XENA ist ja manchmal ein Buch auf Beinen. Als wir uns kürzlich über historische Schlachten austauschten, kamen wir ins Schwadronieren über historische Darstellungen, Spielregeln, das Für und Wider des Universums und andere spannende Themen. XENA verfasste daraufhin eine Mail, welche ich der Welt (insbesondere der unikornischen) zur Kenntnis bringen möchte – nein MUSS !!!
Was uns Geschichtsschreiber, Tabletopper und andere immer wieder antun!
Vor nicht all zu langer Zeit, habe ich mir wieder einmal eine Dokumentation der Schlacht von Gaugamela angesehen. Oder sollte ich besser sagen…“angetan“..?
Was ich da wieder sehen und hören musste, treibt jedem belesenen Hobbyisten das Tränenwasser in die Augen…! Als „Fachmänner“ waren in dieser Doku u.a. zwei Historiker der Universitäten Bern und Bonn und ein Althistoriker der Universität Münster zugegen. Überhaupt letztgenanntem merkte man an, dass er von den Fakten von denen er berichtete, nicht wirklich viel Ahnung zu besitzen schien. Nun mag ich diesen Herren beileibe nicht ihr historisches Wissen an sich absprechen, allerdings merkte man deutlich, dass es rein historisches und eben kein „Militärhistorisches Wissen“ war.
Was ist der Unterschied zwischen Psiloi und Peltasten?
So wurden beispielsweise „Peltasten“ erwähnt und als „Leichtbewaffnete“ beschrieben. Gezeigt wurden in der Doku aber „Psiloi“ – genauer gesagt werden kretische Bogenschützen und Agrianische Schleuderer gezeigt. Der Unterschied zu Peltasten ist nicht eben klein. Psiloi waren leichtbewaffnete allermeist ungepanzerte Plänkler, deren Aufgabe es war, den Gegner zu beschäftigen und durch Fernkampf, sowohl mit Bogen, als auch Schleudern u.Ä. in Unordnung zu bringen. Ihre Aufgabe war eindeutig nicht das Kämpfen an sich. Diesem entzogen sie sich durch Ausweichen, Verstecken u.ä.
Peltasten hingegen waren spezialisierte Einheiten, welche entweder zur Deckung der Flanken schwerbewaffneter oder dem Durchkämmen von schwerem Gelände eingesetzt wurden. Sie waren schwerer gerüstet als leichte Infanterie, jedoch leichter als schwere. Entstanden waren sie ursprünglich, weil griechische Hopliten größte Schwierigkeiten im Kampf gegen thrakische Peltasten – den Erfindern dieser Art von Kämpfern – hatten.
Es wurden aus diesem Grund die jüngsten und besttrainiertesten Hopliten ausgewählt. Ihre Ausrüstung wurde leichter gemacht, das Schild kleiner, Helm und / oder Beinschienen zum Teil ganz weggelassen. Bewaffnet mit Langspeer, Wurfspeer und Schwert waren sie schnell genug, um die thrakischen Gegenspieler abzufangen und trotzdem stark genug, diese erfolgreich zu bekämpfen.
Wer sich diese Doku anschauen mag, hier das Video.
Aber eigentlich geht es mir hier gar nicht um die Fehler der Doku und ihrer „Fachmänner“, sie hat mich nur auf den Gedanken gebracht, der mich seither umtreibt.
Die Schlacht von Gaugamela
In vielen Publikationen und Dokumentationen findet man zu der Schlacht von Gaugamela immer wiederkehrende Zahlenangaben. So werden Alexander zirka 47.000 Mann,- davon ca.7000 Reiter- zugeschrieben. Darius hingegen bis zu 250.000 Mann.., darunter 45.000 Reiter. Diesen Zahlen wird- u.a. von Hans Delbrück widersprochen, welcher von 12.000 persischen Reitern und 52.000 Infanteristen spricht, bzw.diese für sehr viel wahrscheinlicher hält. Natürlich wird dieser Annahme wiederum mit der These widersprochen, Alexander hätte keine schiefe Schlachtordnung für die Schlacht von Gaugamela gewählt, wenn seine Armee nahezu gleichstark wie die persische gewesen wäre…
Ich persönlich will einmal mit einer völlig anderen Herangehensweise starten…
Das persische Heer wurde angeblich aus allen Satrappen des Perserreiches gesammelt. U.A. handelte es sich dabei um Mesopotamien, Babylonien und von den Küsten des Persischen Golfs. Kavallerie kam aus Baktrien, Kappadokien Armenien sowie vom Südufer des Kaspischen Meeres. Hinzu kamen Reiternomaden – Sogdier und Skythen aus Indien u.a. Kriegselefanten.
Wenn man sich untenstehende Karte einmal anschaut, kann man die gewaltigen Entfernungen ersehen, welche die persischen Truppen -angeblich- zurückgelegt haben, um bei der Schlacht von Gaugamela anwesend zu sein…
Wenn ich davon ausgehe, dass Alexander mit seinem Heer seit dem Aufbruch aus Makedonien bis zur Schlacht von Gaugamela 3 Jahre gebraucht hat, ist es um so erstaunlicher, wie der Perserkönig sein Heer so schnell hat versammeln können, zumal er bis zu der Schlacht von Issos – 333.v.Chr. – also nur ein Jahr zuvor – Alexander gar nicht ernst oder gar als Bedrohung- genommen hat!!
Und in einem Jahr mit Kriegselefanten von Indien zum Schlachtort zu kommen? Mithin eine Strecke von Luftlinie zirka 3.000 Kilometern, also mit allen Umwegen und Unbilden ca. 4500 km?
Elefanten und ihre Libelingsbeschäftigung
Ein Elefant verbringt zirka 60% seiner aktiven Zeit pro Tag mit Fressen, 4 Stunden mit Schlafen. Wenn er jetzt noch ca 4 Stunden am Tag läuft ist er auch nicht sehr viel schneller als ein Mensch und schafft sagen wir mal 20 km am Tag. Da ist dieser Marsch schon sehr sportlich und ambitioniert.
Und vor allem EIN Punkt ist es, welches ich für das ganze Heer einmal überschlagen will:
Das Fressen der Tiere / Essen der Menschen
Ein Pferd braucht zirka 50 Kilo Weidegras (welches erst einmal vorhanden sein und gefunden werden muss..) und 20 Liter Wasser am Tag.(Einfache Rechnung). Macht bei 45.000 persischen Reitern die Kleinigkeit von 2.250.000 Kilo Gras und 900.000 liter Wasser. Umgerechnet sind das zusammen 3.150 Tonnen pro Tag !
Aber natürlich wollen unsere Infanteristen auch etwas essen. Ein römischer Legionär wurde mit 5-8 liter Wasser pro Tag gerechnet. Dazu ungefähr 3 Kilo Weizen. Macht , um es zu runden, 10 Kilo/Mann.
Kommen wir wieder zu unserem Persischen Heer. 250.000 Mann mal (einfach gerechnet) 5 l Wasser sind 1.250.000 Liter Wasser. oder 1250 Hektoliter. In römisch/griechischen Amphoren gerechnet, welche durchschnittlich 25 Liter fassten wären das rund 50.000 Amphoren. Dazu die 3 Kilo Weizen pro Mann sind nochmal 750.000 Kilo oder 750 Tonnen Weizen.
PRO TAG…!
Also kommen zu den 3.150 Tonnen Verpflegung für die Tiere nochmal 2.000 Tonnen für die Menschen dazu. Macht zusammen: schlappe 5.150 Tonnen benötigter Verpflegung am Tag!
Bei einer auf die maximale Tagesleistung bezogene ausdauernde Zugkraft eines Pferdes von ca. ein Fünftel seines Körpergewichts, braucht es also nochmal zirka 1000 Zugpferde (neben den Kavalleriepferden). Wenn man diese Mengen mit einem auf die ausdauernde Tragkraft eines Viertel bis eines Drittels des Körpergewichts des Pferdes zugrunde legt- würden sich diese Pferde dann mit einem Durchschnittstempo von ca. 4 km/h bewegen.
Is klaar.., dass diese 1000 extra Pferde auch wieder Futter, und die Pferdeknechte was zum Essen und trinken brauchen…! Wasserstrasssen gabs ja nicht sehr viele…, seiner Zeit…!
Da fällt mir dann nur noch eine Kleinigkeit ein…, der Marsch zur Schlacht.
Wenn ich mal davon ausgehe, dass 5 Mann nebeneinander gehen, und man pro Rang 1 Meter Platz lässt, damit sich die Mannen nicht auf die Fersen treten, dann wäre dieser Heerwurm 50.000 Meter oder 50 Kilometer lang. Bei einer Geschwindigkeit römischer Legionäre von 25 Kilometern am Tag kämen die letzten Jungs erst 2 Tage nach Beginn der Schlacht am Schlachtfeld an. (Und die Perser konnten nicht einmal annähernd so gut marschieren wie die Römer..also wohl eher nach 4 Tagen…)
Und da haben wir den langsamen Tross und die Fresszeit der Tiere auf der Wiese (die es größtenteils nicht gab…), die Suche nach Wasser, das Ausrauben der Landbevölkerung usw. noch gar nicht mitgerechnet…
Aber.., anscheinend haben sie es ja irgendwie geschafft…
Seltsam..?
Aber so steht es geschrieben….