg für ausreichend optische Hindernisse sorgen werden.
Artillerie, Granatwerfer, Luftunterstützung
Artillerie in Königsberg
In Saint-Aubin-Sur-Mer ist es in den engen Straßen oftmals nicht möglich, gegnerische Einheiten mit Artillerie oder Granatwerfern unter Feuer zu nehmen. Entweder stellen die Häuser unüberwindliche Hindernisse für die Artillerie beim Abfeuern dar. Oder die Ziele liegen im Schatten von Häusern und können nicht getroffen werden. Von den fehlenden Sichtmöglichkeiten einmal ganz zu schweigen. Entlang der Magistralen und gegen freie Plätze, an denen es nicht mangelt, ist ein wirkungsvoller Artillerieeinsatz sehr gut möglich.
Granatwerfer in Königsberg
In Königsberg wirkt alles etwas weiter und großzügiger. Doch Vorsicht! Zwar sind die Straße breiter und länger, doch auch die Häuser sind teils doppelt so hoch wie in Saint-Aubin-Sur-Mer. Die Hindernisse in mancher Geschossflugbahn sind weiterhin vorhanden. Wer von den geänderten Raumverhältnissen in Königsberg klar profitiert, ist der Granatwerfer. Die Granatwerfer können die breiten Straßen über einen Häsuserblock hinweg gut bestreichen. Leichte Granatwerfer können im System Behind Omaha an die Grenzen ihrer Reichweite stoßen. Mit 50cm Reichweite kann der Schütze mit seinem leichten Granatwerfer die teils 30cm tiefen Gebäudekomplexe nur knapp übertreffen.
Luftwaffeneinsatz über Königsberg
Die Luftwaffe hat in Königsberg ebenfalls bessere Einsatzbedingungen als in Saint-Aubin-Sur-Mer. Die langen und geraden Straßen sowie die vergleichweise groß dimensionierten Plätze und Freiflächen erlauben einen zielgenuen Einsatz gegen Bodenziele. In Saint-Aubin bieten die engen und verwinkelten Gassen einen sehr guten Schutz, vor allem auch schon gegen bloße Sicht.
Ausblick: was haben wir noch vor?
Ja, der David von den Asgards hat uns ja bekanntlich den Floh mit Modern Warfare, genauer Cold War Commander, ins Ohr gesetzt. Da ist auch in Königsberg natürlich die Versuchung groß, ein wenig Cold War zu spielen. Der Baustil der Gebäude gibt das ohne Weiteres her und man kann sich den T-72 als Hansdampf in allen Gassen lebhaft vorstellen. So könnte Königsberg in einem Cold War Szenario auch als Gießen oder Frankfurt am Main herhalten. Einige der Gebäude passen da absolut gut in die Szene hinein. Wir haben hier schon mal zwo rote Eisentaxis der jüngeren Epoche mittenmang gestellt. „Kuda idiot komandir?“ hört man es da im Äther zischen.
Das wars für heute, ihr Lieben. Mehr dann in den nächsten Tagen.
Best
Sturmi
Bildnachweis: © alle schwarzer.de
5 Kommentare
Oh Geil! :-)
Spontan fällt mir da gleich wieder eine Hausregel ein :-D
Ich würde den Infanteristen, die an den Hausmauern entlangehen, zumindest eine leichte Deckung gewähren, da sie ja auch in einem Eingang Schutz finden können.
Also zumindest erst ab eine 5+ zu treffen sind, wenn nicht sogar erst ab einer 6+.
Wow! Klingt sehr aufregend!
Wird es denn auch Häuserkämpfe geben, so wie sie es damals oft in Königsberg gab? Und werdet ihr der Stadt auch ein paar Ruinen/Trümmer hinzufügen?
Wird es, mein Lieber.
Das mit den Ruinen ist Doncolors Job. Er hat ja für die Berlin-45-Platte die Ruinen bereitgestellt.
Für den Häuserkampf wird es verschiedene Situationen geben:
– Eine Partei befindet sich im Haus, eine auf der Straße
– Beide Parteien befinden sich im Haus
Wir überlegen, dafür bei „Poor Bloody Infantry“ eine Anleihe zu machen. Dort ist gerade dieser Punkt sehr einfach gehandhabt, sodass das Spiel flüssig bleibt.
Hi . Ich wollte mal fragen(weil es mir nicht schlüssig war) wo ihr die nice’n Häuser her habt?
Würde mich über eine Antwort freuen .
Hallo DOM CAPITANO,
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die Häuser hat uns ein Modellbauer geschenkt. Er hat diese Häuser für seinen Sohn gebaut, der sich eine Modellstadt gewünscht hat. Er hat ihn sehr gemocht.
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Die Häuser gehen zum Teil auf Häuserbausätze aus dem Modellbahnzubehörhandel (Vollmer, Faller, Auhagen in Spur H0/1:87) zurück. Sie sind aber fast alle umgebaut. Meist wurde aus mehreren Fassaden eines Bausatzes ein einziges Haus zusammen gefügt. Die Markisen und Laternen und … sind handgefertigte Ergänzungen.
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Sehr viele Häuser wurden verziert: mit 1:87-Figuren als Skulpturen aus den Dächern und Giebeln. Sehr viel Zierrat wurde from Scratch gebaut.
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Die Kathedrale, das Museum und einige andere Gebäude wurden from scratch aus Holzteilen nach selbst gefertigten Plänen erbaut. (Der Modellbauer war im Hauptberuf Architekt) Oft wurden die Holzmodelle mit Kunststofffassaden angereichert. Oft wurden große Kunststoffgebäude mit einem Holz-Innenleben stablilisiert.