Dieses Mal zeige ich euch mein neuestes Modell – und dazu eines meiner älteren. Beides sind „Wildcats“, allerdings in zwei verschiedenen Ausführungen und von zwei verschiedenen Bausatzherstellern. Mein neuestes Modell stellt eine Grumman F4F-3 „Wildcat“, Bausatz 80219 von HobbyBoss dar. Maßstab ist wie immer der einzig wahre Maßstab 1/72 oder 20 mm. Der Bausatz gehört zur preiswerten Serie von einmotorigen Jägern, mit denen HobbyBoss vor einigen Jahren an den Markt ging. Wer eine preiswerte Alternative zu anderen fernöstlichen Herstellern sucht, findet hier eine gute Alternative.
Ein leichter Bau
Der Bau ging leicht von der Hand. HobbyBoss bietet einem die Wahl zwischen einer Maschine im farbenprächtigen Vorkriegsanstrich und einer im Blaugrau der ersten Kriegsjahre. Mir gefiel die Vorkriegsmaschine besser, also entschied ich mich für dieses Schema. Das bereute ich ein bisschen, als es ans Lackieren ging. Die Farbflächen sauber abzukleben artete besonders im Heckbereich in Arbeit aus. Außerdem machte ich den Fehler, mit den silbernen Flächen anzufangen, die es überhaupt nicht vertrugen, wenn ich Maskierband über sie klebte. Im glänzenden Gelb siedelten sich allerlei Staubteilchen an, die ich mühsam ausschleifen musste.
…und das dicke Ende
Die Antenne unter der Tragfläche machte sich selbständig und musste wieder angeklebt werden. Das Heckrad brach ab und hinterließ eine Klebefläche von der Größe eines Stecknadelkopfes. Da ging natürlich gar nichts. Wenn ich versucht hätte, das Rad einfach anzukleben, hätte ich keine stabile Klebeverbindung geschaffen, dafür aber dicke Placken mit Sekundenkleber. Daher nahm ich meinen dünnsten Bohrer (0,03 mm), bohrte die am Rad angegossene Radgabel und die Radhalterung am Rumpf an. Dann führte ich ein Stück Stahldraht ein, ließ Sekundenkleber einlaufen und steckte das Rad auf.
Zum Glück sind die Abziehbilder hervorragend und leicht zu verarbeiten. Die schwarzen Streifen musste ich allerdings aus der Reservekiste nehmen: Sie sind von Xtradecal. HobbyBoss schien die Streifen nicht so wichtig zu finden. Nach mehreren Schichten Glanzlack war die Maschine fertig. Das Modell stellt eine „Wildcat“ dar, die 1941 auf der im Atlantik operierenden USS „Ranger“ stationiert war.
Airfix ohne Auffälligkeiten
Die andere „Wildcat“ habe ich vor bestimmt 30 Jahren aus dem damals verfügbaren Airfix-Bausatz gebaut. Dargestellt ist eine FM-2 „Wildcat“ der U.S. Navy von 1944/45 im typischen Schwarzblau oder „midnight blue“ der späten Kriegsphase. Die FM-2 hatte einen etwas stärkeren Motor als frühere Versionen und war an der höheren Seitenleitwerksflosse erkennbar. Das Modell entstand aus dem Kasten; bemalt habe ich es damals mit dem Pinsel.
Kurze Geschichte eines klassischen Jagdflugzeugs
Die Grumman „Wildcat“ wurde 1936 ursprünglich als Doppeldecker konstruiert, dann aber als Eindecker fertig gestellt. Die U.S. Navy kaufte 1939 eine erste Serie von 54 Maschinen. Dann folgten die französische Marine mit einem Auftrag über 81 Flugzeuge. Nach dem Ausscheiden Frankreichs aus dem Krieg übernahm Großbritannien den Rest des französischen Auftrags. Ende 1940 gab die US Navy dann 600 Maschinen in Auftrag.
Den ersten Abschuß erzielte eine „Wildcat“ des britischen Fleet Air Arm (FAA). Sie schoss am Heiligenabend 1940 einen deutschen Ju 88-Aufklärer ab, der die Flottenbasis Scapa Flow ausspähen sollte. Als die Japaner 1941 Pearl Habor angriffen, zerstörten sie alle „Wildcats“ am Borden. Dagegen entgingen einige „Wildcats“ der auf der kleinen Insel Wake stationierten Marines-Jagdstaffel VMF-211 der Zerstörung. Deren Piloten halfen ihren Kameraden am Boden, die ersten Angriffe abzuschlagen und versenkten sogar einen Zerstörer. Die Garnison auf Wake musste erst nach drei Wochen aufgeben.
Für die U.S. Navy und das Marinecorps war die „Wildcat“ bis zum Erscheinen stärkerer Nachfolger Anfang 1943 das einzige verfügbare Jagdflugzeug. In den Kämpfen um Papua Neu-Guinea, die Salomonen und die kleine Insel Guadalcanal erwies sie sich den „Zeros“ und Ki-43-Jägern der Japaner als ebenbürtig. Sie war robuster gebaut, hatte mit den vier, später sechs 0.50-Brownings die schwerere Bewaffnung und durch den zweistufigen Turbolader auch die bessere Höhenleistung. Die Piloten lernten schnell, die Vorteile der F4F Wildcat auszunutzen. Sie behielten nach Möglichkeit ihren Geschwindigkeitsüberschuss bei, griffen aus der Überhöhung und im Sturzflug an und zogen ihre Gegner in eine Art schnellen, vertikalen Luftkampf mit Stürzen, Steigen und Rollen.
Das brachte die „Zero“-Piloten in Schwierigkeiten, weil die Steuerung ihres Jägers bei derartigen Manövern schwergängig und ineffektiv wurde. Die extreme Wendigkeit der „Zero“ bei niedrigen Geschwindigkeiten kam so nicht zum Tragen. Auch die extreme Leichtbauweise rächte sich. Während die „Wildcat“ beschussfest und durch selbst dichtende Treibstofftanks ziemlich unverwundbar war, stürzte eine „Zero“ bereits nach wenigen Treffern ab. Eine volle Salve aus allen Brownings ließ sie in der Luft zerplatzen.
Die „Wildcat“ blieb bis Kriegsende in Produktion. Grumman gab die Fertigung 1943 an General Motors ab, die das Flugzeug als FM-1, später als FM-2 baute. Die „Wildcats“ verschwanden von den großen Flottenträgern, flogen aber weiter von den immer zahlreicher werdenden amerikanischen und britischen Geleitträgern. Sie begleiteten Kampfflugzeuge bei Angriffen auf Landziele oder, speziell im Atlantik, bei der Jagd auf U-Boote. 1945 machten sie in japanischen Gewässern vermehrt Jagd auf Kamikaze-Maschinen. Den letzten „Wildcat“-Luftsieg des Krieges erzielte eine FM-2 des Geleitträgers USS Lunga Point, als sie am 6. August einen japanischen Aufklärer abschoss.
Links zur Geschichte der Grumman F4F „Wildcat“:
Bildnachweis: © alle Friedrich List
Anmerkung zum Titelbild: Das HobbyBoss-Modell (rechts) ist neueren Datums und zeichnet sich durch versenkte Gravuren aus. Dagegen stammt das Airfix-Modell aus den 1960er Jahren und ist mit einem erhabenen Nietenmuster überzogen – nicht ganz falsch, denn das Original sah genauso aus.
1 Kommentar
Hey,
das sind aber zwei hübsche „Kätzchen“! :-)