Wildcat: die Legende „Grumman F4F Wildcat“ im Modell

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Dieses Mal zeige ich euch mein neuestes Modell – und dazu eines meiner älteren. Beides sind „Wildcats“, allerdings in zwei verschiedenen Ausführungen und von zwei verschiedenen Bausatzherstellern. Mein neuestes Modell stellt eine Grumman F4F-3 „Wildcat“, Bausatz 80219 von HobbyBoss dar. Maßstab ist wie immer der einzig wahre Maßstab 1/72 oder 20 mm. Der Bausatz gehört zur preiswerten Serie von einmotorigen Jägern, mit denen HobbyBoss vor einigen Jahren an den Markt ging. Wer eine preiswerte Alternative zu anderen fernöstlichen Herstellern sucht, findet hier eine gute Alternative.

Ein leichter Bau

Der Bau ging leicht von der Hand. HobbyBoss bietet einem die Wahl zwischen einer Maschine im farbenprächtigen Vorkriegsanstrich und einer im Blaugrau der ersten Kriegsjahre. Mir gefiel die Vorkriegsmaschine besser, also entschied ich mich für dieses Schema. Das bereute ich ein bisschen, als es ans Lackieren ging. Die Farbflächen sauber abzukleben artete besonders im Heckbereich in Arbeit aus. Außerdem machte ich den Fehler, mit den silbernen Flächen anzufangen, die es überhaupt nicht vertrugen, wenn ich Maskierband über sie klebte. Im glänzenden Gelb siedelten sich allerlei Staubteilchen an, die ich mühsam ausschleifen musste.

Mit der „Wildcat“ und der japanischen „Zero“ trafen zwei Design-Philosophien aufeinander. Die „Wildcat“ war robust, mit vier, später sechs überschweren Brownings bewaffnet und hatte gute Steig- und Höhenleistungen. Außerdem war sie im Sturzflug nicht belastungsbeschränkt. Dagegen zeichnete sich die „Zero“ durch extremen Leichtbau aus, war extrem wendig und hatte eine große Reichweite – etwa vergleichbar einer P-51 „Mustang“. Dafür war sie bei hohen Belastungen nur schwer zu steuern. Trafen beide aufeinander, entschied in der Regel das Geschick der Piloten und die Ausgangslage über das Ergebnis des Luftkampfes. In den ersten Kriegsmonaten waren die kriegserfahrenen japanischen Jagdflieger im Vorteil, aber spätestens über Guadalcanal hatten die Amerikaner Parität erreicht. HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 "Wildcat" gebaut und im Review

Mit der „Wildcat“ und der japanischen „Zero“ trafen zwei Design-Philosophien aufeinander. Die „Wildcat“ war robust, mit vier, später sechs überschweren Brownings bewaffnet und hatte gute Steig- und Höhenleistungen. Außerdem war sie im Sturzflug nicht belastungsbeschränkt. Dagegen zeichnete sich die „Zero“ durch extremen Leichtbau aus, war extrem wendig und hatte eine große Reichweite – etwa vergleichbar einer P-51 „Mustang“. Dafür war sie bei hohen Belastungen nur schwer zu steuern. Trafen beide aufeinander, entschied in der Regel das Geschick der Piloten und die Ausgangslage über das Ergebnis des Luftkampfes. In den ersten Kriegsmonaten waren die kriegserfahrenen japanischen Jagdflieger im Vorteil, aber spätestens über Guadalcanal hatten die Amerikaner Parität erreicht. HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 „Wildcat“ gebaut und im Review

…und das dicke Ende

Die Antenne unter der Tragfläche machte sich selbständig und musste wieder angeklebt werden. Das Heckrad brach ab und hinterließ eine Klebefläche von der Größe eines Stecknadelkopfes. Da ging natürlich gar nichts. Wenn ich versucht hätte, das Rad einfach anzukleben, hätte ich keine stabile Klebeverbindung geschaffen, dafür aber dicke Placken mit Sekundenkleber. Daher nahm ich meinen dünnsten Bohrer (0,03 mm), bohrte die am Rad angegossene Radgabel und die Radhalterung am Rumpf an. Dann führte ich ein Stück Stahldraht ein, ließ Sekundenkleber einlaufen und steckte das Rad auf.

Dargestellt ist eine F4F-3, die 1941 an Bord der im Atlantik operierenden USS „Ranger“ stationiert war. Die -3 hatte noch starre Flügel, während die Nachfolge-Versionen Klappflügel hatten – sie waren zwar schwerer, aber dafür konnten die amerikanischen Flugzeugträger nun mehr Jäger mitführen. IM Bild: HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 "Wildcat" gebaut und im Review

Dargestellt ist eine F4F-3, die 1941 an Bord der im Atlantik operierenden USS „Ranger“ stationiert war. Die -3 hatte noch starre Flügel, während die Nachfolge-Versionen Klappflügel hatten – sie waren zwar schwerer, aber dafür konnten die amerikanischen Flugzeugträger nun mehr Jäger mitführen. Im Bild: HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 „Wildcat“ gebaut und im Review

Zum Glück sind die Abziehbilder hervorragend und leicht zu verarbeiten. Die schwarzen Streifen musste ich allerdings aus der Reservekiste nehmen: Sie sind von Xtradecal. HobbyBoss schien die Streifen nicht so wichtig zu finden. Nach mehreren Schichten Glanzlack war die Maschine fertig. Das Modell stellt eine „Wildcat“ dar, die 1941 auf der im Atlantik operierenden USS „Ranger“ stationiert war.

Der farbenfrohe Vorkriegsanstrich wurde bereits 1941 nach und nach durch einen einfarbig grauen Anstrich ersetzt, das so genannte ‚Neutrality Gray’. Mitte 1942 verschwanden dann auch die roten Scheiben aus den US-Sternen. Zu oft hatten nervöse Bordschützen, Jagdflieger oder Flakkanoniere die rote Scheibe mit dem japanischen Hoheitszeichen verwechselt und auf die eigenen Flugzeuge geschossen. HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 "Wildcat" gebaut und im Review

Der farbenfrohe Vorkriegsanstrich wurde bereits 1941 nach und nach durch einen einfarbig grauen Anstrich ersetzt, das so genannte ‚Neutrality Gray’. Mitte 1942 verschwanden dann auch die roten Scheiben aus den US-Sternen. Zu oft hatten nervöse Bordschützen, Jagdflieger oder Flakkanoniere die rote Scheibe mit dem japanischen Hoheitszeichen verwechselt und auf die eigenen Flugzeuge geschossen. HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 „Wildcat“ gebaut und im Review

Airfix ohne Auffälligkeiten

Die andere „Wildcat“ habe ich vor bestimmt 30 Jahren aus dem damals verfügbaren Airfix-Bausatz gebaut. Dargestellt ist eine FM-2 „Wildcat“ der U.S. Navy von 1944/45 im typischen Schwarzblau oder „midnight blue“ der späten Kriegsphase. Die FM-2 hatte einen etwas stärkeren Motor als frühere Versionen und war an der höheren Seitenleitwerksflosse erkennbar. Das Modell entstand aus dem Kasten; bemalt habe ich es damals mit dem Pinsel.

Airfix Grumman FM-2 "Wildcat" - Der Bausatz Airfix A02070 Grumman F4F-4 Wildcat 1:72 gebaut und im Review

Airfix Grumman FM-2 „Wildcat“ – Der Bausatz Airfix A02070 Grumman F4F-4 Wildcat 1:72 gebaut und im Review

Kurze Geschichte eines klassischen Jagdflugzeugs

Die Grumman „Wildcat“ wurde 1936 ursprünglich als Doppeldecker konstruiert, dann aber als Eindecker fertig gestellt. Die U.S. Navy kaufte 1939 eine erste Serie von 54 Maschinen. Dann folgten die französische Marine mit einem Auftrag über 81 Flugzeuge. Nach dem Ausscheiden Frankreichs aus dem Krieg übernahm Großbritannien den Rest des französischen Auftrags. Ende 1940 gab die US Navy dann 600 Maschinen in Auftrag.

Anfang und Ende einer Entwicklung: Links eine Grumman F4F-3 „Wildcat“ vom Sommer 1941 in der farbenfrohen Vorkriegslackierung. Rechts eine FM-2 im Nachtblau der letzten Kriegsphase 1944/45. Im Bild: HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 "Wildcat"  und Airfix A02070 Grumman FM-2 "Wildcat" gebaut und im Review

Anfang und Ende einer Entwicklung: Links eine Grumman F4F-3 „Wildcat“ vom Sommer 1941 in der farbenfrohen Vorkriegslackierung. Rechts eine FM-2 im Nachtblau der letzten Kriegsphase 1944/45. Im Bild: HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 „Wildcat“ und Airfix A02070 Grumman FM-2 „Wildcat“ gebaut und im Review

Den ersten Abschuß erzielte eine „Wildcat“ des britischen Fleet Air Arm (FAA). Sie schoss am Heiligenabend 1940 einen deutschen Ju 88-Aufklärer ab, der die Flottenbasis Scapa Flow ausspähen sollte. Als die Japaner 1941 Pearl Habor angriffen, zerstörten sie alle „Wildcats“ am Borden. Dagegen entgingen einige „Wildcats“ der auf der kleinen Insel Wake stationierten Marines-Jagdstaffel VMF-211 der Zerstörung. Deren Piloten halfen ihren Kameraden am Boden, die ersten Angriffe abzuschlagen und versenkten sogar einen Zerstörer. Die Garnison auf Wake musste erst nach drei Wochen aufgeben.

Augenfälligster Unterschied zwischen der F4F und der ab März 1943 von General Motors gebauten FM-2 (rechts) war das höhere Seitenleitwerk, das das Drehmoment des gegenüber den Vorgängern stärkeren Sternmotors ausgleichen musste. Etwa 7300 „Wildcats“ wurden gebaut, davon 4477 FM-2. Größter Nutzer der „Wildcat“ war die U.S. Navy, gefolgt von der britischen Marineluftwaffe, die die Flugzeuge zunächst als „Martlet“ bezeichnete. Auch Griechenland und Frankreich bestellten zur Kriegsbeginn kleine Serien, die aber an den britischen „Fleet Air Arm“ gingen. HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 "Wildcat"  und Airfix A02070 Grumman FM-2 "Wildcat" gebaut und im Review

Augenfälligster Unterschied zwischen der F4F und der ab März 1943 von General Motors gebauten FM-2 (rechts) war das höhere Seitenleitwerk, das das Drehmoment des gegenüber den Vorgängern stärkeren Sternmotors ausgleichen musste. Etwa 7300 „Wildcats“ wurden gebaut, davon 4477 FM-2. Größter Nutzer der „Wildcat“ war die U.S. Navy, gefolgt von der britischen Marineluftwaffe, die die Flugzeuge zunächst als „Martlet“ bezeichnete. Auch Griechenland und Frankreich bestellten zur Kriegsbeginn kleine Serien, die aber an den britischen „Fleet Air Arm“ gingen. HobbyBoss 80219 Grumman F4F-3 „Wildcat“ und Airfix A02070 Grumman FM-2 „Wildcat“ gebaut und im Review

Für die U.S. Navy und das Marinecorps war die „Wildcat“ bis zum Erscheinen stärkerer Nachfolger Anfang 1943 das einzige verfügbare Jagdflugzeug. In den Kämpfen um Papua Neu-Guinea, die Salomonen und die kleine Insel Guadalcanal erwies sie sich den „Zeros“ und Ki-43-Jägern der Japaner als ebenbürtig. Sie war robuster gebaut, hatte mit den vier, später sechs 0.50-Brownings die schwerere Bewaffnung und durch den zweistufigen Turbolader auch die bessere Höhenleistung. Die Piloten lernten schnell, die Vorteile der F4F Wildcat auszunutzen. Sie behielten nach Möglichkeit ihren Geschwindigkeitsüberschuss bei, griffen aus der Überhöhung und im Sturzflug an und zogen ihre Gegner in eine Art schnellen, vertikalen Luftkampf mit Stürzen, Steigen und Rollen.

Das brachte die „Zero“-Piloten in Schwierigkeiten, weil die Steuerung ihres Jägers bei derartigen Manövern schwergängig und ineffektiv wurde. Die extreme Wendigkeit der „Zero“ bei niedrigen Geschwindigkeiten kam so nicht zum Tragen. Auch die extreme Leichtbauweise rächte sich. Während die „Wildcat“ beschussfest und durch selbst dichtende Treibstofftanks ziemlich unverwundbar war, stürzte eine „Zero“ bereits nach wenigen Treffern ab. Eine volle Salve aus allen Brownings ließ sie in der Luft zerplatzen.

Die „Wildcat“ blieb bis Kriegsende in Produktion. Grumman gab die Fertigung 1943 an General Motors ab, die das Flugzeug als FM-1, später als FM-2 baute. Die „Wildcats“ verschwanden von den großen Flottenträgern, flogen aber weiter von den immer zahlreicher werdenden amerikanischen und britischen Geleitträgern. Sie begleiteten Kampfflugzeuge bei Angriffen auf Landziele oder, speziell im Atlantik, bei der Jagd auf U-Boote. 1945 machten sie in japanischen Gewässern vermehrt Jagd auf Kamikaze-Maschinen. Den letzten „Wildcat“-Luftsieg des Krieges erzielte eine FM-2 des Geleitträgers USS Lunga Point, als sie am 6. August einen japanischen Aufklärer abschoss.

Links zur Geschichte der Grumman F4F „Wildcat“:

  1. History Net
  2. Wikipedia
  3. Ace Pilots

Bildnachweis: © alle Friedrich List

Anmerkung zum Titelbild: Das HobbyBoss-Modell (rechts) ist neueren Datums und zeichnet sich durch versenkte Gravuren aus. Dagegen stammt das Airfix-Modell aus den 1960er Jahren und ist mit einem erhabenen Nietenmuster überzogen – nicht ganz falsch, denn das Original sah genauso aus.

Über den Autor

Mein Beruf ist das Schreiben; ich arbeite als freier Journalist, Texter und Buchautor. Das reicht für Leben und Modellbau, also auch für das eigentliche Leben. Beruflich wie als Modellbauer interessiert mich die Luftfahrt, speziell die der großen Luftfahrtländer. Ich baue auch gerne mal etwas, das aus dem Rahmen fällt. Hauptantriebskräfte: Neugier, Kaffee und ein guter Witz.

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